Julia Festival Band 05
vorbei. Dies sollte das letzte Mal sein. Morgen war Heiligabend. Danach würde es keinen Weihnachtsmann und keinen Bericht mehr geben. Gleich bei seiner Ankunft nahm Laura ihm die Papiere aus der Hand und begann sofort, die allerletzten Änderungen in den Computer einzugeben. Sie tat dies mit einem Gefühl von Wehmut und Trauer.
Während der Drucker den Text ausdruckte, setzten sich Tim, Laura, Janka und Robbie zum Abendessen an den Tisch, wie eine richtige kleine Familie. So könnte es immer sein, dachte Tim, wenn Laura sich nur dazu entschließen könnte.
Inzwischen fragte er sich, ob er nicht vielleicht doch nach den Sternen griff. Als er Laura anschaute, gelangte er zu der Überzeugung, dass man manchmal auch Sterne ergreifen konnte.
Man musste nur fest daran glauben.
Doch nun wurde es Zeit zu gehen. Tim hatte seiner Familie versprochen, Heiligabend mit ihnen zu verbringen. Es war eine Tradition, auf die er sich immer gefreut hatte, besonders nachdem er sein Geschäft in einer anderen Stadt aufgebaut hatte. In diesem Jahr jedoch sehnte er sich nicht sehr nach seiner Familie.
Er hatte für alle drei Geschenke unter den Baum gelegt. Ein gewebtes Schultertuch für Janka. Ein Space Shuttle für Robbie. Ein goldenes Amulett in der Form eines Weihnachtsmanns für Laura. Es blieb nun nichts anderes übrig, als allen Auf Wiedersehen zu sagen und ihnen ein fröhliches Weihnachtsfest zu wünschen.
Als er mit seinem Bericht in der Hand auf die Haustür zusteuerte, fühlten sich seine Beine wie Blei an. Fast fürchtete er, beim nächsten Schritt am Fußboden festzukleben.
„Oh. Beinah hätte ich etwas vergessen“, sagte er, während er in seine Tasche griff und Laura einen Scheck überreichte.
Laura schaute ihn erstaunt an. „Das ist zu viel.“ Sie wollte ihm den Scheck zurückgeben, doch Tim schüttelte den Kopf.
„Für die Überstunden“, erklärte er schlicht.
Die Situation hatte etwas so Endgültiges, dass Janka sich nicht beherrschen konnte. Sie musste sich vergewissern, dass dieser Mann, der sie nun jeden Abend besucht hatte, auch morgen wiederkommen würde. „Sie kommen doch morgen Abend zu uns“, sagte sie, während sie ihm seine Jacke hinhielt. Ihr Gesichtsausdruck zeigte deutlich, dass sie keinen Widerspruch duldete. Tim schwieg. „Es wird eine große Feier, mit Freunden und Nachbarn. Das ist der Abend, an dem wir feiern.“
Für Tim war es zur Gewohnheit geworden, Laura anzuschauen, wenn er nicht genau verstand, was ihre Mutter meinte.
„Wir feiern Heiligabend so ähnlich wie ihr den Weihnachtstag.“ Sie legte die Hände auf die Schultern ihres Sohns, als suche sie in ihm eine Stütze. Bei dem Gedanken, dass sie Tim so bald nicht wiedersehen würde, bekam sie weiche Knie. „Ich habe Robbie früher erzählt, dass der Weihnachtsmann zuerst zu uns kommt, bevor er seine Runde macht. Für ihn war das etwas ganz Besonderes.“
Robbie ließ die anderen stehen und lief ins Wohnzimmer zurück, um mit seiner Eisenbahn zu spielen, die um den Baum kreiste. „Das war aber, bevor ich wusste, dass es keinen Weihnachtsmann gibt“, rief er über die Schulter zurück.
Tim schüttelte den Kopf. „Du lässt dich nicht belehren, oder?“
Robbie betrachtete das kunstvolle Werk. Jeden Abend hatte Tim weitere Figuren und Häuser mitgebracht, sodass die Bahn nun durch eine richtige kleine Landschaft fuhr. „Es ist kein Schnee da“, sagte er.
Und kein Vater. Diese Worte brauchte Robbie nicht aussprechen. Tim hatte ihn auch so verstanden.
„Sie kommen also?“ Janka stellte sich auf die Zehenspitzen, um Tims Kragen glatt zu streichen.
Nun wandte Tim sich zu ihr um. Es tat ihm sehr leid, dass er ihr eine Absage erteilen musste. „Ich fürchte, das wird nicht möglich sein.“
„Warum denn nicht?“, fragte Janka erstaunt.
„Mutter, er hat andere Pläne“, mischte Laura sich ein. Sie versuchte, ihre Enttäuschung zu verbergen. Siehst du, sagte sie sich im Stillen. Nun ist es schon passiert. Enttäuschung und Trauer. Lieber wollte sie sich jetzt von ihm trennen als später, wenn es noch viel mehr schmerzen würde.
Janka gab nicht so schnell auf. Es war ihr gelungen, mit ihrer Tochter nach Amerika zu gehen, um sich in einer neuen Welt ein Leben aufzubauen, in einer neuen Kultur mit einer fremden Sprache, obwohl alle ihr geraten hatten, lieber in Polen zu bleiben. Sie war nicht bereit, Tim einfach gehen zu lassen, ohne zu wissen, wo er die Feiertage verbringen wollte. „Was denn für Pläne?“,
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