Julia Festival Band 0103
fragen.“
„Warum, Ursula?“, erkundigte Katy sich ernst.
Ursula ließ sich in ihrer Tätigkeit nicht stören. „Erstens trau ich dir nicht zu, dass du derart missgünstig bist, mir nicht einige Tage Urlaub zu gönnen, und zweitens bin ich morgen bei meiner Schwester eingeladen, das habe ich dir bereits erklärt.“
Katy schnaufte verächtlich und funkelte sie trotzig an. Dabei fiel Ursula wieder die starke Ähnlichkeit zwischen Vater und Tochter auf. „Du bist doch Weihnachten schon immer bei deiner Schwester gewesen!“
„Eben.“ Ursula lächelte vielsagend. „Amber wäre sehr enttäuscht, wenn es dies Jahr anders wäre.“
„Dann mach ihr einfach klar, dass du lieber mit Daddy und mir feiern möchtest. Das möchtest du doch, oder?“
Ursula wandte sich Hilfe suchend an Ross, aber er reagierte nicht. Er tat weiterhin, als würde ihn die Unterhaltung nichts angehen, und nur ein leichtes Augenzwinkern verriet, dass er sich auf ihre Kosten amüsierte.
„Natürlich würde ich Weihnachten liebend gern mit deinem Daddy und dir feiern, Katy“, versuchte Ursula, sich aus der Affäre zu ziehen. „Nur sehe ich euch viel häufiger als Amber, und Amber ist meine einzige Angehörige.“
„Daddy hat gesagt, dass sie verlobt ist, mit dem Mann, dem diese Agentur für Models gehört.“
„Amber ist mit Finn Fitzgerald verlobt, ja. Was hat das damit zu tun?“
Katy ignorierte den warnenden Blick ihres Vaters. „Sehr viel“, behauptete sie keck. „Wollen die beiden nicht lieber allein sein, damit sie in Ruhe schmusen können? Du bist bestimmt nur das fünfte Rad am Wagen.“
„Wer hat dir das denn erzählt? Etwa dein Daddy?“
„Katy, warum gehst du jetzt nicht schlafen?“, mischte sich Ross eifrig ein. „Je eher du einschläfst …“
„… desto schneller ist der Weihnachtsmorgen da“, ergänzte Katy und seufzte. Gehorsam ging sie zu Ross, der es sich in einem Lehnstuhl bequem gemacht hatte, und gab ihm einen Gutenachtkuss. „Du musst zum Friseur, Daddy“, bemerkte sie.
Er lachte. „Und das von meiner Tochter Katy, die sich nur mit roher Gewalt zum Haareschneiden schleppen lässt.“
„Oh, ich habe das ja auch nur gesagt, weil Ursula sich über deine Frisur beschwert hat.“
„So, Ursula hat sich über mich beschwert“, meinte er trügerisch sanft.
Ursula wich seinem Blick aus und konzentrierte sich ganz auf Katy, die zu ihr kam und sie umarmte. „Bevor ich gehe, komm ich noch einmal zu dir hoch, um dir frohe Weihnachten zu wünschen, Katy“, versprach sie.
„Super! Und wann kommst du Weihnachten zu uns ?“, fragte Katy gespannt.
Ursula strich ihr eine widerspenstige Haarsträhne zurück, die ihr in die Stirn gefallen war. „Ich könnte direkt von Amber und Finn hierher kommen – wenn es nicht zu spät wird.“
„Wirklich? Das wäre echt toll!“ Sichtlich getröstet, schmiegte sich Katy an sie.
„Und denk daran, dass wir nächste Woche alle zusammen nach Prag fliegen“, erinnerte Ursula sie. „Die Silvesterfeier wird bestimmt super!“
„Ich werde Mummy treffen“, bemerkte Katy nachdenklich.
„Ja, Katy, Mummy wird auch da sein …“
„Und Julian Stringer.“ Katy verzog den Mund.
„Und Julian Stringer“, wiederholte Ursula ausdruckslos.
Diesmal rettete Ross die Situation. „Ab mit dir ins Bett, Katy. Du weißt, solange du nicht schläfst, kann der Weihnachtsmann nicht durch den Schornstein kommen.“
„Oh Daddy!“ Katy verdrehte die Augen.
„Was?“, erkundigte er sich unschuldig.
„Das weißt du ganz genau.“ Sie zwinkerte ihm zu.
„Ich weiß nur, dass der Weihnachtsmann nicht kommt, wenn man nicht an ihn glaubt. So einfach ist das. Selbst Erwachsene müssen an Überraschungen glauben, sonst erleben sie keine.“
„Wirklich?“ Vertrauensvoll sah sie zu ihrem Vater auf, und Ursula war erleichtert, dass Katy sich wenigstens in diesem Punkt noch die heile Welt ihrer Kindheit bewahren konnte. Denn es war schon hart für eine Zehnjährige, von heute auf morgen ohne Mutter auskommen zu müssen, selbst wenn Jane ab und zu aus Australien anrief und teure Geschenke schickte. Aber ein Ersatz für Mutterliebe war es natürlich nicht. Katy ist wirklich ein tapferes Mädchen, dachte Ursula.
„Dann gehe ich jetzt ins Bett und schlafe schnell ein, ganz bestimmt.“ Katy winkte noch einmal und schlüpfte dann aus dem Wohnzimmer.
Weder Ursula noch Ross sprachen ein Wort. Ursula spürte nur, dass Ross sie unverwandt ansah. Schließlich zwang sie sich, ihm in
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