Julia Festival Band 05
habe nur darüber nachgedacht, was du gerade gesagt hast. Vorhin sagtest du, du würdest jede Form von Täuschung hassen.“
Laura schoss das Blut in die Wangen. Ich hasse ihn, dachte sie. Dafür gab es viele Gründe. Der Hauptgrund jedoch war die Tatsache, dass er intensive Gefühle in ihr geweckt hatte. Sie wandte sich von ihm ab. „Ich will nicht noch einmal von Hormonen geleitet werden oder von Blindheit.“
„Das verlange ich nicht von dir“, erwiderte er, während er seinen Mantel nahm. „Ich möchte nur, dass du vernünftig über die Sache nachdenkst.“
Sie wirbelte herum und starrte ihn an. Was hatte er nun wieder vor? „Wie meinst du das?“
In aller Ruhe knöpfte er sich den Mantel zu. „Deine Mutter mag mich. Bei Robbie habe ich überhaupt keine Zweifel.“ Nachdem er die Perücke, den Bart und das Polster aufgehoben hatte, sah er Laura ernst an. „Nun bleibst du noch übrig.“
Sie räusperte sich und versuchte, ihre ganze Überzeugungskraft in ihre Stimme zu legen. „Das wird auch so bleiben, Tim. Ich bin zu sehr verletzt worden. Ich kann einfach nicht, selbst wenn …“ Sofort wurde ihr klar, dass sie zu viel gesagt hatte.
„Selbst wenn?“, ermutigte er sie, während er einen Schritt auf sie zukam.
Sie seufzte. „Selbst wenn ich wollte, könnte ich es nicht.“ Nun war es ausgesprochen. Vielleicht würde er sie jetzt in Ruhe lassen.
Laura hätte es besser wissen müssen. In seinen Augen las sie, dass er keineswegs die Absicht hatte aufzugeben. „Wir werden sehen.“ Mit einem flüchtigen Kuss auf den Mund verabschiedete er sich von ihr. Aber diese kurze Berührung genügte, um ihn zuversichtlich zu stimmen. Bald, dachte er. Bald. „Sag deiner Mutter von mir Auf Wiedersehen.“
Sie atmete tief durch. „Ich sage ihr Lebewohl von dir.“
„Nein, auf Wiedersehen“, verbesserte er sie, als er bereits die Türklinke in der Hand hatte. „Das ist ein Unterschied.“ Mit diesen Worten zog er die Tür hinter sich ins Schloss.
Ein Unterschied. Ja, und genau davor hatte sie Angst.
Laura presste die Hand auf ihren Bauch, um das Kribbeln zu beruhigen. Ich bin eine erwachsene Frau, kein Teenager, ermahnte sie sich.
8. KAPITEL
Laura saß am Computer und fügte einige Änderungen in Tims Bericht ein. Durch diese Arbeit hatte sie eine Menge über Tim erfahren, mehr als sie sehen wollte, wie sie sich immer noch einzureden versuchte. Ungefähr drei Wochen waren vergangen, seit sie zum ersten Mal in diese ozeangrünen Augen geschaut hatte.
In dieser kurzen Zeit war er zu einem Bestandteil ihres Lebens geworden. Es verging kein Abend, an dem sie ihn nicht sah. Da er tagsüber beschäftigt war, musste der Bericht abends geschrieben werden. Um sich nicht in seiner Wohnung aufhalten zu müssen, hatte Laura vorgeschlagen, dass sie die Arbeit in ihrem Haus erledigte.
Tim hatte ihrem Vorschlag freudig zugestimmt. Dies lieferte ihm einen Vorwand, sie jeden Abend zu besuchen. Lauras Mutter schien instinktiv zu wissen, wann sie den Raum verlassen sollte, damit er mit ihrer Tochter allein sein konnte.
Aus dem Wohnzimmer drang fröhliches Lachen zu Laura, als Tim und Robbie Lametta auf den Weihnachtsbaum warfen, den sie seit zwei Stunden schmückten. Allmählich kam ihr der Verdacht, dass Tim immer wieder irgendetwas finden würde, was er dem Bericht hinzufügen musste. Eine weitere Grafik, hier und da eine Änderung.
„Laura“, rief Tim mit der Vertrautheit eines Mannes, der seinen Einsatz gebracht hatte und sich nun einrichtete.
Kopfschüttelnd starrte sie auf ihren Bildschirm. „Ja?“, rief sie ungeduldig zurück.
„Komm doch zu uns, du verpasst den ganzen Spaß.“
Wenn das alles wäre, dachte sie.
„Muss dieser Report nicht bald fertig werden?“ Sie wusste, dass sie wie ein Spielverderber klang, aber wie sollte sie sich noch gegen ihn verteidigen? Allmählich geriet sie in Panik.
Tim öffnete die Tür zu ihrem Zimmer. In der Hand hatte er ein glitzerndes Bündel Lametta. Er lehnte sich gegen den Türrahmen und wirkte ausgesprochen entspannt, im Gegensatz zu ihr. Zur Abwechslung trug er seine eigene Kleidung. Laura vermisste fast seinen absurden roten Mantel. In seinem grünen Pullover und der Jeans war er einfach zu attraktiv und für ihren Seelenfrieden zu gefährlich.
„Der Bericht muss erst Anfang Januar fertig sein“, sagte er. „Genauer gesagt, am fünften Januar.“ Natürlich verschwieg er ihr, dass sie an einer kopierten Diskette arbeitete. Das Original war bis auf ein
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