JULIA FESTIVAL Band 76
Vielen Dank, auch für die Blumen. Sie sind wunderschön. Ich weiß noch gar nicht, wie ich sie nach Haus transportieren soll – vielleicht passen sie nicht einmal ins Auto.“
„Ich kann Ihnen einen LKW mieten, wenn Sie wollen.“
„Tausend Dank.“ Cynthia setzte sich auf. „Und danke, dass Sie meiner Familie beigestanden haben.“
Jonathan winkte ab. „Das war doch selbstverständlich. Ich habe auch nur Kaffee geholt und die Jungen zum Essen angehalten.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein, es war viel mehr. Sie waren Fremde für Sie, und trotzdem sind Sie geblieben.“
Er lehnte sich in dem Plastikstuhl zurück. Statt des Smokings trug er jetzt ein weißes Hemd, das seine breiten Schultern betonte, und ausgewaschene Jeans über seinen schmalen Hüften. Außerdem hatte er geduscht und sich rasiert. Sie hätte nicht gedacht, dass ein reicher, mächtiger Mann wie er Jeans anzöge, und sie dachte bewundernd, dass er sie bei seiner Figur auch auf dem Laufsteg präsentieren könne.
Doch ihr gefiel nicht nur sein Körper. Er trug sein schwarzes Haar kurz geschnitten, und der Hauch von Silber an den Schläfen verlieh ihm ein vornehmes Aussehen. Seine graublauen Augen leuchteten warm und einladend.
„Ich bin weit davon entfernt, ein Heiliger zu sein“, sagte er. „Trotzdem danke für das Kompliment.“
„Es ist schon beeindruckend, dass Sie es mit meiner Familie ausgehalten haben.“ Cynthia lächelte. „Besonders die beiden Jungen haben es faustdick hinter den Ohren.“
„Sie waren ausgesprochen zahm. Ich glaube, Sie haben ihnen einen Schrecken eingejagt.“
„Vermutlich haben Sie recht.“ Sie lehnte sich zurück. „Ich war lange ein Einzelkind und habe mich riesig gefreut, als Jenny und die Jungen geboren wurden. Wir stehen uns sehr nahe.“
Sein Blick wurde hart. Sie konnte seine Gedanken zwar nicht lesen, aber sie bemerkte, dass sie ihn an etwas Unangenehmes erinnert haben musste.
„Es tut mir leid“, sagte sie schnell. „Sicher habe ich Sie jetzt an Ihren Bruder erinnert. Sein Tod muss ein Schock für Sie sein.“
„Nicht nur das“, gab Jonathan zu. Er zögerte und stemmte die Ellbogen auf seine Knie. „David und Lisa haben einen Sohn, Colton. Er ist drei oder vier Monate alt. Offenbar bin ich sein einziger lebender Verwandter und daher sein Vormund.“
Cynthia strahlte ihn an. „Das ist ja wundervoll! O Jonathan, nun haben Sie doch noch einen Teil Ihres Bruders in Ihrem Leben. Wenn Colton größer wird, werden Sie Ihren Bruder in ihm sehen. Sie sind sicher sehr froh, dass Sie Ihren Neffen haben.“
„So könnte man es natürlich auch betrachten.“ Er klang nicht gerade begeistert.
„Freuen Sie sich nicht?“
„Ich gewöhne mich gerade an den Gedanken.“ Er richtete sich auf. „Die Polizei hat übrigens den Mann gefasst, der das Gift in den Kaffee getan hat.“ Er schwieg und sah sie an. „Es war nicht für Sie bestimmt, Cynthia. Ich möchte nicht, dass Sie glauben, dass immer noch jemand hinter Ihnen her ist.“
Sie dachte nach. „Das Gift war für Sie bestimmt, nicht wahr?“
„Sieht ganz so aus. Es tut mir leid, dass Sie den Kaffee getrunken haben. Wenn ich gewusst hätte, dass …“
„Aber das haben Sie nicht“, unterbrach ihn Cynthia. „Es war Zufall, dass ich ihn getrunken habe. Aber ich bin schon fast wieder gesund. Dr. Howell will mich morgen entlassen.“
Jonathan nickte. „Das habe ich schon gehört. Ich möchte übrigens Ihre Krankenhauskosten übernehmen.“
„Das brauchen Sie nicht. Ich bin versichert.“
„Trotzdem möchte ich es gern tun.“
Sie wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Er war ein reicher Mann, und deshalb würde ihm das Geld nicht so viel bedeuten wie ihr. Sie biss sich auf die Unterlippe. „Einverstanden. Das ist sehr freundlich von Ihnen, aber dann möchte ich mich dafür bei Ihnen revanchieren.“
Seine Augen leuchteten unergründlich, und er lächelte. „Woran haben Sie dabei gedacht?“
Sie lächelte zurück. „Ich möchte Ihnen gern helfen, die geeignete Betreuung für Ihren Neffen zu finden. Vermutlich sind Sie nicht darauf vorbereitet, ein Baby bei sich aufzunehmen.“
Er wurde ernst. „Das ist noch untertrieben ausgedrückt.“
„Das habe ich mir gedacht.“ Cynthia setzte den Bären neben sich und faltete die Hände im Schoß. „Mir gehört die kleine Firma ‚Mother’s Helper‘. Wir vermitteln kurzfristig Kindermädchen. Außerdem arbeiten wir viel mit Eltern neugeborener Kinder oder mit Menschen, die
Weitere Kostenlose Bücher