Julia Festival Band 0105
dein armer Rücken für heute nicht bereits genug gelitten?“
„Wahrscheinlich“, bestätigte er ernst. „Ich bleibe ganz ruhig liegen und denke dabei an England oder dergleichen, falls dir das recht ist.“
„Ich werde mich bemühen, deine Wünsche zu befriedigen.“ Sie ließ die Lippen sacht über seine Hüfte und weiter hinuntergleiten.
Als Chessie am nächsten Morgen erwachte, fühlte sie sich unbeschreiblich glücklich. Sie blieb mit geschlossenen Augen liegen, um das Wohlbehagen auszukosten und vom neuen Tag zu träumen. Nach einer Weile drehte sie sich um und stellte fest, das Miles fort war. Seine Sachen waren ebenfalls verschwunden, also hatte er sich irgendwann in der Nacht angezogen und leise die Wohnung verlassen.
Vielleicht fand er es in seinem eigenen Zimmer bequemer, oder er wollte Jennys neu gewonnenes Vertrauen nicht dadurch auf die Probe stellen, dass sie ihn im Bett ihrer Schwester vorfand. Chessie war grenzenlos enttäuscht.
In der letzten Nacht war sie in Miles’ Armen selig und erschöpft eingeschlafen. Das Letzte, woran sie sich erinnerte, war der Klang seiner Stimme, als er ihr Zärtlichkeiten zugeflüstert hatte. Hätte sie nicht zumindest ein Abschiedswort verdient gehabt?
Heute war jedenfalls Sonntag, und nichts konnte sie daran hindern, ins Haus hinüberzugehen und ihm das beste Frühstück seines Lebens zu servieren. Sie stieg aus dem Bett und zog ihren Morgenmantel über.
Dann ging sie in die Küche, schaltete den Wasserkocher ein und steckte Brotscheiben in den Toaster. Kurz darauf gesellte sich eine gähnende Jenny zu ihr. Ihre Schwester war immer noch blass, wirkte aber nicht mehr so bedrückt wie am Vorabend.
„Wie hast du geschlafen?“
Jenny setzte sich an den Tisch. „Ganz gut, trotz der Albträume.“
Chessie tätschelte ihr aufmunternd die Schulter. „Es war eine schreckliche Sache, hoffen wir, dass du sie hinter dir hast.“
„Ich komme mir so dumm vor. Ich dachte wirklich, er würde mich mögen. Dabei sollte ich nur seine widerlichen Drogen an meine Freunde verkaufen.“ Jenny schaute sich um. „Wo ist eigentlich Miles?“
„In seinem Teil des Hauses, nehme ich an. Warum fragst du?“
„Nur so.“
„Er will, dass ich noch eine Weile bleibe und für ihn arbeite. Wir müssen also nicht ausziehen.“
„Gott sei Dank.“ Jenny bestrich einen Toast mit Butter und biss herzhaft hinein. Nachdem sie eine Weile schweigend gekaut hatte, meinte sie: „Falls du dich mit Miles wieder versöhnst, werde ich keine Probleme machen, Chess. Ich war ziemlich eklig zu ihm, aber das ist jetzt vorbei. Ehrenwort.“
„Das ist es nicht. Er geht fort und braucht mich als Verwalterin, bis er wiederkommt.“
„Oh.“ Jenny klang deprimiert. „Das ist alles.“
Nein, aber über mehr möchte ich momentan nicht nachdenken, sagte Chessie sich.
Eine Stunde später hatte Chessie geduscht und sich angezogen. Dann ging sie ins Haupthaus. Eigentlich hatte sie erwartet, Miles im Arbeitszimmer vorzufinden, aber der Raum war verlassen, und es gab auch sonst keine Anzeichen, dass Miles schon darin gewesen war.
Sie lief nach oben zu seinem Schlafzimmer und klopfte an die Tür. Als keine Antwort kam, trat sie ein. Das breite Bett war leer und unbenutzt.
Chessie machte auf dem Absatz kehrt und eilte die Treppe hinunter. Dabei rief sie laut seinen Namen. Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich. Er machte wahrscheinlich einen Spaziergang, schließlich war es ein schöner Tag.
Und während sie auf ihn wartete, konnte sie auch nachsehen, ob er ihr Arbeit hingelegt hatte. Wieder ging sie in sein Arbeitszimmer.
Auf dem Tisch lag tatsächlich ein kleiner Manuskriptstapel. Seine Reiseschreibmaschine – sein Talisman – war mit Miles verschwunden, wie Chessie schockiert feststellte. Er hatte sie noch nie mit aus dem Haus genommen. Chessie wurde klar, dass er nicht vorhatte, in absehbarer Zeit zurückzukehren.
Wie betäubt blätterte sie die Seiten durch. Er hatte das Buch beendet, und auch diesmal gab es kein Happy End.
Erst jetzt bemerkte sie den an sie adressierten Umschlag daneben. Obwohl sie den Brief nicht lesen wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als das Kuvert zu öffnen.
Liebe Chessie,
da das Buch fertig ist, habe ich beschlossen, früher als beabsichtigt nach London zu reisen. Wenn Du alles übertragen hast, schicke bitte den Ausdruck und die Diskette direkt an Vinnie. Sie wartet darauf.
Ich habe keine festen Pläne, und deshalb lasse ich Geld für allgemeine
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