Julia Festival Band 0105
sagen?“
„Das hast du gesagt.“
„Und du willst wirklich nicht hören, was ich dir zu sagen habe?“
„Wenn ich das gewollt hätte, hätte ich damals auf dich gewartet.“
„Du liebe Zeit.“ Nick schüttelte verzweifelt den Kopf. „Können wir bitte wie zwei erwachsene Menschen darüber sprechen? Lass uns von vorn anfangen. Wir wollen so tun, als hätte es die vergangenen zwölf Monate nie gegeben. Wir sind hier, Cally, wieder vereint und verheiratet. Das allein zählt.“ Er schwieg einen Moment lang. „Übrigens habe ich ein Hochzeitsgeschenk für dich.“
„Ich will ja nicht undankbar erscheinen, aber ich möchte kein Hochzeitsgeschenk haben.“
„Aber es ist eine Tradition, dass der Bräutigam seiner Braut ein Geschenk macht“, sagte Nick leise.
„Wieso legst du plötzlich so viel Wert auf Traditionen?“, fragte sie misstrauisch. „Du verlangst doch sicher wieder eine Gegenleistung für deine Großzügigkeit, oder?“
Nick sah sie nur schweigend an. Schließlich fragte er: „Willst du wirklich nicht wissen, was es ist? Willst du es nicht sehen?“
„Nein. Ich will nichts von dir, außer meiner Freiheit, aber die willst du mir ja noch nicht geben.“
„Noch nicht“, bestätigte er mit rauer Stimme. „Immerhin kann ich dafür sorgen, dass wir uns nur im Bett sehen, vielleicht erleichtert dir das deinen Aufenthalt hier. Von Zeit zu Zeit werden wir allerdings gemeinsam essen müssen. Heute Abend beispielsweise. Wir sehen uns dann um halb neun im Esszimmer, mein Herz, und wir werden Margarets Speisen genießen. Du wirst natürlich dein Hochzeitskleid tragen. Und das ist keine Bitte, mein Täubchen, das ist ein Befehl. So, und nun werde ich dich in Ruhe lassen, ich habe noch zu tun.“ Er warf ihr einen frostigen Blick zu, stand auf und ging zur Tür.
Cally sah ihm fassungslos nach. „Nick“, sagte sie mit bebender Stimme. „Ich bitte dich.“
An der Tür wandte er sich noch einmal um. „Später, meine Süße.“
Cally war so außer sich über seine kalte Wut, die sie fast körperlich spürte, dass sie kaum noch Luft bekam. Taumelnd ging sie zur Verandatür, riss sie auf und atmete tief durch. Was erlaubt er sich eigentlich, so mit mir umzuspringen?, fragte sie sich, als sie an der Balustrade lehnte und auf den Garten hinausblickte.
Sie war vor ihm geflüchtet, weil sie unter Schock gestanden hatte und tief verletzt gewesen war – von ihm. Das Leben war ihr plötzlich unerträglich vorgekommen, und daran war er Schuld gewesen, nicht sie.
Die Vorstellung, ihn mit einer anderen Frau teilen zu müssen, war einfach zu entsetzlich gewesen. Würde er beim Liebesspiel Vergleiche anstellen, wer ihn mehr erregte?
Hatte Nick gehofft, sie wäre so verliebt in ihn, dass sie eine Nebenbuhlerin akzeptieren würde?
Langsam ging Cally auf, dass sich an ihrer Situation nichts geändert hatte. Die Flucht hatte sie keinen Schritt vorangebracht.
Was soll ich nur tun?, überlegte sie. Und dann erinnerte sie sich an die Konfrontation mit Adele vor einem Jahr. Sie waren sich in der Halle begegnet, und Adele hatte es gar nicht abwarten können, Cally brühwarm zu erzählen, was sie herausgefunden hatte.
„Sie heißt Vanessa Layton und hat als Innenarchitektin in London gearbeitet. Sie war dort sehr angesehen in ihrem Beruf. Nick hatte sie beauftragt, seine Wohnung einzurichten. So hat alles angefangen. Sie müssen eine heiße Affäre gehabt haben, denn sonst wäre die Frau wohl kaum bereit gewesen, alles stehen und liegen zu lassen und ins Southwood Cottage zu ziehen. Nick bezahlt alle Rechnungen. Nicht einmal die Miete wird ihr berechnet.“
Cally war blass geworden und hatte der Witwe völlig schockiert zugehört. Schließlich hatte sie sich so weit erholt, dass sie fragen konnte: „Woher weißt du das alles?“
Adele hatte boshaft gelächelt. „Die Papiere liegen in seinem Schreibtisch.“
„Du hast in Nicks Sachen geschnüffelt!“
„Es war reiner Zufall, dass ich die Rechnungen gefunden habe. Ich hatte nach meinen eigenen Unterlagen gesucht“, hatte Adele behauptet. „Die Beweise liegen in der oberen rechten Schublade. Du kannst ja selbst nachsehen. Vielleicht hat er die Sachen inzwischen allerdings woanders hingelegt. Er möchte sicher nicht, dass du ihm auf die Schliche kommst.“
„Wenn es stimmt, was du sagst, warum hat er dann nicht diese Vanessa geheiratet?“, hatte Cally mit heiserer Stimme gefragt.
„Sie ist schon verheiratet. Allerdings weiß niemand, wo ihr Mann
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