Julia Festival Band 0105
steckt. Jedenfalls braucht Nick eine Frau, und du bist die perfekte Besetzung, mein Täubchen: jung, frei und bis über beide Ohren verliebt in ihn.“
„Du bist so gemein, Adele.“
Adele hatte sie amüsiert gemustert. „Ich will dir doch nur helfen. Vanessa wird nur eine von vielen sein. Übrigens tritt Nick in der Beziehung in die Fußstapfen seines Vaters. Der ist auch jedem Rock hinterhergelaufen und hat viele Herzen gebrochen. Deine Schwiegermutter hat schließlich die Konsequenzen gezogen und hat sich ganz ihrer Karriere als Archäologin gewidmet. Ach ja, noch etwas: Du tust mir leid. Während Nick seine Geliebte tröstet und ihr erzählt, dass er nur aus Vernunftgründen geheiratet hat, schleichst du hier mit jammervoller Miene durchs Haus und wartest darauf, deine Unschuld zu verlieren.“
„Wie kannst du nur so gewöhnlich sein“, hatte Cally gesagt und war an Adele vorbei aus dem Haus gestürmt. Nach kurzer Überlegung war sie durch einen anderen Eingang zurückgekehrt und hatte sich in ihrem alten Zimmer umgezogen. Das Brautkleid hatte sie achtlos liegen lassen. Sie hatte nur ihre Handtasche mitgenommen, in der auch der Autoschlüssel steckte.
Eine Woche vor der Hochzeit hatte Nick ihr einen eleganten Sportwagen geschenkt.
Mit dem fuhr sie jetzt direkt zum Southwood Cottage. Sie hatte die Bewohnerin sogar schon einmal gesehen. Eine dunkelhaarige Frau mit einem Madonnengesicht, die im Garten gearbeitet hatte. Stille Wasser waren wohl tief …
Cally hatte im sicheren Abstand vom Haus geparkt und war die restliche Strecke zu Fuß gegangen. Als sie Nicks Wagen vor der Tür stehen sah, war auch der letzte Hoffnungsschimmer, dass Adele gelogen hatte, zunichte gemacht. Schon von Weitem hatte Cally Stimmen gehört. Ihr Mann war im Garten und hielt die weinende Vanessa Layton im Arm.
„Es wird alles gut, Liebling“, hatte Cally gehört. „Ich werde immer für dich da sein.“
Wenig später waren die beiden im Haus verschwunden, und Nick hatte an einem der Fenster im oberen Stockwerk die Vorhänge zugezogen.
Cally hatte auch genug gesehen. Ein überwältigender Schmerz hatte sie durchzuckt. Der Anblick der fremden Frau in den Armen ihres, Callys, geliebten Mannes hatte ihr das Herz gebrochen.
Bis heute wusste Cally nicht, wie sie zum Wagen zurückgekommen war. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, dass sie fort wollte. Fort von Nick und fort von seinem Betrug.
Das war ihr auch gelungen. Doch was hatte es gebracht? Statt die erhoffte Scheidung zu erreichen, die sie endgültig von Nick trennen sollte, war sie wieder in Wylstone gelandet. Und Nick stellte die Bedingungen. Sie sollte mit ihm zusammenleben, das Bett mit ihm teilen und ihm einen Erben schenken.
Cally ließ den Blick über die weitläufige Parklandschaft gleiten. Nur unter Auferbietung all meiner Selbstbeherrschung werde ich das überleben, dachte Cally. Insgeheim befürchtete sie jedoch, dass Nick sie trotz seines hassenswerten Verhaltens noch immer um den kleinen Finger wickeln konnte.
Seit ihrer ersten Begegnung hatte sie eine tiefe, verwirrende Erregung empfunden, wenn Nick nur in ihre Nähe gekommen war. Jeder Blick, jedes Lächeln von ihm hatte sie nur noch tiefer ins Gefühlschaos gleiten lassen. Es waren Empfindungen, die sie wegen ihrer Unerfahrenheit nicht verstand.
Nick übte auch jetzt noch eine enorme Anziehungskraft auf sie aus. Daran hatte das Jahr der Trennung absolut nichts geändert.
Damals am Flussufer hatte sie sich zum ersten Mal eingestanden, dass er sie magisch anzog, dass er Macht über sie besaß. Das Gefühl hatte sie bereits vorher gehabt, doch sie hatte es verdrängt, weil sie nach den vielen Veränderungen in ihrem Leben genug damit zu tun gehabt hatte, wieder den Boden unter den Füßen zu finden.
Der Tod ihres Großvaters hatte sie schon genug aus der Fassung gebracht, als sie dann noch erfahren musste, dass der alte Herr nur Schulden hinterlassen hatte, war sie völlig am Boden zerstört gewesen. Als Nick sie dann gebeten hatte, ihn zu heiraten, war sie völlig aus dem Häuschen gewesen. Nun brauchte sie sich um die Zukunft keine Sorgen mehr zu machen. Nick würde sich um alles kümmern.
Überglücklich war sie ihm um den Hals gefallen. Eben noch hatte ihre Zukunft dunkel und traurig ausgesehen, nun war sie wieder hell und freundlich. Für Cally war ein Traum in Erfüllung gegangen. Sie hatte Nicks Antrag sofort angenommen.
Die Hochzeitsvorbereitungen hatte sie ihm überlassen. Da ihr Großvater
Weitere Kostenlose Bücher