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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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hatte.
    Warum war ausgerechnet sie so oft enttäuscht worden? Warum hatten so viele Menschen die Versprechen gebrochen, die sie ihr gegeben hatten? Misty hörte noch heute die Stimme ihrer Mutter, der schönen rothaarigen Carrie, die gern teure Kleider trug und immer mit ihrem schlechten Gewissen kämpfte.
    „Sobald ich mich zurechtgefunden habe, hole ich dich zu mir“, hatte sie immer wieder versprochen, wenn sie Misty im Heim besuchte. „Deine Schwester habe ich zur Adoption freigegeben. Du weißt, sie war kränklich, und ich hätte nicht für sie sorgen können. Aber auch dich wegzugeben …“
    Das Ergebnis dieser wiederholten Versprechen war, dass Misty von Geburt an in Heimen und bei Pflegeeltern gelebt hatte. Anfangs hatte ihre Mutter sie hin und wieder besucht, aber die Besuche waren immer seltener geworden und hatten nach Mistys fünftem Geburtstag ganz aufgehört.
    Erst Jahre später hatte sie erfahren, dass ihre Mutter längst wieder verheiratet war und ihrem zweiten Ehemann die Existenz ihrer illegitimen Zwillingstöchter verschwiegen hatte.
    Ein gepflegter älterer Mann in Stewarduniform, der sich Alfredo nannte, empfing Misty an der Tür des Apartments. Sie betrat einen großen, mit Marmorfliesen ausgelegten Flur, von dem man in einen Empfangsraum gelangte. Er war äußerst sparsam möbliert und ganz in Weiß gehalten. Nur von den Bildern ging etwas Leben aus, ansonsten wirkte alles nüchtern und abweisend.
    Nachdem Alfredo ihr das geräumige Schlafzimmer mit Ankleideraum und Badezimmer gezeigt hatte, übergab er ihr ein Merkblatt, auf dem mehrere Termine für Kosmetik- und Frisiersalons eingetragen waren. Misty verzog das Gesicht. Die Geburt der neuen Melissa! Allem Anschein nach lag ein anstrengender Nachmittag vor ihr.
    Stunden später entschied Misty, dass auch eine wallende Haarmähne und falsche Fingernägel nicht darüber hinwegtäuschen konnten, wie langweilig ihr Leben als falsche Geliebte sein würde.
    Sie saß noch in der Limousine, die wegen des abendlichen Berufsverkehrs nur langsam vorwärts kam, als Leone sich über Funktelefon meldete.
    „Ich hole dich um sieben Uhr ab“, sagte er mit seiner tiefen, dunklen Stimme, die bei Misty immer noch ein nervöses Kribbeln auslöste.
    „Wohin fahren wir?“, fragte sie.
    „Zu einer Filmpremiere.“
    „Oh!“ Mit so einer Veranstaltung hatte Misty nicht gerechnet.
    „Leg den Schmuck an“, fügte Leone noch hinzu. „Ich habe Diamanten für dich gewählt.“
    Misty ging direkt ins Schlafzimmer und fand ein flaches herzförmiges Etui auf dem Frisiertisch vor. Es enthielt ein Diamantcollier und dazu passende Ohrringe. Dafür waren ihre beiden Koffer verschwunden. Eine Überprüfung des Ankleideraums ergab, dass jemand für sie ausgepackt und eine Anzahl neuer Kleider in ihrer Größe hinzugefügt hatte. Ein langes, sehr enges silbrig glitzerndes Kleid mit Spaghettiträgern hing für den Abend bereit. Es trug das Etikett eines weltweit angesehenen Modehauses.
    Um halb acht betrat Misty das Wohnzimmer, wo Leone an dem breiten, bis zum Fußboden reichenden Fenster stand. Schon von hinten sah er atemberaubend aus. Das Sonnenlicht schimmerte auf seinem dunklen Haar und umrahmte die makellose Figur – von den breiten Schultern über die schmalen Hüften bis zu den langen, kräftigen Beinen.
    „Ich warte nicht gern“, sagte er, noch bevor er sich umgedreht hatte.
    „Du hast mir nicht viel Zeit gelassen.“ Misty blieb an der Tür stehen und wartete angespannt darauf, was er bei ihrem Anblick sagen würde.
    Endlich drehte er sich um. „Dio mio! Deshalb hast du den ganzen Nachmittag gebraucht, um dich fertig zu machen.“
    Misty wusste, dass sie nie besser ausgesehen hatte. Der matte Silberschimmer und die funkelnden Diamanten passten vollendet zu ihrem kupferroten Haar und ihrem blassen Teint, und das raffiniert einfach geschnittene Kleid betonte ihre schlanke Figur. Ein bis über das Knie reichender Schlitz, der ein Bein erkennen ließ, gab ihm den modischen Schick.
    „Du siehst fantastisch aus.“ Leones Blick hing wie gebannt an Mistys Gesicht – an ihren silbergrauen Augen, den sanft glühenden Wangen und den vollen, dunkelrot gefärbten Lippen. Dann glitt er langsam tiefer, um ihr ganzes Erscheinungsbild zu würdigen.
    Misty stockte der Atem bei dieser peinlich genauen Überprüfung. Sie fühlte wieder Leones starke männliche Ausstrahlung und überließ sich einem unerwarteten und ihr selbst unerklärlichen Glücksgefühl.
    „Danke“,

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