Julia Festival Band 05
belustigter Miene ging sie zur Spüle und setzte den Kessel auf.
Der heiße Tee tat gut angesichts der eisigen Kälte draußen, obwohl das Haus inzwischen wieder gut geheizt war. Lucy schmiegte beide Hände um ihren Becher und musterte Banner, der in brütendem Schweigen ihr gegenüber am Tisch saß.
„Wie kommst du mit der Arbeit voran?“, erkundigte sie sich. „Hast du den Auftrag beendet?“
„Fast. Es fehlt nur noch der letzte Schliff.“
„Und was dann?“
„Dann fange ich mit dem nächsten Auftrag an.“
„Das klingt, als ob du gut zu tun hättest.“
Er zuckte die Schultern. „Ich habe genügend Stammkunden.“
Lucy fiel nichts mehr ein, was sie ihn über seine Arbeit fragen konnte, und daher endete das Gespräch.
Nach einer Weile fragte er: „Wie war denn dein Besuch bei deiner Familie?“
„Großartig. Ich habe es echt genossen, alle wiederzusehen.“
„Deinem Vater geht es gut?“
„Ja, danke.“
„Das freut mich zu hören.“
Sie musste unwillkürlich lachen. Er bemühte sich so sehr um belangloses Geplauder und war doch so schlecht darin.
Finster starrte er sie an. „Du lachst mich aus.“
„Ich lache über uns“, korrigierte sie. „Wir verhalten uns so korrekt und höflich.“
Seine Miene verfinsterte sich noch mehr. „Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht gut in so was bin. Mit Leuten reden, meine ich.“
„Vielleicht sollten wir unser Spiel fortsetzen. Ich glaube, du bist an der Reihe. Du hast noch dreizehn Fragen übrig, oder?“
„Fünfzehn. Die letzte Frage, die ich dir gestellt habe, war die nach deinem zweiten Vornamen. Du hast noch dreizehn.“
Sie zog eine Augenbraue hoch. „Du hast ein gutes Gedächtnis.“
„Stimmt. Ich erinnere mich genau an jede Frage – und an die Antworten.“
„Aha. Wie sieht also deine sechste Frage aus?“
„Warum bist du hier?“, fragte er, ohne nachzudenken.
„Ist das eine dieser existenziellen, philosophischen Fragen? Wie nach dem Sinn des Lebens?“
Er bedachte ihre vorsätzliche Fehlinterpretation mit einem strafenden Blick. „Du weißt, was ich meine.“
„Ich bin hier, weil ich dich mag und mehr Zeit mit dir verbringen möchte. Ich hatte gehofft, dass es dir auch so geht?“
Obwohl sie fragend die Stimme gehoben hatte, ging er nicht darauf ein. Vielmehr deutete er zu ihrem Becher. „Möchtest du noch Tee? Oder etwas zu essen?“
„Nein auf beide Fragen, die nicht mitgezählt werden sollen, wie ich annehme.“
Er lächelte schief. „Ich versuche nur, ein guter Gastgeber zu sein.“
„Du bist ein guter Gastgeber, ob du es nun glaubst oder nicht. Da kannst du jeden fragen, der über Weihnachten hier war.“
Das Kompliment brachte ihn wie immer in Verlegenheit. „Hast du irgendwelche Hobbys?“
Sie grinste über sein Bestreben, das Thema von sich selbst abzulenken. „Mehrere. Ich lese und tanze gern. Ich spiele ganz gut Klavier und ziemlich schlecht Golf.“
„Ich habe es ein paar Mal mit Golf versucht“, gab er widerspenstig Auskunft. „War schlecht für meinen Charakter.“
„Wieso?“
„Es hat meine Ausdrucksweise ruiniert. Wie zum Teufel soll man einen so kleinen Ball in ein so weit entferntes kleines Loch kriegen? Football dagegen – das ist ein toller Sport. Ein großer Ball, den man sich unter den Arm klemmen kann. Oder Basketball. Wenigstens hängt der Korb über dem Kopf, nicht eine halbe Meile entfernt.“
„Spielst du Football oder Basketball?“
„Ich bin ein sogenannter Sesselsportler. Ich sehe mir die Spiele im Fernsehen an.“
Aufmerksam musterte sie seine schlanke, muskulöse Gestalt. „Du musst dich körperlich irgendwie betätigen, um so gut in Form zu bleiben.“
Verlegen rutschte er auf seinem Stuhl herum. „Ich jogge ein bisschen.“
„Mehr als ein bisschen, vermute ich.“
„Fünf oder sechs Meilen pro Tag bei gutem Wetter. Wenn es regnet oder schneit, lasse ich es bleiben.“
„Was immer du tust, es funktioniert bei dir.“
„Können wir jetzt bitte das Thema wechseln?“
„Natürlich. Tanzt du gern?“
„Nein, und ich bezweifle, dass ich gut darin wäre.“
„Du hast es doch sicher mal probiert.“
Er schüttelte den Kopf. „Ich war nie in einer Situation, wo ich es hätte versuchen müssen.“
„Schulbälle? Hochzeiten?“
„Ich war nie auf Schulbällen und nur auf wenigen Hochzeiten, bei denen aber nicht getanzt wurde. Meine eigene hat nur auf dem Standesamt stattgefunden.“
„Wie hast du denn deine Freizeit als Jugendlicher
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