JULIA FESTIVAL Band 76
ihr blondes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Das weiße T-Shirt klebte feucht an ihrem Körper und ließ deutlich die Umrisse ihrer vollen Brüste erkennen. Sie trug kein Make-up, doch ihre Wangen waren leicht gerötet.
Colton jauchzte wieder. Cynthia sah ihn liebevoll an und lächelte. Jonathan fragte sich, ob seine Mutter ihn je so angeschaut hatte und kam zu dem Schluss, dass, selbst wenn sie es je getan haben sollte, ihre Gefühle für ihn sich später stark abgekühlt hatten. Sonst hätte sie ihn wohl kaum verlassen.
Cynthia sah auf und erblickte sein Spiegelbild. Ihr Lächeln wurde breiter. „Nun weißt du, wie ich meinen Tag verbringe. Es ist nicht mit deinem Arbeitstag zu vergleichen, aber mir gefällt es.“
Ihre ausgewaschenen Jeans schmiegten sich eng an ihre Hüften. Er erinnerte sich daran, wie sich ihr Po am Abend zuvor angefühlt hatte – stramm und fest. Am liebsten hätte er ihr die Jeans ausgezogen und getestet, wie er sich nackt anfühlte.
„Bist du wirklich erst sechsundzwanzig?“, fragte er abrupt und wusste schon im Voraus, dass ihm die Antwort nicht gefallen würde.
„Natürlich.“ Sie lächelte verschmitzt. „Hey, es könnte schlimmer sein.“
Er zuckte zusammen. „Du bist praktisch noch minderjährig. Wenn ich etwas mit dir anfinge, würden die mich glatt ins Gefängnis stecken. Ich bin siebenunddreißig.“
„Ich weiß, dass du siebenunddreißig bist.“ Der Schalk lachte aus ihren Augen. „Du küsst nicht schlecht für einen alten Mann.“
Er wusste, dass sie scherzte, doch das ging entschieden zu weit unter die Gürtellinie. „Und du küsst nicht schlecht für jemanden, der fast noch ein Teenager ist.“
„Das ist gemein“, sagte sie entrüstet. „Muss ich dich daran erinnern, dass ich schon seit vielen Jahren erwachsen bin? Und nach dem College habe ich mich sogar in die große Stadt gewagt.“
„Und welche große Stadt soll das bitte sein?“, fragte er.
„Chicago. Nach dem College bekam ich dort einen Job bei einer großen Werbeagentur. Sie hielten mich dort für ausgesprochen fähig, und binnen weniger Monate war ich dort in der Fördergruppe für Führungskräfte. Dann passierte Franks Unfall.“
Das Lachen verschwand aus ihrem Gesicht, und sie setzte Colton auf den Wickeltisch. Dort trocknete sie ihn ab und sprach weiter. „Ich kehrte nach Haus zurück und ließ alles in Chicago hinter mir. Du siehst also, ich bin nicht das Mädel vom Lande, für das du mich hältst.“
„Okay, du warst ein ganzes Jahr in Chicago. Aber jetzt lebst du wieder zu Hause bei deiner Mutter.“
„Nur, weil es für meine Mutter leichter war. Doch jetzt hat sie wieder alles im Griff. Erst kürzlich haben wir darüber gesprochen, dass es Zeit für mich wird, auszuziehen.“
„Willst du nach Chicago zurückkehren?“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Ich gehöre hierher. Grand Springs gefällt mir.“ Sie griff nach einer Windel und legte sie Colton an.
Jonathan lehnte sich gegen den Türrahmen und verschränkte die Arme vor der Brust. „Tut es dir leid, dass du deinen viel versprechenden Job bei der Werbeagentur aufgegeben hast?“
„Nicht eine Sekunde. Als Frank im Sterben lag, bat er mich, mich um meine Mutter zu kümmern. Frank war nicht nur mein Ersatzvater, er war auch wie ein großer Bruder für mich. Ich habe ihm diese Bitte gern erfüllt.“
Sie sprach mit einer Ernsthaftigkeit, dass er ihren Worten Glauben schenken musste. Doch trotzdem konnte er sich nicht vorstellen, dass jemand für einen anderen Menschen freiwillig so viel opferte.
„Nach einigen Monaten kam ich auf den Gedanken, dass ich eine eigene Firma gründen könnte“, sagte sie und öffnete eine Schublade am Wickeltisch. Sie holte einen Babystrampler heraus und zog ihn Colton an, obwohl der Kleine sich wand und fast vom Tisch rollte.
„Das machst du gut“, stellte er fest und fragte sich, wie so ein kleines Baby zu einem erwachsenen Menschen heranwachsen könnte.
„Ich liebe meine Arbeit“, gab sie zu. „Und du hast mir die Gelegenheit dazu gegeben, damit anzufangen.“
Er stöhnte. „Nicht schon wieder. Ich bin nicht in der Stimmung für deine unverdienten Lobhudeleien.“
„Also gut.“ Sie nahm das fertig angezogene Baby und legte es so in ihre Arme, dass es Jonathan ansehen konnte. „Das ist dein Onkel“, erzählte sie Colton. „Kannst du Onkel Jonathan sagen?“
Colton machte stattdessen Bläschen. Cynthia lachte. „Es wird noch ein paar Monate dauern, bis er
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