Julia Festival Band 0105
letzten begehrlichen Blick auf das Essen trollte sich das Tier und lief zu seinen Besitzern zurück.
Stille war wieder eingekehrt, doch die Stimmung hatte sich geändert. Noch eben hatte die Atmosphäre vor Erotik geknistert, jetzt war der magische Moment vorbei, wie Cally bedauernd feststellte.
Nick strich ihr sanft über die Wange und sagte zärtlich: „Ich bringe dich jetzt wohl besser nach Hause.“
„Okay.“ Sie rang sich ein Lächeln ab und half ihm dabei, die Sachen im Picknickkorb zu verstauen.
Als sie schließlich wieder zu Hause gewesen waren, hatte Nick sich schnell mit einem Handkuss verabschiedet. „Ich muss heute Abend noch nach London fahren, weil ich dort einiges zu erledigen habe. Wir sehen uns dann übermorgen vorm Altar.“
Cally hatte nur stumm genickt und die Tür hinter sich geschlossen. „Nur noch zwei Tage“, hatte sie voller Sehnsucht vor sich hin gesagt.
Immer wieder muss ich mich daran erinnern, dachte Cally jetzt. Damals am Fluss hätte Nick fast mit ihr geschlafen. Warum kann ich das nicht einfach vergessen?, fragte sie sich. Andererseits war es gut, sich die Szene ins Gedächtnis zurückzurufen, denn dadurch wurde ihr bewusst, wie einfach es für Nick gewesen wäre, sie zu verführen.
Auch Nick musste das wissen, und er würde sich diese Erkenntnis zunutze machen. Außerdem würde er dafür sorgen, dass man sie dieses Mal nicht unterbrach. Cally lief ein Schauer über den Rücken. Sie würde mit Nick schlafen, er würde sie besitzen, doch Küsse und Zärtlichkeiten würde sie abwehren. Sie war nicht mehr das unschuldige Mädchen, das zu seinem Helden aufsah, wie sie es noch vor einem Jahr gewesen war. Gut, sie würde also mit ihm schlafen, doch er durfte nie erfahren, wie sehr sie sich noch immer nach ihm verzehrte. Ihre wahren Gefühle musste sie vor ihm verbergen.
Sie beschloss, einen Spaziergang im Park zu machen, um auf andere Gedanken zu kommen.
7. KAPITEL
Der Anblick der wunderschönen Parkanlage lenkte Cally tatsächlich von ihren Gedanken ab. Es war herrlich, in der Natur unterwegs zu sein. Das frisch gemähte Gras duftete, zarte Blüten kündeten von einem Neuanfang. Alles wirkte so friedlich.
Cally stellte sich vor, wie es wäre, Hand in Hand mit Nick über den weitläufigen Rasen zu spazieren. Immer wieder würden sie stehen bleiben, Nick würde sie zärtlich anlächeln und sie küssen. Wie oft hatte sie noch vor einem Jahr davon geträumt.
Ich muss verrückt sein, dachte sie und versuchte, jeden Gedanken an Nick abzuwehren.
Als sie zu den streng symmetrisch angelegten Beeten gelangte, bemerkte sie einen älteren Mann bei der Gartenarbeit. Er richtete sich auf, als er sie näher kommen sah, und strahlte. „Wie schön, Sie zu sehen, Miss Caroline. Entschuldigung – Lady Tempest, wollte ich sagen.“
Cally erwiderte das Lächeln. „Bleiben Sie ruhig bei Miss Caroline, Mr. Robins. Ich kann mich sowieso nicht an den Titel gewöhnen. Übrigens wusste ich gar nicht, dass Sie auf Wylstone arbeiten.“
Der alte Mann wirkte verlegen. „Doch, schon seit über sechs Monaten, und ich habe sogar zwei Auszubildende. Ich bin froh, hier zu arbeiten, denn einige meiner Kunden, wie auch Ihr Großvater, haben uns verlassen. Und auf Wylstone habe ich eine sichere Anstellung. Sir Nicholas ist ein wunderbarer Chef.“ Nach kurzem Schweigen fragte er: „Sind Sie auf dem Weg zum Reitstall?“
„Oh … ja, sicher“, antwortete Cally, die mit ihren Gedanken wieder ganz woanders war. Nick war also ein guter Chef …
Warum tat sie nicht einfach so, als wäre sie auch eine seiner Angestellten? Vielleicht war das die Lösung ihrer Probleme. Sie würde ihre Beziehung einfach als Arbeitsverhältnis betrachten. Hoffentlich machten ihre Gefühle ihr keinen Strich durch die Rechnung!
Sie verabschiedete sich von Mr. Robins und schlug den Weg zum Reitstall ein. Eigentlich hatte sie gar nicht vorgehabt, zu den Pferden zu gehen, doch die Alternative wäre gewesen, zum Haus zurückzukehren, und dazu hatte sie auch keine Lust.
Da sie niemanden auf dem Hof vorfand, ging sie weiter zur Weide. Die hinter den Baumwipfeln untergehende Sonne blendete so sehr, dass Cally die Augen abschirmen musste.
Drei Pferde grasten auf der Weide. Zwei standen friedlich zusammen im Vordergrund, das dritte stand am anderen Ende des Weidezauns und versuchte, sich durch Schweifschlagen gegen lästige Fliegen zu wehren.
Cally stützte sich auf den Zaun und blickte starr auf das einsame Pferd. Es kam ihr
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