Julia Festival Band 0103
deinem Namen?“
Sie ließ sich ihren Ärger über diese taktlose Frage nicht anmerken. „Amber will heiraten, Ross, nicht ich! Und selbst wenn – das Kleid würde mir gar nicht passen, denn ich bin viel zu dick.“
„Wirklich?“ Er kniff die Augen zusammen und betrachtete sie so distanziert und kritisch, wie er es mit seinen Entwürfen zu tun pflegte.
Ursula war darüber empört. „Es ist eine kleine Größe und ein figurbetonter Schnitt“, antwortete sie mühsam beherrscht. „Nichts für eine Frau mit meinem Umfang.“
„Warum regst du dich so auf, Ursula? Bist du vielleicht eifersüchtig, weil deine Schwester schlanker ist als du?“
Nein, sie war nicht eifersüchtig auf Amber, jedenfalls nicht ernsthaft, sie war einfach nur … enttäuscht. Enttäuscht, weil sie wider besseres Wissen insgeheim doch gehofft hatte, dass sie und Ross sich näherkommen würden, nachdem Jane ihn verlassen hatte und nach Australien verschwunden war.
Warum schien Ross ihre Figur noch nie richtig bemerkt zu haben? Sicherlich nicht, weil er vor dem Gesetz noch verheiratet war, sondern weil sie, Ursula O’Neil, Ross ihn völlig kalt ließ!
„Lass uns von etwas anderem sprechen, ja?“, bat sie und lächelte matt.
Sein eindringlicher Blick und der entschlossene Zug um seinen Mund verrieten, dass Ross ihrer Bitte nicht nachkommen würde. „Warum hast du mir diese Geschichte noch nie erzählt, Ursula?“
„Weil Männer sich für Hochzeiten und für alles, was damit zusammenhängt, überhaupt nicht interessieren!“, erwiderte sie hitzig. „Jede Frau weiß, dass bei ihnen die Klappe fällt, wenn das Thema auch nur berührt wird! Und selbst wenn ich bei dir ein Interesse vermutet hätte, wäre ich nie so taktlos gewesen, dir gegenüber vom Heiraten zu sprechen, weil …“
Ross zog die Brauen hoch. „Weil was?“
Sosehr sie ihre unbedachten Worte auch bereute, sie konnte jetzt nicht mehr zurück. „Weil dich deine Frau vor knapp einem halben Jahr im Stich gelassen hat“, beendete sie tapfer ihren Satz.
„Oh, sie hat mich schon vor viel längerer Zeit im Stich gelassen“, antwortete er so leise, dass sie es kaum verstehen konnte.
Am liebsten hätte sie nachgehakt, wie er das meinte, denn nur zu gern hätte sie gewusst, wie es zu der Trennung gekommen war. Aber es war besser, wenn Ross seine Geheimnisse für sich behielt. Er war ihr Boss, und sein Innenleben ging sie nichts an. Würde sie mit ihm über seine persönlichen Probleme sprechen, würde sie die ohnehin schon komplizierte Situation nur noch komplizierter machen.
Ursula stellte ihr leeres Glas auf den Tisch und stand auf. „Jetzt muss ich aber wirklich gehen“, erklärte sie.
Auch Ross erhob sich und stellte sich so dicht neben sie, dass sie den Duft seines Rasierwassers deutlich wahrnehmen konnte. Sein dunkles, welliges Haar war zerzaust, und sie konnte den Blick nicht von ihm abwenden.
„Und wann sehen wir uns wieder?“, erkundigte er sich.
Ursula schluckte, versuchte, ruhig durchzuatmen und seine Nähe zu ignorieren. In Situationen wie dieser, noch dazu Weihnachten, fiel es ihr unsagbar schwer, die Grenze zwischen Privatem und Beruflichem zu ziehen. Sie fragte sich, ob Ross spürte, welche Wirkung er auf sie ausübte. Höchstwahrscheinlich ja. Ganz bestimmt wusste er, dass sie Wachs in seinen Händen war und ihm bei der ersten Berührung hingebungsvoll in die Arme sinken würde …
„Ich schaue morgen Abend vorbei, wenn ich von Amber zurückkomme“, erwiderte sie, krampfhaft bemüht, fröhlich und unbeschwert zu klingen.
„Schön.“ Ross ging zum Kamin und nahm ein langes, schmales, in Silberfolie gewickeltes Päckchen vom Sims. „Das ist für dich, Ursula. Ich möchte mich damit bei dir für alles bedanken, was du für Katy getan hast. Katy und ich wissen deinen Einsatz sehr zu schätzen. Fröhliche Weihnachten, Ursula.“ Er überreichte es ihr. „Aber mach es bitte erst morgen früh auf.“
Es war nicht ihr erstes Weihnachtsgeschenk von ihm, doch diesmal schien es etwas ganz Besonderes zu sein. Ursula betrachtete das Päckchen in ihrer Hand und versuchte, sich gegen die fast übermächtige Faszination, die dieser Mann auf sie ausübte, zu wehren.
„Oh Ross! Das war doch nicht nötig … Du brauchst doch nicht …“, begann sie stockend.
„Wenn Sie jetzt sagen wollen, dass das Geschenk überflüssig wäre, Miss O’Neil, dann werde ich Sie bei den Schultern packen und durchschütteln, bis Sie wieder zu Verstand kommen! Ursula, sei
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