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Julia Festival Band 0103

Julia Festival Band 0103

Titel: Julia Festival Band 0103 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SHARON KENDRICK
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von einer Putzfrau, die in dem Geschäft arbeitete, erstanden, einer älteren, rundlichen Irin, die nie im Leben in das Kleid gepasst hatte. Was dann damit geschah, weiß niemand. Das Kleid schien sich einfach in Luft aufgelöst zu haben.“
    Luke aber war nicht an dem Schicksal eines Kleides, sondern an dem von Holly interessiert. „Und was macht Ihre Mutter jetzt?“
    „Wahrscheinlich hält sie sich in der Karibik auf oder befindet sich auf einer Kreuzfahrt irgendwo im Süden.“
    Luke entging die Bitterkeit nicht, die aus ihrer Stimme klang. „Und warum ist sie nicht hier? Es wäre doch wohl nur natürlich, dass sie ihrer Tochter bei dem ersten, schweren Schritt in die Selbstständigkeit zur Seite steht.“
    Holly schnitt ein Gesicht. „Wahrscheinlich wird das ihr derzeitiger reicher alter Ehemann nicht zulassen.“
    „Aha. Von daher weht also der Wind!“
    Holly zuckte nur die Schultern. Schon als Kind hatte sie gelernt, dass eine zynische Betrachtungsweise unangreifbar machte. „Lässt sich nicht jede Ehefrau aushalten?“, fragte sie provozierend.
    Luke jedoch ließ sich nicht täuschen. „Es muss schlimm für Sie sein.“
    „Ich habe mich daran gewöhnt. Ihr ganzes Leben hat meine Mutter die Männer ausgenutzt. Aber ich kann mich darüber nicht beklagen – sie hat mir damit eine erstklassige Ausbildung finanziert.“
    „Und Ihr Vater?“
    „Den kenne ich nicht.“ Holly hob das Kinn, als sie Lukes fragenden Blick bemerkte. Es war ihr wichtig, ihm diese Frage ehrlich zu beantworten. „Wenn Sie jetzt eine rührende Geschichte von einem viel zu jung verblichenen Ehemann erwarten, muss ich Sie leider enttäuschen, denn meine Mutter weiß selbst nicht, wer mein Vater ist. Als sie entdeckte, dass sie schwanger war, kamen zwei Männer dafür in Betracht. Da sie jedoch keinen von beiden wirklich mochte, sagte sie auch keinem von beiden, dass sie ein Kind erwartete.“
    Luke stieß hörbar den Atem aus. „Das ist ja nicht zu fassen!“ Plötzlich erkannte er, dass seine Kindheit gar nicht so einmalig und ausgefallen gewesen war, wie er bisher immer angenommen hatte.
    „Wahrscheinlich muss ich meiner Mutter noch dankbar sein, dass sie mich überhaupt zur Welt gebracht hat.“ Holly sah ihm in die Augen. „Habe ich Sie jetzt schockiert?“
    „Ein wenig schon, das muss ich zugeben. Aber das war doch auch Ihre Absicht, oder?“
    Sie senkte den Blick. „Und weshalb sollte ich Sie schockieren wollen?“
    „Unehelich geboren zu sein war für Sie bestimmt nicht immer leicht, denn man ist damit früher nicht so großzügig umgegangen, wie man es heute tut. In Ihrer Kindheit galt das noch als Schande, stimmt’s?“
    „Ja“, antwortete sie kaum hörbar, denn der alte Schmerz, anders zu sein als all ihre Spielkameraden, war immer noch lebendig.
    „Deshalb haben Sie sich bestimmt angewöhnt, die Tatsache, keinen Vater zu haben, so schonungslos wie möglich zu beschreiben. Wenn Sie das Schlimmste schon selbst sagten, konnte kein anderer Sie mehr verletzen – oder aburteilen. Habe ich recht?“
    Holly legte die Gabel auf den Tisch. „Sie haben recht.“ Dieser Luke Goodwin verstand sie viel zu gut. „Ich weiß nicht, warum ich Ihnen das alles erzählt habe. Das ist sonst gar nicht meine Art, am allerwenigsten bei Fremden.“
    Er lächelte. „Vielleicht haben Sie es mir gerade deswegen erzählt, weil wir Fremde sind und uns unter so ungewöhnlichen Umständen kennengelernt haben.“
    „Was hat das denn damit zu tun?“
    „Es ist nichts Ungewöhnliches, dass sich Menschen, die im Fahrstuhl stecken bleiben oder durch andere Umstände plötzlich von der Außenwelt abgeschnitten werden, ihr ganzes Leben beichten. Die gewohnten Verhaltensregeln haben in der Isolation plötzlich keine Gültigkeit mehr, und neue treten an ihre Stelle.“
    Holly blickte in ihr Weinglas, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. Merkte er denn gar nicht, wie sehr sie sich wünschte, dass er sie küsste? Sie musste unbedingt das Gespräch in andere Bahnen lenken.
    „ Ich habe Ihnen zwar viel über mich erzählt, aber Sie haben mir so gut wie nichts über sich verraten“, korrigierte sie ihn.
    „Ich habe Ihnen doch von meiner Erbschaft berichtet“, hielt er ihr entgegen.
    „Ach, das! Das ist doch uninteressant. Ich möchte etwas über ihr richtiges Leben erfahren, Ihr Leben als Wildhüter!“
    Luke lachte. Es wäre so einfach, hier am Kamin sitzen zu bleiben und dieser Frau mit den faszinierend grünen Augen über sich zu

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