Julia Festival Band 0105
Schwester erhielt den Auftrag, Chessie zu Miles zu bringen. Er lag in einem Krankenhaushemd im Bett und las Zeitung.
Chessie schaute sich im Zimmer um. Die Reiseschreibmaschine stand auf einem Tisch am Fenster – ein beruhigender Anblick. Leider gab es sonst nichts, was sie hätte trösten können.
„Bist du allein?“, fragte sie. „Kann sie nicht einmal für dich da sein, wenn du dein Leben, deine Gesundheit ihretwegen riskierst?“
„Wovon redest du? Und vor allem, was machst du hier?“
„Ich habe Schwester Taylor im Dorf getroffen. Sie hat mir erzählt, was du vorhast. Und ich rede von Sandie Wells. Diesen Unsinn machst du doch nur ihr zuliebe.“
„Ach ja?“ In seiner Stimme schwang ein sonderbarer Unterton. „Ich dachte, ich machte es deinetwegen.“
„Mach keine Witze. Ich weiß, dass du sie wieder triffst und dass sie in deiner Wohnung war. Wenn du sie immer noch so sehr begehrst, sollst du sie auch haben. Ich werde dir nicht im Weg stehen. Aber verzichte auf diese Operation. Sie ist zu gefährlich. Steffie hat mir von den möglichen Konsequenzen berichtet. Sag dem Arzt, dass du es dir anders überlegt hast. Es ist noch nicht zu spät. Und wenn sie dich wirklich liebt, nimmt sie dich auch so, wie du bist.“
„Wir müssen ein paar Dinge klären. Erstens war Sandie wirklich in meinem Apartment, aber nicht zusammen mit mir. Ich habe bei Freunden geschlafen. Zweitens sind sie und ich nicht ineinander verliebt. Sie und ihr Mann hatten Probleme, weil er will, dass sie ausschließlich seine Ehefrau ist, während sie ihre Karriere nicht aufgeben möchte. Sie brauchte Ruhe, um nachzudenken, und deshalb habe ich ihr meine Wohnung überlassen. Das Ergebnis ist, sie und ihr Mann haben einen Kompromiss gefunden und geben ihrer Ehe eine zweite Chance. Sie sind heute Morgen in die zweiten Flitterwochen auf den Bahamas aufgebrochen.
Was zwischen Sandie und mir war, ist längst vorbei. Du bist die einzige Frau, die ich liebe und begehre. Und ich will in jeder Hinsicht dein Ehemann sein. Deshalb bin ich hier. Falls du meine Liebe erwiderst, wäre jetzt ein guter Moment, es mir zu sagen“, fügte er hinzu.
„Ich liebe dich“, flüsterte Chessie. „Ich glaube, ich habe dich immer geliebt und wollte es bloß nicht wahrhaben. Du musst dich nicht dieser schrecklichen Operation unterziehen – nicht für mich …“
Miles klopfte auf sein Bett. „Setz dich, und hör mir zu, Liebling. Als wir uns zum ersten Mal begegneten, tat ich mir selbst noch sehr leid. Aber dann sah ich dich an und schaute in die traurigsten, furchtsamsten Augen, die ich je erblickt hatte. Ich wollte dich in die Arme nehmen und für immer beschützen. Aber das konnte ich nicht, und zu allem Überfluss hast du auch noch Salz in die Wunde gestreut, indem du versucht hast, mir zu helfen.“ Er schüttelte den Kopf. „Es war nicht mein bester Tag.“
„Ich erinnere mich.“
Er lächelte wehmütig. „Aber das ist nicht der einzige Grund. Ich bin es leid, ständig mit Schmerzen leben zu müssen und mich nur als halber Mann zu fühlen.“
Sie lachte leise. „Wir wissen beide, dass das nicht stimmt.“
„Es mag nicht logisch sein, trotzdem ist es eine Tatsache. Ich will mit unseren Kindern Ball spielen und dich nach oben ins Bett tragen. Und dann will ich dich die ganze Nacht lieben. Dafür lohnt sich jedes Risiko.“ Er hob ihre Hände an die Lippen. „Außerdem hat mir Sir Philip versichert, dass die Chancen für eine völlige Genesung ausgezeichnet sind.“ Zärtlich küsste er ihre Fingerspitzen. „Wirst du hier sein, wenn ich aufwache?“
„Ja. Und morgen. Und übermorgen. Und jeden Tag, solange du mich willst.“
Miles nickte. „Die Wohnungsschlüssel sind in der Kommode.“
Eine Schwester kam herein. „Zeit für Ihre Medikamente, Mr. Hunter.“ Sie lächelte Chessie an. „Sie müssen jetzt leider ins Besucherzimmer, Madam.“
Chessie küsste Miles zum Abschied auf die Lippen und ging hinaus.
Das Besucherzimmer war behaglich eingerichtet, aber trotzdem konnte sie das Warten kaum ertragen. Nach einer halben Ewigkeit, wie ihr schien, kam ein stattlicher grauhaariger Mann herein.
„Miss Lloyd, ich bin Philip Jacks und möchte Ihnen sagen, dass alles gut verlaufen ist. Mr. Hunter wird sich völlig erholen.“
„Darf ich ihn sehen?“
„Noch nicht. Aber ich will ihm gern etwas ausrichten.“
Chessie lächelte unter Tränen. „Sagen Sie ihm bitte, dass ich unterwegs bin, um einen Fußball zu kaufen.“
Er zog die
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