Julia Festival Band 0103
aber gar nicht dazu passte, wie sie ihn manchmal ansah. Und es passte erst recht nicht zu ihrer Erscheinung. Heute trug sie eine hautenge schwarze Samthose, die ihre Beine noch schlanker und länger erscheinen ließ. Er riss sich gerade noch rechtzeitig von diesem atemberaubenden Anblick los, um einem Schlagloch auszuweichen.
„Verdammt!“, murmelte er leise, als der Wagen dabei ins Schlingern geriet.
„Sie sollten nicht fluchen, Luke“, ermahnte sie ihn sanft.
Und Sie sollten sich züchtiger anziehen, hätte er am liebsten geantwortet, unterließ es aber.
Sie entschieden sich für ein asiatisches Restaurant, wo sie sich ein scharf gewürztes Reisgericht bestellten, das beiden ausgezeichnet schmeckte. „Das war gut“, meinte Luke zufrieden, tupfte sich mit der Serviette den Mund ab und schob den Teller beiseite. „Fast wie unser Sonntagsessen in Kenia.“
„Ehrlich?“ Holly betrachtete skeptisch das frittierte Fladenbrot, das sie übrig gelassen hatte. „ Das haben Sie auch gegessen?“
Luke musste lächeln. „Das auch.“
„War Ihr Leben in Afrika nicht völlig anders?“
Gedankenverloren betrachtete er, wie das Kerzenlicht goldene Reflexe auf ihr Haar zauberte. Das Farbspiel erinnerte ihn an den Sonnenuntergang in Kenia, wie er ihn oft von seiner Terrasse aus beobachtet hatte, wenn er nach einem langen, heißen Arbeitstag abends sein erstes Bier trank.
„Ja, mein Leben dort war völlig anders. Der Rhythmus wurde allein von den Jahreszeiten und den Tieren bestimmt.“
„Ist der Nationalpark groß?“
Luke lächelte nachsichtig. Holly konnte Fragen stellen wie ein Kind. „In Afrika gibt es keine kleinen Nationalparks, Holly. Das gängige Fortbewegungsmittel für den Aufseher ist das Flugzeug. Ich hatte meine eigene kleine Sportmaschine, mit der ich unterwegs war, um die Herden zu zählen. Manchmal bin ich auch schon ganz früh aufgestanden, weil das die günstigste Zeit für eine Fahrt mit dem Heißluftballon war.“
„Ehrlich?“
„Ehrlich. Das sind für mich die schönsten Erinnerungen, klare Luft, herrliches Licht und kaum Wind. Und die Tiere fühlen sich durch einen Ballon nicht bedroht, man kann sie also in aller Ruhe beobachten. Habe ich dann verletzte Tiere entdeckt, sind wir später mit dem Jeep hingefahren und haben uns um sie gekümmert.“
„Sie müssen sehr tierlieb sein“, bemerkte Holly nachdenklich.
„Nicht so, wie Sie denken. Tiere in der freien Wildbahn sind anders als die niedlichen Welpen und süßen kleinen Katzen, mit denen wir uns hier zu umgeben pflegen. In Afrika respektiert der Mensch die Tiere, weil er auf sie angewiesen ist. Mit dem Verhältnis eines Europäers zu seinem Haustier hat das wenig zu tun.“
Kein Wunder, dachte Holly, dass Luke so braun gebrannt ist, so muskulös und stark, wenn er in Kenia ein solch naturverbundenes Leben geführt hat. Wieder spürte sie das beinahe unwiderstehliche Verlangen, mit dem Finger die Konturen seines markanten Kinns nachzuzeichnen. „Sie sind der erste wirkliche Abenteurer, den ich kenne“, sagte sie jedoch nur.
„Machen Sie keinen Helden aus mir, Holly, Wildhüter ist ein Job wie jeder andere auch.“
„Das finde ich nicht. Jeden Morgen im feinen Anzug, den Aktenkoffer in der Hand ins Büro zu gehen und bis zum Feierabend am Schreibtisch zu sitzen, das ist für mich schon etwas anderes.“ Allein die körperliche Arbeit, die mit seinem Beruf verbunden war, schätzte sie ungleich schwerer ein. Keinem einzigen Mann ihres Bekanntenkreises würde sie zutrauen, mit solchen Belastungen fertigzuwerden. „Und was haben Sie in Ihrer Freizeit getan?“
„Ich habe Flusswanderungen gemacht, gezeltet und mich um meine Orangen- und Zitronenbäume gekümmert, die dafür sorgten, dass ich jeden Morgen frisch gepressten Saft trinken konnte. Manchmal bin ich auch geritten.“
„Sie haben also ein recht einsames Leben geführt?“
„Manchmal.“
Holly wollte ihn schon nach der Frau in seinem Leben fragen, überlegte es sich aber im letzten Moment doch anders. Denn sie wollte es nicht wissen, wollte nachts von Luke träumen können, anstatt sich, von Eifersucht gequält, in ihrem Bett von einer Seite auf die andere zu drehen.
Was, in aller Welt, ging nur in ihr vor? Holly schluckte. Ich will mit Luke schlafen, dachte sie entsetzt.
Luke kniff die Augen zusammen. „Ist Ihnen nicht gut? Sie sind plötzlich ganz rot im Gesicht.“
„Mir ist einfach nur heiß. Ich bin viel zu warm angezogen.“ Hastig trank Holly einen
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