Julia Festival Band 0103
wünschte, er hätte Holly früher getroffen, als er noch jünger gewesen war und Liebeleien nicht so ernst genommen hatte, denn Holly Lovelace war eine unkonventionelle, wunderschöne und verführerische Frau – ideal für eine stürmische Affäre.
Je eher der Laden fertig wurde und sie aus seinem Leben verschwand, desto besser. Es bestand allerhöchste Gefahr, dass er, Luke, vergaß, dass er nicht mehr frei war.
„Nein, ich habe wirklich nichts anderes vor“, bestätigte er deshalb noch einmal. „Außerdem kommt Margret gleich zum Putzen, und wir wären hier sowieso nur im Weg. Sobald Sie fertig sind, fahren wir nach Winchester.“
5. KAPITEL
Luke reichte Holly die Kaffeetasse über den Frühstückstisch. „Bald haben Sie es geschafft!“ Er versuchte, begeistert zu klingen. „Noch eine Woche bis zur Eröffnung.“
Schweigend blickten sie sich an.
„Sie sind ein sehr unkomplizierter Gast gewesen“, fügte Luke hinzu. Die Vorstellung, dass sie bald ausziehen würde, gefiel ihm ganz und gar nicht. Er war schon vor dem Frühstück im Laden gewesen und hatte überrascht feststellen müssen, dass dies die erste Baustelle seines Lebens war, die termingerecht fertig wurde.
„Noch sind Sie mich nicht los“, antwortete Holly scherzhaft, obwohl ihr gar nicht danach zumute war. Der Gedanke, Apson House verlassen zu müssen, war nicht gerade erfreulich, denn sie hatte sich hier wie zu Hause gefühlt. Und sie mochte Luke. Sie mochte ihn sogar sehr.
Eigentlich habe ich nicht den geringsten Grund zum Klagen, sagte sie sich, denn ich kann mein Atelier zum geplanten Zeitpunkt eröffnen. Das Schild „Open“ in die Tür zu hängen würde bestimmt ein Moment sein, an den sie sich ihr ganzes Leben stolz erinnerte. Holly freute sich schon auf all die aufgeregten Bräute, die voller Vorfreude und mit hochroten Wangen die Stoffmuster aus Satin, Taft und Seide begutachten würden.
Aber die vergangenen Tage in Lukes Gesellschaft …
Holly seufzte unbewusst, denn sie war Lukes Anziehungskraft schon längst erlegen. Sie war sich jedoch nicht sicher, ob Luke das auch beabsichtigt hatte. Auf alle Fälle fand sie es nicht weiter verwunderlich, dass sie nur ungern von hier wegging. Welche Frau würde schließlich die Gesellschaft eines Mannes wie Luke Goodwin nicht genießen? Er war höflich, charmant, belesen und konnte einen zum Lachen bringen.
Außer seiner enormen Wirkung auf das andere Geschlecht, wofür er ja eigentlich nichts konnte, hatte er in ihren Augen nur einen Fehler: Er war autoritär.
Luke blickte sie an und runzelte die Stirn. „Wenn Sie sich von Ihrem Käfer trennen wollen, dann sollten Sie es jetzt tun, denn im Moment brauchen Sie das Auto nicht dringend. Als Erstes sollten Sie den Wert schätzen lassen. In Winchester gibt es einen Händler, der auf alte Käfer spezialisiert ist.“
„Habe ich denn gesagt, dass ich ihn verkaufen will? Ich kann mich wirklich nicht daran erinnern.“
„Sollte ich mich da so täuschen?“ Lukes blaue Augen blickten so unschuldig wie die eines Neugeborenen. „Es liegt natürlich ganz bei Ihnen, aber denken Sie nur an gestern.“
Holly senkte den Kopf, als sie sich daran erinnerte. Sie hatte Luke nämlich anrufen und darum bitten müssen, sie abzuschleppen. Der Käfer hatte bei dem feuchtkalten Wetter einfach nicht wieder anspringen wollen, nachdem sie ihn beim Einkaufen kurz auf einem Parkplatz abgestellt hatte.
„Sie haben ja recht. Lassen Sie uns also zu dem Händler fahren.“
Der Preis, den er ihr bot, war so attraktiv, dass Holly einen Verkauf ernsthaft in Erwägung zog. Dann hatte sie noch eine Besprechung mit dem Dekorateur, der das Schaufenster zur Eröffnung gestalten sollte, und so war es fast sechs, als Luke und sie endlich in Winchester fertig waren und wieder nach Woodhampton fahren konnten.
„Wollen wir unterwegs irgendwo gemütlich zu Abend essen?“ Luke musterte Holly im dämmrigen Licht des Autos kurz von der Seite.
„Das wäre wunderbar!“, brachte sie atemlos hervor und hätte sich dafür die Zunge abbeißen können. Wieso benahm sie sich wie eine Sechzehnjährige, die zu ihrem ersten Rendezvous eingeladen wurde?
Luke runzelte die Stirn. Aus dieser Frau wurde er einfach nicht klug! Sie war schüchtern, sie errötete und sah ihn aus ihren großen grünen Augen so vertrauensvoll an, dass er sich dafür hasste, sie zu begehren – was er immer häufiger tat.
Sie erinnerte ihn an ein naives Schulmädchen, was
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