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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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Leone wählte seine Worte mit ungewöhnlicher Sorgfalt. „Ein Freund hat mich gewarnt, als ich noch in New York war. Er hat mir per E-Mail eine Kopie des Leitartikels zugeschickt.“ Leone reichte Misty eine zusammengefaltete Zeitung. „Es tut mir leid, amore … mehr, als ich sagen kann.“
    Was sollte Leone leidtun? Misty faltete die Zeitung auseinander und blickte starr auf die Titelseite. Unter einem Foto von ihr, dass anlässlich der Filmpremiere aufgenommen worden war, stand in großen Buchstaben: IST DIES OLIVER SARGENTS LANG VERLORENE TOCHTER?
    „Was soll der Unsinn?“ Misty sah ungläubig auf die Unterzeile und das kleinere Foto, das seitlich eingefügt war. Es zeigte den bekannten Politiker, den sie auf „Eyrie Castle“ kennengelernt hatte.
    „Ohne DNS-Test kann die Behauptung nicht bewiesen werden.“ Leone wirkte äußerst angespannt. Seine hohen Wangenknochen traten stärker als sonst hervor. „Aufgrund der mir vorliegenden Informationen bin ich allerdings geneigt anzunehmen, dass Oliver Sargent tatsächlich dein leiblicher Vater ist.“
    Leones klare und nüchterne Worte halfen Misty, ihre Benommenheit abzuschütteln. Sie dachte an ihren instinktiven Widerwillen gegen den falschen Charmeur und fragte: „Dann glaubst du, dass diese verrückte Geschichte wahr ist?“
    Leone nickte. „Ja.“
    Es war Misty, als stürzte ihre ganze bisherige Welt in sich zusammen. Als Kind hatte sie sich oft gefragt, wer ihr Vater sein könnte, aber ihre Mutter hatte sich bis zu ihrem Tod geweigert, den Namen preiszugeben. Misty hatte die Hoffnung, ihren Vater doch noch zu finden, längst aufgegeben, und jetzt wusste eine beliebige Zeitung mehr über ihn als sie selbst. Wie sollte sie damit fertig werden?
    Die Zeitung lag immer noch auf Mistys Schoß. Sie hatte bisher nur die Titelseite gesehen und wollte weiterlesen, aber Leone legte ihr eine Hand auf den Arm. „Warte damit, bis wir bei mir sind.“
    „Bei dir?“
    „Deine Wohnung wird inzwischen von den Presseleuten belagert. Bei mir kann ich dich besser schützen.“
    Misty musterte Leone aufmerksam. Er wirkte ernster als jemals zuvor. Sein ganzes Verhalten bewies, dass er ihr helfen und sie schützen wollte. Dafür war sie ihm dankbar, obwohl sie sich gleichzeitig tief beschämt fühlte.
    „Du bist wegen dieser Sache früher zurückgekommen, nicht wahr?“, fragte sie. „Das tut mir leid.“
    „Dafür besteht kein Grund. Ich selbst habe den Skandal ausgelöst.“
    Ausgelöst?, fragte sich Misty. Aber wodurch? Indem er sie ausgeführt und die Öffentlichkeit auf sie aufmerksam gemacht hatte? Nein, viel eher war sie selbst schuld, weil sie sich geweigert hatte, nach der Filmpremiere mit den Reportern zu sprechen. Hätte sie einiges von sich erzählt, wäre sie der Presse schnell langweilig geworden, und man hätte sie in Ruhe gelassen.
    Aber wie hatten andere herausfinden können, was ihr über so viele Jahre hin nicht gelungen war? Ihr Verstand weigerte sich immer noch, die sensationelle Schlagzeile als Wahrheit zu akzeptieren. Wie konnte sie Oliver Sargents Tochter sein, und warum hatte sie ausgerechnet diesen Mann vor einer Woche kennengelernt? Selbst wenn man an Zufälle glaubte, musste da ein Zusammenhang bestehen.
    Misty beugte sich wieder über die Zeitung, aber Leone zog sie ihr weg. „Lies diesen Unsinn nicht.“
    „Was tust du da?“
    „In den Klatschblättern wird alles unnötig aufgebauscht. Verschwende deine Zeit nicht damit.“
    Misty schloss unwillkürlich die Augen. Sie würde doch alles lesen. Sie würde jedes Wort wie tödliches Gift trinken, aber es war vielleicht besser, das ohne Zeugen zu tun. Es musste viel Gemeines in dem Artikel stehen, wenn Leone sich so bemühte, ihn vor ihr zu verbergen.
    Sie hielten vor einem großen, eleganten Wohnhaus. Bevor Misty einen richtigen Blick darauf werfen konnte, stand sie schon in dem geräumigen Flur, wo ein italienischer Diener sie erwartete.
    „Ich muss das lesen“, sagte sie zu Leone, der die Zeitung noch in der Hand hielt.
    „Lass uns nach oben gehen“, antwortete er und führte sie die breite Treppe hinauf. „Wir wollen erst frühstücken. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich bin hungrig.“
    Misty hätte keinen Bissen hinuntergebracht, aber sie folgte Leone und tat so, als wäre ihr bisheriges Leben nicht gerade in tausend Scherben zersprungen.
    „Denk daran, dass die Presse Oliver Sargent und nicht dich treffen will“, fuhr Leone fort, während er Misty in einen freundlich

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