Julia Festival Band 0103
sie und Amber lachend Arm in Arm, sie hielt mit der freien Hand ihren riesigen Hut fest und wirkte ungewöhnlich fröhlich.
„Gefällt dir das Kleid?“, fragte sie.
„Ja, sehr sogar“, antwortete er versonnen. „Aber natürlich bin ich in Sachen Hochzeitskleider nur ein Laie.“
„Habt ihr euch auch kirchlich trauen lassen?“ Sie bereute ihre Spontaneität sofort, als sie bemerkte, wie finster seine Miene wurde.
„Nein“ war alles, was er sagte.
Und sie wollte auch gar nicht mehr hören. Schnell deutete sie auf ein anderes Foto. „Hier, dieser Rotschopf, das ist Holly Lovelace. Ihre Mutter hat das Kleid entworfen, und Holly hat es auch als Erste getragen. Wie du siehst, ist sie jetzt schwanger.“
Ursula nahm Ross die Bilder ab und blätterte sie durch. „Hier, das ist ein besseres Foto von ihr und ihrem Ehemann Luke Goodwin. Nun haben beide, Holly und Amber, das Kleid getragen. Wenn es nach den Wünschen meiner Mutter ginge, wäre ich jetzt an der Reihe.“ Sie zuckte die Schultern. „Leider ein unerfüllbarer Wunsch.“
Ross kniff die Augen zusammen. „Du bist also grundsätzlich gegen die Ehe?“
Will er mich jetzt absichtlich missverstehen?, wunderte sie sich. Möchte er mich blamieren? „Nein, Ross“, erwiderte sie. „Es gibt aber zwei Dinge, die dagegensprechen.“
„Und die wären?“
„Erstens bin ich viel zu fett, um dieses Kleid auch nur über den Kopf zu bekommen!“ Ursula betrachtete ihn abwartend, er gab jedoch keinen Kommentar ab.
„Und zweitens?“, hakte er ruhig nach.
„Das Zweite ist – verglichen mit dem ersten – natürlich nebensächlich, aber ich habe keinen Mann, der den Bräutigam spielen möchte.“
„Gibt es denn wirklich keinen einzigen Aspiranten?“
Sie schüttelte so nachdrücklich den Kopf, dass er lächeln musste, und es war ein Lächeln, bei dem sie weiche Knie bekam. „Was ist daran so lustig?“, erkundigte sie sich nervös.
„Nichts. Ich bin nur so unglaublich froh, dass du niemanden in der Hinterhand hast – obwohl das natürlich gemein von mir ist.“
„Nein, als gemein würde ich das nicht bezeichnen.“ Ursula bemühte sich nach Kräften, objektiv und gerecht zu bleiben. „Höchstens als etwas selbstsüchtig, denn eine unverheiratete Frau ist für jeden Boss die ideale Arbeitskraft. Sie wird nicht durch häusliche Pflichten und Probleme abgelenkt und ist viel loyaler.“
„Daran habe ich, ehrlich gestanden, überhaupt nicht gedacht.“
Herausfordernd blickte sie ihn an. „Wirklich nicht? Du kannst mir ruhig die Wahrheit sagen, Ross. Ich bin eine Frau, die den Tatsachen durchaus ins Auge sehen kann.“
Jetzt wurde er richtig ärgerlich. „Hör endlich auf damit, Ursula! Hör auf, dein Licht ständig unter den Scheffel zu stellen! Als ich gesagt habe, dass ich unglaublich froh bin, wollte ich damit ausdrücken, dass ich …“
„Du bist egoistisch, Ross!“
„Egoistisch?“ Seine Augen blitzten zornig.
Doch auch sie war jetzt wütend. Sie hatte es plötzlich satt, die gute Seele in seinem Büro zu sein. Sie wollte nicht mehr die gute alte Ursula sein, die sofort alles stehen und liegen ließ, wenn es darum ging, ihrem Boss einen Gefallen zu tun. Lange genug hatte sie sich für Ross aufgeopfert und ihren Kummer tapfer hinuntergeschluckt, statt ihm auch nur einmal die Meinung zu sagen.
„Ja, egoistisch! Du willst mich überhaupt nicht, Ross. Trotzdem passt dir die Vorstellung nicht, ein anderer könnte mich haben wollen.“
Ross betrachtete sie unverwandt. „Du unterstellst mir also, dass ich dich nicht will?“
„Natürlich willst du mich nicht. Du würdest mich auch nicht wollen, wenn du frei und ledig wärst! Warum solltest du auch? Du hast die freie Wahl unter den schönsten und schicksten Frauen in ganz London!“
Darauf ging er nicht ein. „Und als ich dich geküsst habe, bevor du nach Irland geflogen bist? Hast du da auch geglaubt, du wärst mir gleichgültig?“
„Das war etwas anderes …“
„So? Könntest du mir das bitte etwas genauer erklären?“
Nein, sie war nicht so verblendet, sich einzubilden, dass Ross Sheridan sich nicht hatte zügeln können, nur weil er sie, seine viel zu mollige Sekretärin, im Badeanzug gesehen hatte!
Wenn sie sich doch nur ruhiger und sachlicher mit ihm über dieses heikle Thema unterhalten könnte! Doch dazu sah er viel zu gut aus – dazu fühlte sie sich viel zu stark zu ihm hingezogen.
„So richtig weiß ich auch nicht, wie es zu diesem Kuss kommen konnte“,
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