Julia Festival Band 05
er nachts nicht wach lag und von unbesonnenen Küssen träumte.
Banner fand das Geld im Brotkasten, als er vom Einkaufen zurückkehrte und die Vorräte wegräumte. Die Scheine waren in weißes Papier gewickelt. Mit gerunzelter Stirn entfaltete er das Blatt und betrachtete die zierliche Handschrift. Er wusste instinktiv, dass es Lucys war, obwohl keine Unterschrift unter den Zeilen stand.
Banner, durch deine Güte und Gastfreundschaft war es ein ganz besonderes Weihnachtsfest für all deine Gäste. Keiner von uns wird dich je vergessen. Danke schön!
Seufzend starrte er auf das Geld. Er hatte es nicht annehmen wollen. Schließlich konnte er es sich durchaus leisten, Hausgäste für ein paar Tage zu beköstigen, auch wenn er das nicht oft tat – nun, noch nie getan hatte.
Güte und Gastfreundschaft. Er lachte humorlos auf. Wäre seine Familie nicht überrascht, solche Worte in Verbindung mit seiner Person zu lesen?
„Also, wie geht es meinem kleinen Mädchen?“, erkundigte sich Major Les Guerin, während er Arm in Arm mit Lucy über den gewundenen Gartenweg spazierte.
Dick eingemummt gegen die Kälte hatten sie sich vor einigen Minuten aus dem Haus gestohlen, um eine Weile allein miteinander zu sein.
Lucy hakte sich bei ihm unter. Als kleines Mädchen hatte sie geglaubt , dass er der stärkste, klügste, best aussehende Mann der Welt wäre. Nun, da sie erwachsen war, wusste sie, dass es so war.
Sie hatte ihm nie verübelt, dass er sie nach dem Tod ihrer Mutter zu seiner Schwester und seinem Schwager gegeben hatte, weil er ihr wegen seines anstrengenden Berufs beim Militär nicht die nötige Zeit und Zuwendung hatte widmen können. Bei Janie hatte es Lucy an nichts gefehlt, und er hatte sie fast jeden Tag angerufen und so oft besucht, wie sein Terminkalender zuließ.
„Ich bin nicht mehr dein kleines Mädchen, Daddy.“
Les schmunzelte. „Mir ist egal, wie viele Doktortitel du dir zulegst. Du bleibst immer mein kleines Mädchen.“
Lucy lehnte den Kopf an seine Schulter. „Ich hab dich sehr lieb, Daddy.“
Er antwortete mit einem verlegenen Murmeln und wechselte hastig das Thema. „Ich hoffe, du hast aus dieser Erfahrung gelernt und setzt dich nie wieder ins Auto, wenn ein Eissturm droht. Du kannst von Glück sagen, dass du Weihnachten nicht im Straßengraben verbracht hast. Oder es hätte noch schlimmer kommen können.“
„In der Wettervorhersage war nur von etwas Schnee die Rede. Wenn ich von dem Eis gewusst hätte …“
„Wärst du wahrscheinlich trotzdem losgefahren.“
„Kann sein. Ich wollte mit euch allen Weihnachten feiern. Schade, dass ich die wilde Party am Heiligabend verpasst habe.“
„Mir scheint, es war ganz interessant da, wo du warst.“
„Das war es auf jeden Fall. Alle waren so nett, und es hat Spaß gemacht, die Kinder bei der Bescherung zu beobachten.“
„Du kannst wirklich von Glück sagen, dass du an einem sicheren Ort gelandet bist. Der Typ in dem Haus hätte sich als gefährlicher Verrückter entpuppen können.“
„Ja, Daddy“, pflichtete sie ihm nachsichtig bei. „Ich verspreche, nächstes Mal vorsichtiger zu sein.“
Er seufzte. „Das sagst du nur, damit ich dich in Ruhe lasse.“
„Ja, Daddy.“
„Ich hätte dich öfter verdreschen sollen, als du noch klein warst.“
Lachend rieb sie die Wange an seiner Schulter.
„Dieser Typ, der euch aufgenommen hat, wirst du ihn wiedersehen?“
Die Frage überraschte Lucy nicht. Ihr Vater hatte schon immer einen sechsten Sinn bewiesen, was sie anging. „Ja.“
„Du solltest die Sache nicht zu ernst nehmen“, warnte er. „Zwei Tage reichen nicht, um jemanden richtig einschätzen zu können.“
„Du selbst hast mir erzählt, dass du bei der ersten Begegnung mit Mom gedacht hast: Das ist die Frau, die ich heiraten will. Willst du jetzt etwa behaupten, dass du nicht an Liebe auf den ersten Blick glaubst?“
„Das habe ich nicht gesagt“, entgegnete er ein wenig schroff. „Soll das vielleicht eine Andeutung sein, dass du glaubst, dich bereits in diesen Mann verliebt zu haben?“
„Ich sage nur, dass ich ihn sehr mag und besser kennenlernen möchte. Ich glaube, du würdest ihn auch mögen, selbst wenn er ein bisschen … na ja, anders ist.“
Dieses Mal schmunzelte Les. „Ich habe auch nicht erwartet, dass jemand, der dein Interesse erregt, etwas anderes als ‚anders‘ sein könnte.“
„Ich versuche gerade abzuwägen, ob das ein Kompliment oder eine Beleidigung sein soll.“
„Ich lasse dich
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