Julia Festival Band 0103
Teller beiseite und stützte den Kopf in die Hände. „Ich möchte wirklich nicht undankbar erscheinen, Mr. Goodwin, aber ich hatte mir ganz andere Farben vorgestellt. Weiße Wände und große Kübel mit Grünpflanzen hat heutzutage jeder – und weiße Kleider wirken nicht vor weißen Wänden.“
„So?“, wiederholte er ausdruckslos.
„Ich möchte, dass die Wand in einem tiefen Blaugrün gestrichen wird, das an das schimmernde Gefieder eines Pfaus erinnert.“
„Das ist erst eine Wand.“
Sie atmete tief ein und konzentrierte sich darauf, ihm das Farbschema zu schildern, das ihr vorschwebte. „Richtig. Der Laden hat drei Wände und die Schaufensterfront. Die zweite Wand soll in einem geheimnisvoll leuchtenden Purpur gestrichen werden – Sie wissen schon, wie die Mäntel der Kaiser und Könige.“
Lukes Vorstellungsgabe war völlig überfordert. „Und die letzte Wand? Himmelblau?“
Holly schüttelte den Kopf und lächelte nachsichtig. „Nein. Gold.“
„Gold?“
„Mm.“ Holly blickte verträumt vor sich hin. „Gold ist die ideale Farbe für alles, was mit Heiraten zu tun hat, denn der goldene Ehering symbolisiert Unverbrüchlichkeit und ewige Treue. Das sind Werte, an die sich die Kundinnen meines Ladens erinnert fühlen sollen.“
Luke wünschte, diese Holly Lovelace würde in ihrer Begeisterung nicht ganz so ungezwungen gestikulieren. Wenn sie doch nur einen BH tragen würde! War ihr denn noch nie aufgefallen, wie ihre lebhaften Bewegungen die Aufmerksamkeit des Betrachters unweigerlich auf ihre Brüste lenkten und wie deutlich sich ihre Knospen unter dem dünnen Material des T-Shirts abzeichneten?
Seine sexuellen Fantasien drohten erneut mit ihm durchzugehen, und Luke musste schlucken. Er konzentrierte sich wieder auf die Sache, um die es ging. „Das klingt sehr anspruchsvoll. Solche Spezialfarben gibt es hier bestimmt nicht, sondern müssen extra bestellt werden. Wird das die Eröffnung nicht unnötig verzögern?“
„Falsch!“ Holly strahlte ihn an. „Ich habe mich natürlich schon längst danach erkundigt: Ein Geschäft, wie wir es suchen, gibt es ganz in der Nähe, in Winchester nämlich.“
Wir .
Dieses kleine Wörtchen machte Luke unbegreiflicherweise schwer zu schaffen. Hatte er vielleicht Angst, dass Holly Forderungen, finanzielle oder emotionale, an ihn stellen könnte? Hatte er ihr irgendwelche Hoffnungen gemacht? Luke meinte nicht, denn er hatte sich ihr gegenüber immer neutral und korrekt verhalten, mit keinem Wort hatte er etwas erwähnt, das bestimmte Erwartungen in ihr hätte wecken können.
Holly merkte sofort, dass sie Luke mit ihrer Spontaneität irritiert hatte. Sie bekam ein schlechtes Gewissen und hielt sich die Hand vor den Mund. „Es tut mir leid“, entschuldigte sie sich. „Ich wollte nicht unverschämt sein.“
Er schüttelte den Kopf. „Sie sind keineswegs unverschämt. Wir fahren zusammen nach Winchester und suchen die Farben aus.“ Es war nur recht und billig, dass er mitfuhr, denn schließlich musste er die Rechnung bezahlen.
„Aber haben Sie denn nicht …“ Holly wusste plötzlich nicht, wie sie sich ausdrücken sollte.
Belustigt blickte er in ihre grünen, vor Verwirrung weit geöffneten Augen. „Was habe ich, Holly?“
„Ich meine, haben Sie denn nichts anderes vor?“
Das hätte ich schon, dachte er selbstironisch.
Das, was er wirklich von Holly wollte, sah er plötzlich so bildhaft vor sich, dass er verzweifelt die Augen schloss. Mein Interesse an dieser Frau ist rein sexueller Natur, sagte er sich zum wiederholten Mal, als würde das Argument dadurch glaubhafter, es ist lediglich eine hormonelle Angelegenheit, die sich wieder geben wird. Ob Holly davon etwas mitbekam? Spürte sie die Spannung, unter der er stand?
Ihr seine Gastfreundschaft anzubieten, war ein großer Fehler gewesen, denn mit seiner Rolle als barmherziger Samariter hatte er sich eindeutig übernommen. Es war ihm nicht gelungen, Hollys Wirkung auf ihn dadurch abzuwehren, dass er ihre Beziehung auf die zwischen Mieterin und Vermieter reduzierte. Sosehr er seinen Verstand auch bemühte, seine Gefühle ließen sich nicht beeinflussen, und der Zauber, den Holly auf ihn ausübte, blieb ungebrochen.
Mit ihren grünen Augen, der hellen Haut und den wilden kupferfarbenen Locken verfolgte ihn diese Frau bis in den Traum. Mit ihr zu schlafen schien Luke der einzige Weg, sich von seinen zwanghaften Fantasien zu befreien. Doch diese Therapie war ihm zu drastisch.
Er
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