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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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darüber nach.“
    Misty begriff wieder einmal, wie geschickt Leone zu taktieren verstand. Eine Woche warten zu müssen, ohne dass etwas zwischen ihnen geklärt war, kam einer Niederlage gleich. Hatte er sie bereits so abhängig von sich gemacht? Sie warf ihm einen herausfordernden Blick zu und sagte: „Ich werde dich nicht vermissen.“
    „Du sprichst wie ein kleines Mädchen, amore.“ Leone nahm ihre Hand, die sie zwischen ihnen auf den Sitz gelegt hatte. „Warum willst du etwas ändern, das so gut funktioniert?“
    „Vielleicht funktioniert es nur für dich gut“, antwortete sie und entzog ihm ihre Hand.
    Die erste Hälfte der Woche verbrachte Misty bei Birdie, die zweite in der Londoner Wohnung. Am letzten Abend vor Leones Rückkehr war sie so nervös, dass sie sich entschloss, ins Kino zu gehen. Sie fand erst spät Schlaf und dachte zuletzt noch daran, dass ihre Regel mehrere Tage überfällig war. Sie schob es auf die Aufregungen der letzten Zeit und schlief darüber ein.
    Morgens um zwei Uhr rief Leone an. „Meine Maschine landet um sieben“, erklärte er mit seiner tiefen, dunklen Stimme.
    Misty seufzte schläfrig. „Heute Abend?“
    „Heute Morgen“, verbesserte er sie.
    „Oh!“
    „Schlaf weiter. Wenn du wieder aufwachst, bin ich bei dir.“
    Misty wollte dem Rat folgen, aber um fünf war sie wieder wach. Die Vorfreude auf Leone ließ sie nicht mehr schlafen. Nachdem sie eine Weile mit sich gerungen hatte, beschloss sie, ihrem Wunsch zu folgen und ihn vom Flughafen abzuholen.
    Jetzt blieb ihr nicht mehr viel Zeit. Sie zog an, was ihr in die Hände kam – ausgestellte weiße Jeans und ein türkisfarbenes Seidentop –, und bestellte ein Taxi. Natürlich kam es so spät, dass sie durch die Ankunftshalle rennen musste, um rechtzeitig an der Sperre zu sein.
    Misty war noch etwa zehn Meter entfernt, als Leone erschien. Atemlos blieb sie stehen, strich ihr offenes Haar zurück und wartete darauf, dass er sie erkennen würde. Er wirkte zerstreut, fast abweisend, sah aber so hinreißend wie immer aus. Als er sie endlich entdeckte, blieb er unvermittelt stehen, und ein entgeisterter Ausdruck erschien auf seinem Gesicht.
    Mit diesem Empfang hatte Misty nicht gerechnet. Ohne genau zu wissen, was sie tat, drehte sie sich um und floh in die entgegengesetzte Richtung. Sekunden später geriet alles um sie her in Bewegung. Eine Kamera blitzte auf und blendete sie so, dass sie stehen bleiben musste. Laute Stimmen drangen auf sie ein, aber sie begriff nicht, was los war, und wich erschrocken zurück. Nur ein Gedanke beschäftigte sie: Leone hatte sie gesehen und war vor Entsetzen erstarrt.
    „Wussten Sie, dass Oliver Sargent …“, erklang es von einer Seite und von einer anderen: „Miss Carlton, was fühlen Sie, nachdem Sie das gehört haben? Zorn? Bitterkeit?“
    Immer mehr Fotografen und Journalisten drängten auf sie ein, während sie in panischer Angst zurückwich. Plötzlich stand Leone neben ihr, riss einem Mann die Kamera aus der Hand und warf sie so heftig zu Boden, dass Misty zusammenzuckte.
    „Lassen Sie sie gefälligst in Ruhe!“, fuhr er die Umstehenden an, drückte Misty an sich und schützte sie mit seinem Körper vor den mitleidlosen Fotografen, die unbedingt ihr verstörtes Gesicht aufnehmen wollten.
    Misty klammerte sich zitternd an Leone. „Was geht hier vor?“
    Zwei Wachmänner schritten ein, um den Weg freizumachen, und Leone rettete Misty rasch aus dem Gewühl.
    „Jemand erwähnte Oliver Sargent …“
    Doch es war noch zu früh für Erklärungen. Die Meute blieb ihnen auf den Fersen, und als sie endlich die Limousine erreichten, hatte Misty Stiche in der Seite und bekam kaum noch Luft.
    „Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass du mich so früh abholen würdest“, erklärte Leone aufgebracht. „Die Leute von der Presse erwarteten einen Kommentar von mir. Erst als ich dich sah, wurde mir klar, welche Hölle um dich losbrechen würde. Dir ist noch nichts geschehen?“
    „Nein, aber sag mir bitte, was los ist.“ Misty drückte beide Hände gegen ihre Schläfen, hinter denen es schmerzhaft pochte. Trotz allem war sie erleichtert, dass sie Leones Reaktion auf ihren Anblick falsch gedeutet hatte.
    „Eine große Tageszeitung bringt heute eine Enthüllungsgeschichte, in der du eine Rolle spielst“, antwortete Leone.
    Misty sah ihn erstaunt an. „Wie kann ich eine Rolle darin spielen? Ist es eine Geschichte über dich, in die ich zufällig hineingeraten bin?“
    „Nein.“

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