Julia Festival Band 05
Möglichkeiten abschätzen.“
Sie ließ ihren Vorschlag so prosaisch und logisch klingen, als ginge es um eine finanzielle Investition. Das musste die Mathematikprofessorin in ihr sein. Nicht, dass er darauf erpicht war, von ihr mit Poesie betört zu werden. Im Gegenteil, er hatte längst beschlossen, ihr klarzumachen, dass sie auf längere Sicht inkompatibel waren. Durch seine Schuld natürlich, da an ihr absolut nichts auszusetzen war.
„Wenn es unbedingt sein muss“, murmelte er resigniert, um sie wissen zu lassen, was er von der ganzen Übung hielt.
Unbekümmert nahm sie sich einen der Kekse, die er zum Tee serviert hatte. „Wann ist dein Geburtstag?“
„Am dritten April. Ich werde einunddreißig.“
„Das sind zwei Antworten auf eine Frage“, bemerkte sie fröhlich. „Dafür sollte ich extra Punkte kriegen.“
„Ich wusste gar nicht, dass Punkte vergeben werden.“
„Über den Teil kläre ich dich später auf. Du bist dran.“
Die Frau ist nicht ganz normal, dachte er bei sich, aber er musste sich eingestehen, dass genau das zu ihren Reizen zählte. „Mir fällt nichts ein. Mach du weiter.“
Sie seufzte schwer. „Banner, du musst die Regeln befolgen. Irgendwas fällt dir doch bestimmt ein.“
„Okay. Wann hast du Geburtstag?“
„Fünfundzwanzigster Juli. Ich bin Löwe und du Widder. Das ist eine sehr interessante Kombination.“
Er räusperte sich. „Mag sein. Ich habe mich nie für Astrologie interessiert. Glaubst du etwa an diesen Unsinn?“
„Hier wird nicht geschummelt. Ich bin dran.“
Er schmunzelte unwillkürlich. „Stimmt.“
„Es gefällt mir, wenn du lächelst. Du tust es nicht oft genug.“
„Das war eine Feststellung. Es zählt also nicht.“ Aber es freute ihn, dass ihr sein Lächeln gefiel, und das wiederum passte ihm eigentlich gar nicht.
„Okay. Deine Lieblingsfarbe?“
„Blau.“
„Das sagen die meisten Männer. Wusstest du das?“
„Ist das die nächste Frage?“
„Nein, nur eine Bemerkung. Du bist dran.“
Er überlegte. „Was ist deine Lieblingsfarbe?“
„Du strengst dich nicht genug an. Du stellst einfach dieselben Fragen wie ich.“
„Vielleicht will ich ja wirklich deine Lieblingsfarbe wissen“, konterte er.
„Kennst du dieses Rosarot, das ein klarer blauer Himmel bei Sonnenuntergang annimmt? Das ist meine Lieblingsfarbe.“
Natürlich! Er hatte geahnt, dass sie keine schlichte, vorhersehbare Antwort geben würde wie „rot“ oder „grün“ oder „gelb“.
Lucy stützte die Ellbogen auf den Tisch und musterte ihn. „Was für Musik magst du?“
„Momentan liegt Filmmusik in meinem CD-Spieler. Letzte Woche war ich in der Stimmung für keltische Lieder.“
„Aha, alles durcheinander. So bin ich auch, obwohl ich überwiegend Klassik höre.“
Auch das überraschte ihn nicht. Hatte er nicht irgendwo gelesen, dass es eine starke Verbindung zwischen Mathematik und Mozart gab? „Ich habe dich nicht nach deinem Musikgeschmack gefragt.“
Sie schmunzelte. „Betrachte es als Zugabe. Du hast immer noch achtzehn Fragen.“
Seltsamerweise fühlte er sich inzwischen entspannter als zu Beginn. Hatte sie das mit dem wunderlichen Spiel beabsichtigt? „Was für Süßigkeiten magst du am liebsten?“
„Das ist eine gute Frage“, lobte sie. „Das Lieblingsessen sagt sehr viel über eine Person aus. Ich bin förmlich süchtig nach Schokokugeln mit Karamellfüllung. Ich liebe es, wie sie im Mund zergehen.“
Banner räusperte sich und rutschte auf dem Stuhl herum. Etwas an ihrer sinnlich genüsslichen Miene erregte ihn aufs Neue. „Aha.“
„Willst du mir deine süße Vorliebe nicht verraten?“
„Du hast nicht danach gefragt.“
Schmollend schob sie die Unterlippe vor. „Na gut, wenn du dich so anstellst, dann stelle ich eben eine formale Frage. Was ist deine bevorzugte Süßigkeit?“
„Geleedrops.“
„Welcher Geschmack?“
Er zog eine Augenbraue hoch. „Ist das Frage 5?“
„Nein, 4a.“
Es zuckte um seine Mundwinkel. „Ich glaube nicht, dass das den Regeln entspricht.“
„Ich mache die Regeln“, rief sie ihm in Erinnerung. „Also, sag schon!“
„Banane.“
„Igitt!“
„Bitte keine Kritik.“
„Ich kann mich nicht erinnern, Geleedrops in deiner Speisekammer gesehen zu haben.“
„Sind mir vor ein paar Tagen ausgegangen. Wenn ich nächstes Mal in die Stadt komme, besorge ich mir gleich ein halbes Dutzend Schachteln.“
Sie musterte ihn von Kopf bis Fuß. „Du siehst gar nicht danach aus, als ob
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