JULIA FESTIVAL Band 76
Jonathan Steele getroffen hatte. Sie hatte mit ihm getanzt … und an den Kuss erinnerte sie sich noch ganz deutlich. Doch außer ein paar Magenkrämpfen war ihr sonst nicht viel im Gedächtnis geblieben, bis sie aufwachte und ihre Familie und Jonathan Steele an ihrem Bett sah.
„Er war die ganze Zeit hier, als du bewusstlos warst“, teilte Betsy ihr mit. Sie seufzte und strich ihrer Tochter über die Wange. „Eine Weile dachten wir schon, dass du es nicht schaffen würdest, und ich war verzweifelt. Dein Mr. Steele hat mir beigestanden.“
Cynthia errötete. „Er ist nicht mein Mr. Steele.“
„Warum schickt er dir dann Blumen?“
Cynthia betrachtete wieder das schöne Bukett. „Vielleicht, weil er ganz einfach ein liebenswerter Mann ist.“
Ihre Mutter drückte ihr die Hand. „Da bin ich ganz deiner Meinung.“
Jenny, Brad und Brett kamen von der Cafeteria zurück. Die Jungen waren lebhaft und schwatzten, Jenny hingegen war noch still und hatte sich sichtlich noch nicht von dem Schrecken erholt.
Trotz des Altersunterschieds mochten sich Cynthia und Jenny sehr. Cynthia hatte ihre Schwester schrecklich vermisst, als sie ein Jahr in Chicago gearbeitet hatte. Seit Franks Tod vor drei Jahren lebte sie wieder bei ihrer Familie in Grand Springs und hatte ihre Beziehung zu Jenny noch vertieft.
„Morgen werde ich wieder zu Hause sein“, beschwichtigte sie Jenny. „Alles wird bald wieder seinen normalen Gang gehen.“
„Gut, dass du davon sprichst“, sagte Betsy und strich durch Bretts kurz geschnittenes blondes Haar. „Die Besuchszeit ist schon fast um, und wir müssen gehen. Meine drei hier brauchen eine Mütze voll Schlaf, damit sie morgen in der Schule wieder fit sind.“
„Ach, Mom“, sagte Brad und schob protestierend die Unterlippe vor. Zu Cynthia gewandt, rief er wieder fröhlich: „Bis morgen, Cyn!“ Brett nahm sie wortlos in die Arme.
Als ihre Familie gegangen war, lehnte Cynthia sich zufrieden in ihr Kissen zurück und seufzte. Sie war knapp dem Tod entronnen, doch Dr. Howell hatte ihr versichert, dass sie keine langfristigen Nachwirkungen zu befürchten hatte. Ihr Körper war zwar noch geschwächt und tat weh, und ihr Magen würde noch ein paar Tage brauchen, bis er sich beruhigt hatte. Doch das waren Kleinigkeiten.
Cynthia zog das Laken bis zum Kinn und betrachtete wieder die Blumen. Sie waren am späten Nachmittag zusammen mit einer handschriftlichen Notiz von Jonathan Steele angeliefert worden. Er war erst am Morgen gegangen, nachdem sie ihr Bewusstsein wiedererlangt hatte. Insgeheim wünschte sie sich, dass er noch einmal vorbeikäme, um sie zu besuchen, bevor sie am folgenden Tag entlassen wurde. Doch Jonathan Steele war ein viel beschäftigter Mann, und sie waren praktisch Fremde. Es war schon ausgesprochen freundlich von ihm gewesen, dass er sich die ganze Zeit um ihre Familie gekümmert hatte.
„Nun ja“, sagte sie leise zu sich selbst. „Vielleicht hätte ich doch einen Schuh im Ballsaal zurücklassen sollen.“
Sie war fast schon eingeschlafen, als sie hörte, wie die Tür zu ihrem Zimmer leise geöffnet wurde. Sie öffnete die Augen und blinzelte ihren Besucher an. Jonathan Steele – groß, dunkelhaarig, unglaublich gut aussehend – stand an ihrem Bettende und hielt einen großen Plüschbären in der Hand.
„Ich war mir nicht sicher, ob Sie schon schlafen oder nur so tun“, scherzte er und warf einen Blick über die Schulter in Richtung Tür. „Ich konnte die Krankenschwester nur mühsam überreden, Sie besuchen zu dürfen, und ich musste ihr versprechen, nur zehn Minuten zu bleiben. Sonst muss ich um Leib und Leben fürchten. Haben Sie sie gesehen? Ich glaube, ich könnte es nicht mit ihr aufnehmen.“
Cynthia musste lachen, und ein wohliges Kribbeln durchlief ihren ganzen Körper. „Wie schön, dass Sie mich noch einmal besuchen.“ Blitzartig fiel ihr ein, dass sie im Nachthemd war, und dass ihr Haar vollkommen zerzaust sein musste. „Ich sehe bestimmt furchtbar aus.“
Jonathan zog einen Stuhl an ihr Bett heran und setzte sich dicht zu ihr. „Wir beide finden, dass Sie bezaubernd aussehen“, sagte er und reichte ihr den Bären. „Das ist Alfie. Er sollte eigentlich an einem Auswilderungsprogramm teilnehmen, aber er wollte lieber bei einer attraktiven blonden Frau leben, die mit Kindern arbeitet. Da habe ich sofort an Sie gedacht. Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus.“
Sie nahm den kuscheligen Bär sofort in den Arm. „Nein, überhaupt nichts.
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