Julia Festival Band 0105
Court, wo es Linnet gelungen war, ihren Mann zum Bau eines Swimmingpools zu überreden.
Bis dahin war Chessie zu unbedeutend gewesen, um von Lady Markham bemerkt zu werden, doch die ältere Frau konnte sie nicht länger ignorieren, wenn sie auf benachbarten Sonnenstühlen lagen.
„Hallo.“ Linnets Augen waren hinter einer Designersonnenbrille verborgen. Ihre üppige Figur kam in dem knappen Bikini hervorragend zur Geltung. „Du bist also Allys kleiner Ferienflirt. Wie niedlich!“
Chessie biss sich auf die Lippe. „Guten Tag, Lady Markham.“ Sie berührte die lässig ausgestreckte Hand.
„Du kannst mich Linnet nennen.“ Die rot geschminkten Lippen wurden zu einem Lächeln verzogen. „Wir sind schließlich fast gleichaltrig, Süße.“
Chessie wäre bei ihren Besuchen Linnet am liebsten aus dem Weg gegangen, doch das war leider unmöglich. Es beschämte sie zutiefst, dass die Blondine ihre Unerfahrenheit und Unschuld sofort erkannt hatte und sie nun mit unerwünschten intimen Ratschlägen überschüttete.
Aber nichts, was Linnet sagte oder tat, konnte Chessies Glück trüben oder ihre heimlichen Hoffnungen zerstören.
Das geschah von einer völlig unerwarteten Seite.
Als Sir Robert verkündete, er werde seinen Sohn auf eine amerikanische Wirtschaftsakademie schicken, traf es sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Zunächst schien Alastair sich gegen die Entscheidung seines Vaters auflehnen zu wollen, doch als Sir Robert unerbittlich blieb, musste er sich notgedrungen fügen.
„Kannst du ihn nicht umstimmen?“, flehte Chessie.
„Es ist sinnlos, Liebes. Du weißt nicht, wie mein Vater ist, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat.“
Chessie hatte zugegebenermaßen stets nur Sir Roberts geniale, großzügige Seite gesehen. Ein derart launenhaftes Benehmen schien überhaupt nicht zu seinem Charakter zu passen.
„Ich komme ja wieder, Chessie.“ Alastair starrte auf einen Punkt in weiter Ferne. „Dies ist nicht das Ende, das lasse ich nicht zu.“
Und ich habe ihm geglaubt, dachte Chessie.
Wäre Alastair ernsthaft an ihr interessiert gewesen, hätte es sich um mehr als eine harmlose Jugendliebe gehandelt, dann hätte er sie vor seiner Abreise in die Staaten gebeten, ihn zu heiraten, oder sie angefleht, auf ihn zu warten. Das hatte sie bereits vor langer Zeit erkannt.
Natürlich hatte damals die gesamte Nachbarschaft mit einer Verlobung gerechnet. Und nach seiner Abreise hatten die Leute sie offen bedauert. Das wohlgemeinte Mitleid hatte jedoch ihren Liebeskummer und das Gefühl der Einsamkeit noch weiter verstärkt.
Genau wie die Haltung von Sir Robert, der keinen Zweifel daran gelassen hatte, dass er die Sache als flüchtige Affäre betrachtete, die man nicht ernst nehmen durfte. Linnets geringschätziges Lächeln hingegen hatte Chessie Übelkeit verursacht. Ihr war nie zuvor aufgefallen, wie sehr die ältere Frau sie verachtete.
Sie hatte sich seither oft gefragt, ob Sir Robert als cleverer Geschäftsmann etwas von den finanziellen Problemen ihres Vaters geahnt und sich deshalb entschlossen hatte, seine Familie von einem möglichen Skandal fernzuhalten.
Zur allgemeinen Überraschung der Einheimischen hatte Sir Robert seinen vorzeitigen Eintritt in den Ruhestand verkündet und seine Firma an einen europäischen Konzern verkauft. Innerhalb weniger Wochen nach Alastairs Abreise war das Anwesen geschlossen worden und die Markhams waren nach Spanien übergesiedelt.
Aber nun kamen sie offenbar zurück, obwohl das natürlich nicht bedeutete, dass Alastair sie unweigerlich begleiten würde. Bei dieser Vermutung konnte es sich durchaus um reines Wunschdenken von Jenny handeln.
Chessie hatte ihre Schwester auch nicht zu eindringlich befragen wollen. Zum einen sollte Jenny nicht in der Post herumlungern und die Gespräche anderer Leute belauschen, zum anderen hatte Chessie nicht den Eindruck erwecken wollen, dass sie an der Neuigkeit allzu interessiert wäre.
Gebranntes Kind scheut das Feuer, dachte sie bitter. Sie hatte wegen Alastair schon einmal das Herz auf der Zunge getragen. Dieses Mal würde sie vorsichtiger sein.
Falls es ein „dieses Mal“ geben sollte …
„Du liebe Zeit, Chessie! Ich hätte dich kaum wiedererkannt.“
Würde er das sagen, wenn – falls – er sie wiedersah?
Sie hatte kaum noch Ähnlichkeit mit dem Mädchen, das er einst gekannt hatte. Die Chessie jenes Sommers hatte von der Sonne gebleichtes Haar gehabt. Ihr sanft gebräunter Teint hatte vor Jugend, Gesundheit
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