Julia Festival Band 05
die einzelnen Schienenteile zusammenfügte.
Er schafft sich hier ein Zuhause, dachte sie hilflos. Muss ich nicht etwas dagegen unternehmen? Als sie auf dem Gesicht ihrer Mutter ein zufriedenes Lächeln bemerkte, drehte sie sich kopfschüttelnd um und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu.
Tim steckte zwei Stücke ineinander und fügte sie dem Schienenstrang hinzu. „Seit meiner Kindheit habe ich keine Eisenbahn mehr zusammengebaut. Eigentlich …“ Er beugte sich vor, um Robbie etwas anzuvertrauen. „Eigentlich habe ich nur zugeschaut und zum Schluss den Schalter eingeschaltet. Den Spaß hatten mein Vater und meine Brüder. Sie waren älter als ich.“
„Ich habe keine große Familie“, erklärte Robbie prompt. „Nur meine Mutter und meine Oma.“ Er gab Tim ein weiteres Schienenstück. „Du darfst es mit mir zusammen aufbauen.“
„Vielen Dank“, sagte Tim, während er ein Lächeln unterdrückte. Er zeigte auf ein Kurvenstück, das vor Robbie lag.
Nachdem Robbie ihm das Stück gegeben hatte, untersuchte er den Dienstwaggon. Er entdeckte, dass die Türen sich öffnen ließen. Robbie lachte begeistert. „Weißt du, für einen Kerl, der vorgibt, der Weihnachtsmann zu sein, bist du ganz in Ordnung.“
Nachdenklich setzte Tim sich auf seine Hacken. „Was könnte dich dazu bringen, wieder an den Weihnachtsmann zu glauben, Robbie?“
Robbie zuckte die Achseln und strich sich das Haar aus dem Gesicht. „Ein Vater“, flüsterte er mit einem verstohlenen Blick zu seiner Mutter. Als er sah, dass sie offenbar nicht zuhörte, fügte er hinzu: „Und Schnee. Schnee an Heiligabend.“ Er seufzte verträumt. „So wie früher. Letztes Jahr war es ganz toll. Es schneite zwei Tage lang ununterbrochen.“
Die Sehnsucht des Jungen war nicht zu überhören, aber was konnte Tim tun, um ihm seine Wünsche zu erfüllen? Schnee würde er nicht herbeizaubern können. Und an der Erfüllung des anderen Wunsches arbeitete er bereits. Auch in seinem eigenen Interesse. „In dieser Gegend Schnee zu bestellen, ist eine sehr schwierige Aufgabe, Robbie.“
„Nicht für den Weihnachtsmann.“ Die Worte waren aus ihm herausgesprudelt. Es ist Kindergeschwätz, dachte Robbie verlegen. „Wenn es einen Weihnachtsmann geben würde“, fügte er eilig hinzu, während er Tim ansah. „Aber es gibt keinen.“
„Ich brauche noch eine Kurve“, sagte Tim, während er auf den Stapel Schienen zeigte. Robbie gehorchte. „Du redest nicht wie die kleinen Jungen, die ich kenne.“
Robbie berührte die kleine Glocke, die auf der Lokomotive befestigt war. „Ist das etwas Gutes?“
„Ich bin mir nicht ganz sicher“, entgegnete Tim ehrlich. Dennoch musste er zugeben, dass es ihn traurig stimmte, einen kleinen Jungen zu sehen, der von der Welt der Fantasie und der Träume ausgeschlossen war.
Robbie musterte Tim interessiert. „Kennst du viele kleine Jungen?“
In Gedanken zählte Tim nach. „Sieben.“
„Sind das deine Kinder?“
„Meine Neffen.“
„Bist du verheiratet?“
Tim hätte schwören können, dass Robbie an diese Frage gewisse Hoffnungen knüpfte. Er fragte sich, ob der Junge sich wohl darüber im Klaren war. Über die Schulter schaute er zu Laura hinüber. Obwohl sie eifrig schrieb, hatte er das untrügliche Gefühl, sie würde jedes Wort mithören. „Noch nicht.“
Mit einem tiefen Seufzer erhob Laura sich vom Tisch und ging in die Küche. Die Situation wurde für sie langsam unerträglich.
„Verzeihst du mir?“, rief Tim ihr nach.
„Ich werde darüber nachdenken“, sagte sie, bevor sie in der Küche verschwand.
Janka sah vom Herd auf, als sie Laura bemerkte. „Was hat er denn getan, wofür er dich um Verzeihung bitten müsste?“, erkundigte sie sich.
„Alles Mögliche.“ Unbewusst strich Laura mit den Fingerspitzen über ihre Lippen. Ihre Mutter lächelte innerlich, als sie diese Geste sah. „Er posiert als Weihnachtsmann, um die Kinder über ihre Wünsche zu Weihnachten auszuhorchen.“
„So …?“ Janka sah ihre Tochter an, als wartete sie immer noch darauf, das furchtbare Verbrechen zu erfahren, das Tim begangen haben sollte.
Manchmal ist sie wirklich zu naiv, dachte Laura. Sie kann die naheliegendsten Dinge einfach übersehen. „Verstehst du denn nicht? Er stiehlt ihnen ihre Gedanken.“
Mit einem eindringlichen Blick versuchte Janka den Grund für die Verärgerung ihrer Tochter herauszufinden. „Und was fängt er damit an?“
„Er benutzt die Informationen, die sie ihm ahnungslos
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