Julia Festival Band 05
fahren.“
„Ich helfe dir, deine Sachen zum Auto zu tragen.“
Wenige Minuten später war sie zum Aufbruch bereit und blickte sich noch mal im Wohnzimmer um. „Soll ich dir nicht noch helfen, den Weihnachtsschmuck wegzuräumen?“
„Nein. Das mache ich schon.“
Mit einem kleinen Seufzen verließ Lucy das Haus.
Banner verstaute ihre Habseligkeiten im Kofferraum. Dann öffnete er ihr die Fahrertür. „Fahr vorsichtig.“
„Ja.“
„Frohe Weihnachten mit deiner Familie.“
„Danke, Banner. Für alles. Du warst unglaublich großzügig.“
„Vergiss es. Fahr jetzt lieber, bevor es dunkel wird.“
Seine Eile, sie loszuwerden, schmerzte richtig. „Frohe Weihnachten, Banner.“
Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Du hast was vergessen.“
„Was denn?“
Er deutete mit der anderen Hand nach oben.
Verständnislos blickte sie in den blauen Himmel hinauf.
„Der Mistelzweig. Ich glaube, er ist uns nach draußen gefolgt.“
Sie lächelte. „Stimmt, du hast recht.“
Er küsste sie innig und zärtlich. Es lag viel Gefühl in diesem Kuss, aber auch eine gewisse Endgültigkeit, die sie nicht akzeptieren wollte.
Vielleicht glaubte er, dass es ein Lebewohl war. Doch was sie anging, war es erst der Anfang.
„Also, erzähl mir von dem Mann, der sein Haus mit einer Gruppe gestrandeter Reisender geteilt hat“, drängte Janie McDonald. „Wie ist er denn so?“
Während ihr Mann und Lucys Vater im Wohnzimmer vor dem Fernseher saßen, hatte sie sich mit Lucy in ihr Zimmer zurückgezogen.
„Er ist ein sehr talentierter Tischler, der wundervolle Möbel und fantastische Holzarbeiten herstellt. Er hat einen skurrilen Sinn für Humor, den man nicht immer gleich erkennt, und er ist wesentlich netter, als er selbst glaubt. Seine Eltern und Stiefeltern geben ihm das Gefühl, das schwarze Schaf der Familie zu sein, und deshalb fehlt es ihm an Selbstvertrauen. Aber er ist nicht wirklich der Einzelgänger, als der er sich ausgibt.“
„Das klingt interessant“, murmelte Janie. „Wie alt ist er?“
„Er wird im April einunddreißig.“
„Du scheinst ihn in der kurzen Zeit recht gut kennengelernt zu haben.“
„Da der Strom ausgefallen war, gab es nicht viel zu tun außer zu reden.“
„Du hast gesagt, dass er nett aussieht?“
„Ich habe nichts dergleichen gesagt.“
„Aber dem ist so“, vermutete Janie.
„Er ist umwerfend. Attraktiv genug, um ihn einzurahmen und sich übers Bett zu hängen.“
Janie lachte. „Wirst du ihn wiedersehen?“
„Unbedingt.“
„Das klingt vielversprechend.“
Lucy seufzte. „Aber er ziert sich.“
„Ach, das tun sie doch alle.“
„Er ist allerdings ein wahrer Meister darin.“
„Das heißt nur, dass du ein bisschen beharrlicher sein musst.“
„Ich würde an deiner Stelle noch keine Hochzeit planen. So entschlossen ich auch sein kann, wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, bin ich mir nicht sicher, ob ich ihm in dieser Hinsicht gewachsen bin.“
„Wenn es auf einen Willenskampf zwischen dir und diesem Richard Banner hinausläuft, setze ich auf dich.“
Das Rumoren der Zentralheizung weckte Banner am zweiten Weihnachtstag. Die eingeschaltete Deckenlampe schien ihm direkt in die Augen. Im Hintergrund hörte er das Summen des Kühlschranks und der anderen Elektrogeräte – Geräusche des modernen Lebens, die für gewöhnlich überhört wurden. Aber jetzt, nach der absoluten Stille, wirkten sie unnatürlich laut.
Er gähnte und drehte sich in seinem Schlafsack um. Obwohl das Schlafzimmer wieder frei war, hatte er im Wohnzimmer genächtigt. Ihm war nicht danach zumute gewesen, allein in seinem breiten Bett zu schlafen.
Am Vorabend hatte er sämtlichen Weihnachtsschmuck abgenommen, sodass sein Haus wieder ganz normal aussah. Er fragte sich, wie lange es dauern mochte, bis er sich wieder so fühlen würde wie vor der Begegnung mit Lucy.
Sie war sein letzter Gedanke beim Einschlafen und sein erster beim Aufwachen gewesen. Wie konnte eine Person, die nicht mal achtundvierzig Stunden sein Leben geteilt hatte, eine derartige Wirkung auf ihn ausüben?
Da es Banner trotz der summenden Elektrogeräte im Haus ungewöhnlich still vorkam, schaltete er den Fernseher als Geräuschkulisse ein, bevor er sich das Frühstück zubereitete.
Die Speisekammer war fast leer, also beschloss er, gleich nach dem Essen zum Supermarkt zu fahren. Und danach wollte er sich in seine Arbeit stürzen, damit er keine Zeit zum Nachdenken hatte und so müde wurde, dass
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