Julia Festival Band 05
anvertrauen, damit er einen Marketingbericht für einen Spielzeughersteller schreiben kann.“
Janka überlegte einen Moment. „Was ist daran so schlecht? Warum sollen die Kinder nicht das bekommen, was sie sich wünschen, anstatt jede Menge nutzloses Zeug, mit dem sie doch nicht spielen?“
„Du willst einfach nicht verstehen“, rief Laura hilflos, während sie auf einen Küchenstuhl sank.
„Im Gegenteil.“ Mit dieser Bemerkung betrat Tim die Küche. „Sie versteht vollkommen.“ Er nickte Janka zu, bevor er sich auf den Stuhl neben Laura setzte. „Genau das ist nämlich der Gedanke, der hinter dieser Untersuchung steckt. Statt überflüssiger Dinge will man Spielzeug produzieren, das wirklich gewünscht und angenommen wird.“
Seine Nähe irritierte sie so sehr, dass sie Mühe hatte, einen klaren Gedanken zu fassen. Laura wich seinem Blick aus. „Das klingt, als würdest du an einem Heilmittel zur Verbesserung der Welt arbeiten.“
„Nein. Wir wollen nur versuchen, die schlimmsten Auswüchse zu lindern. Jeder hat das Recht, das zu bekommen, was er sich am meisten wünscht.“ Während er sprach, legte er seine Hand auf ihre. „Jeder.“
Laura hatte das seltsame Gefühl, seine Hand wäre ein Teil von ihr. Sie fühlte sich plötzlich sicher und beschützt, dennoch lehnte sie sich dagegen auf. Es stand Tim nicht zu, solche Gefühle in ihr zu wecken.
Ausnahmsweise einmal kam ihre Mutter ihr zur Hilfe. „Darauf sollten wir trinken“, schlug sie vor. Dann füllte sie die dampfende, rote Flüssigkeit vom Kochtopf in einen Becher um, den sie Tim mit einem ermutigenden Lächeln reichte.
7. KAPITEL
Laura hätte beinah laut gelacht, als sie Tims verunsicherte Miene sah. „Es zwingt dich niemand, das zu trinken.“
Tim spürte, dass Jankas Blick erwartungsvoll auf ihm ruhte. Leicht gesagt, dachte er. „Natürlich probiere ich es.“ Er nahm einen Schluck von dem heißen, bitteren Getränk und stellte fest, dass es nicht unangenehm schmeckte. „Hmmm, was trinke ich da?“
„Barcz“, informierte ihn Janka.
Das sagt natürlich alles, dachte Tim. Er sah Laura fragend an. „Und das bedeutet?“
„Borschtsch.“ Laura machte aus ihrem Vergnügen keinen Hehl. „Heißer Rote-Beete-Saft.“
„Aha.“ Sein erster Impuls war, den Becher auf den Tisch zu stellen, und zwar so weit weg wie nur irgend möglich. Da Janka ihn aber immer noch beobachtete, zwang er sich zu einem weiteren Schluck. „Es schmeckt nicht schlecht“, brachte er hervor. Dann sah er Janka an. „Sie wachsen mir ans Herz.“
Janka klatschte zufrieden in die Hände. „Sie gefallen mir, Timot’y. Sie haben Schneid.“ Nun schenkte sie Laura einen Becher Borschtsch ein.
Fasziniert schaute Tim zu, wie Laura den Becher fast in einem Zug leerte. Es schien ihr sogar zu schmecken. Eine bemerkenswerte Frau, dachte er. Aber wahrscheinlich hatte Janka sie mit diesem herben Getränk großgezogen. Tim nutzte die entspannte Stimmung, um in der Diskussion um seinen Marktbericht schließlich doch noch Punkte zu sammeln. „Wollen wir uns darauf einigen, dass es zwischen Spielzeug und Spielerei Unterschiede gibt? Und dass dieser Bericht sie aufdecken soll?“
„In diesem Punkt stimme ich zu“, erklärte Laura seufzend.
„Es gibt doch einen Weihnachtsmann.“ Tim blickte theatralisch zum Himmel.
Warum musste er jede Äußerung überbewerten? Trotzig umfasste sie den warmen Becher mit beiden Händen. „Ich habe dir nur in diesem einen Punkt recht gegeben, Tim“, sagte sie. „Mehr nicht.“
„Es ist ein Anfang.“ Zufrieden trank er noch einen Schluck von dem heißen Saft.
Kopfschüttelnd sah Laura zu, wie sich ihre Mutter den Vorbereitungen zu weiterem Gebäck widmete. „Bist du immer so optimistisch?“
Er lächelte. In der Tat fand er immer Argumente, die seinen Optimismus stärkten. „In dieser Hinsicht bin ich unverbesserlich.“
Sie hatte einmal ähnlich gedacht, bis sie eines Besseren belehrt worden war. „Und dir ist nie jemand in die Parade gefahren?“
„Natürlich.“ Tim sah Laura eindringlich an. „Eine ganze Armee.“
Also empfing er all die Signale, die sie aussendete. Warum zog er sich dann nicht zurück? Womöglich deutete er ihr Verhalten falsch. Das wäre möglich … Nein, sie weigerte sich zu glauben, dass ihre Signale nicht eindeutig waren. Das wäre absurd.
„Aber das muss man manchmal hinnehmen“, fügte Tim hinzu.
Ja, dachte Laura, das muss man wohl, auch wenn es noch so hart ist. Nachdem Craig ihr
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