JULIA FESTIVAL Band 76
sich die Wohnung nicht mehr ohne sie vorstellen. Ihr Duft hielt ihn, lange nachdem sie schon eingeschlafen war, noch wach. Ihr Lachen klang bis in sein Labor und verfolgte ihn durch den Tag. Wenn er sie brauchte, war er verwundbar. Wenn er sie nicht brauchte, würde das Licht in ihren Augen erlöschen.
Er wusste mit absoluter Klarheit, dass er sie gehen lassen musste. Denn wenn er sie festhielt, wenn er zuließ, dass sie ihm etwas bedeutete, würde er sich bloßstellen. Und dann würde sie erfahren, dass er es nicht wert war, geliebt zu werden.
Und doch sehnte er sich danach, sie in den Armen zu halten, ihr nahe zu sein, sie zu berühren und von ihr berührt zu werden. Den ganzen Nachmittag waren sie zusammen gewesen, und immer wieder hatte sie ihn angefasst, manchmal nur flüchtig, und es war wie Balsam auf seinen Wunden gewesen. Er würde die Erinnerung daran behalten für den langen, dunklen Winter, der ihm bevorstand.
Er würde sie gehen lassen, denn das war das einzig Gute, das er ihr erweisen konnte. Sie an sich zu binden, war unverzeihlich. Eine Frau wie sie hatte etwas Besseres verdient. Und er musste sie bald wegschicken. Wenn erst einmal ihr Kind geboren war, würde er es nicht mehr übers Herz bringen.
Ihre Blicke trafen sich. Rebecca sah ihn an, als wüsste sie genau, was er dachte, und als wäre sie ganz und gar nicht einverstanden damit. Sie drehte den Herd ab und kam zu ihm.
„Lass es“, sagte sie.
„Was?“, fragte er ein wenig verwirrt.
„Was immer du im Schild führst, vergiss es. Du hast schon viel zu viele Regeln für unsere Ehe aufgestellt. Vermutlich hätte ich mich gleich wehren sollen. Schließlich sind wir Ehepartner. Oder wie siehst du das?“
In ihren Augen stand ein Licht, das er darin noch nie gesehen hatte.
„Ja, schon“, murmelte er, nicht ganz sicher, was sie von ihm wollte.
„Bisher haben wir nach deinen Regeln gelebt, aber das wird sich ab jetzt ändern.“ Sie kniete sich auf das Sofa und setzte sich rittlings auf ihn. Dann löste sie ihren Zopf und legte die Stirn an seine. Ihre langen dunklen Haare hingen wie ein Vorhang vor seinem Gesicht.
„Ab jetzt gelten neue Regeln – meine Regeln.“ Sie legte ihm die Hände auf die Schultern. „Regel Nummer eins: Mehr Körperkontakt.“ Sie presste sich an ihn. „Viel mehr.“
Er wusste, dass er sie fortschieben sollte, aber er war wie gelähmt. Vielleicht war er es auch einfach nur müde, sich ständig gegen seine Gefühle zu wehren.
Sie beugte sich über ihn und strich mit den Lippen über seinen Mund. Sofort wurde ihm heiß. Und als sie anfing, an seinen Ohrläppchen zu knabbern, wusste er, dass er verloren war.
„Austin, ich bin deine Frau“, flüsterte sie. „Schließ mich nicht aus deinem Leben aus.“
Sie umschlang ihn noch fester, und er spürte, wie sein Widerstand schwand. Wie von selbst wanderten seine Hände unter ihren Rock und zu ihren bloßen Schenkeln. Ein Schauder durchlief sie.
„Wehr dich nicht“, bat sie leise und fuhr mit der Zungenspitze seine Lippenkonturen nach.
Er stöhnte unter ihren Zärtlichkeiten auf. Instinktiv ließ die Hände zu ihrem Po gleiten und zog sie näher an sich. Sie schlang die Arme um seinen Hals und begann, ihn voller Leidenschaft zu küssen.
Dann zog sie sich ein kleines Stück zurück. „Du könntest ruhig ein bisschen netter zu mir sein“, forderte sie ihn auf. „Ich weiß, dass wir nicht unter den besten Voraussetzungen geheiratet haben. Aber deshalb können wir es trotzdem schaffen, wenn wir wirklich wollen.“ Sie sah ihn forschend an. „Nur musst du auch etwas dafür tun. Ich weiß, dass du deine Gefühle nicht gern nach außen trägst, aber ein kleines bisschen musst du mir schon entgegenkommen.“
Seine Hände lagen still auf ihrem Körper. „Ich weiß nicht, ob ich das kann.“
„Versuch es wenigstens.“
Oder wir geben gleich auf, dachte er grimmig. Doch er wusste, dass er sie nicht gehen lassen konnte. Heute noch nicht. Und das hatte nichts mit seiner Lust zu tun, sondern nur damit, dass er sie verletzen würde, wenn er sie jetzt wegstieße. Das würde er im Augenblick nicht ertragen. Und wer hält dich fest und sorgt für dich, wenn sie nicht mehr da ist, fragte eine kleine Stimme in seinem Inneren.
„Du musst mir ja nicht alle deine Geheimnisse verraten“, fuhr sie fort. „Wichtig ist, dass wir uns gegenseitig achten und ehrlich zueinander sind.“
Er berührte ihr Gesicht und ließ ihr Haar durch die Finger gleiten. Sie wusste ja
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