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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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wirkenden Empfangssalon führte, in den bereits die Sonne schien. „Er hat sich viele Feinde gemacht, die jetzt mit ihm abrechnen. Nimm es also nicht persönlich.“
    Misty erinnerte sich, selbst eine von Oliver Sargents Moralpredigten gelesen zu haben, in denen er die Zahl der unehelich geborenen Kinder und die bösen Folgen für die Gesellschaft gegeißelt hatte. Die Reaktion auf derartige Ergüsse war immer geteilt gewesen. Einige hatten ihn für seine strengen Ansichten gelobt, andere ihn geschmäht. Wenn sich jetzt herausstellte, dass er selbst uneheliche Kinder gezeugt und anschließend verlassen hatte, wurde er als Musterbeispiel eines Heuchlers entlarvt und war politisch erledigt.
    Schon nach den ersten zuckersüßen Sätzen war Misty klar, dass sie als Opfer und Objekt des Mitleids hingestellt werden sollte. Die ausgewählten Bilder verfolgten denselben Zweck. So hatte man neben dem prächtigen Landhaus der Sargents das kleine Reihenhaus abgebildet, in dem Misty gewohnt hatte, bevor sie nach „Fossetts“ gekommen war.
    „Der erste Mann deiner Mutter war wesentlich älter und lehrte an einem College“, erzählte Leone, ehe Misty sich weiter in den Artikel vertiefen konnte. „Er ermutigte sie zu studieren, und an der Universität lernte sie Oliver kennen.“
    „Ich kann mir meine Mutter gar nicht als Studentin vorstellen.“ Misty überflog die nächsten Sätze, in denen sie als schwieriges Kind bezeichnet wurde, das häufig die Schule geschwänzt hatte. Das stimmte zwar, hatte unter Birdies Einfluss aber bald aufgehört.
    „Die Affäre zwischen beiden wurde erst bekannt, als Sutton nachweisen ließ, dass du und deine Zwillingsschwester nicht seine Kinder sein konntet. Deine Mutter suchte bei Oliver Zuflucht, aber er ließ sie eiskalt sitzen. Er war damals schon mit Jenny verlobt.“
    Mistys unglückliche Kindheit wurde im weiteren Verlauf des Artikels mit Olivers aufwendigem Lebensstil und seiner erfolgreichen Karriere verglichen. Auch ihre Verlobung mit Philip wurde erwähnt, ebenso der Grund, warum Philip die Verlobung gelöst hatte.
    „O nein!“, schluchzte Misty auf, als sie ihr am besten gehütetes Geheimnis einer sensationslüsternen Öffentlichkeit preisgegeben sah. „Wie gemein, wie erbärmlich …“
    Leone riss ihr die Zeitung aus der Hand und schloss sie tröstend in die Arme. „Per amor di Dio … auch davor konnte ich dich nicht schützen. Es war bereits zu spät. Nimm es dir nicht zu Herzen, cara. Jedes Wort in diesem Artikel beweist nur, was für eine besondere Frau du bist.“
    „Ist es etwas Besonderes, keine Kinder bekommen zu können?“ Misty wollte sich losmachen, aber Leone hielt sie fest und lehnte ihren Kopf an seine Brust.
    „Für mich macht es keinen Unterschied“, erklärte er nachdrücklich.
    Leones Versicherung stürzte Misty nur in größere Verzweiflung. Was lag ihm schon daran, ob sie Kinder bekommen konnte oder nicht? Er wollte sie ja nicht heiraten! Trotzdem hätte sie ihm das traurige Geheimnis um ihr Leben gern verschwiegen. Die Angst, wegen ihrer Unfruchtbarkeit als weniger weiblich oder Frau zweiter Klasse angesehen zu werden, saß noch zu tief.
    Allmählich versiegten Mistys Tränen. Es tat so gut, von Leone gehalten zu werden, in seinen Armen geborgen zu sein. Welchen Sinn hatte es, sich dagegen zu wehren? Sie liebte ihn doch so sehr. Sie liebte ihn um seiner selbst willen und weil er zu ihr hielt, wo jeder andere Mann feige Ausflüchte gesucht hätte.
    Sie schmiegte sich dichter an ihn und sah vertrauensvoll zu ihm auf. „Liebe mich, Leone.“
    „Misty, ich …“
    Sein kurzes Zögern genügte, um sie zur Besinnung zu bringen. Tief verletzt, stieß sie ihn zurück. „Vergiss, was ich gesagt habe.“
    Sie war noch nicht an der Tür, da hatte Leone sie schon auf die Arme genommen. „Santo cielo! Wie kannst du annehmen, dass du mir gleichgültig bist? Ich habe mich jede Stunde nach dir gesehnt!“
    Misty fühlte sich wie erlöst. Trotz all der schmutzigen Enthüllungen begehrte Leone sie. Jetzt sehnte sie sich noch mehr danach, in seiner leidenschaftlichen Umarmung alles zu vergessen.
    „Aber zuerst müssen wir reden …“
    „Später, Leone. Nichts kann so wichtig sein.“
    „Misty …
    „Still.“ Sie wollte nichts hören und drückte die Lippen auf seine, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    Leone nahm die Aufforderung ernst. Er trug sie über den Korridor in sein Schlafzimmer, das sehr maskulin ganz in dunklen Grüntönen eingerichtet war. Dort

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