JULIA FESTIVAL Band 76
nickte heftig. „Ja.“
Rebecca streichelte seine Wange und gab ihm einen Kuss auf die Nasenspitze. „Ich weiß genau, was du gegessen hast. Du hast nämlich Schokoladeneisflecken auf dem T-Shirt.“ David kicherte.
Rebecca sah zu Austin hinüber. Sehnsucht stand in seinen Augen. Auf einmal verstand sie, was in ihm vorging. Und als wollte sie ihn testen, legte sie den Arm um den Jungen und strich ihm mit der anderen Hand die Haare aus dem Gesicht. Austin wandte den Blick ab.
Diese Zärtlichkeit ist es, die ihm so nahe geht, dachte Rebecca, der liebevolle Kontakt zwischen zwei Menschen. Wahrscheinlich hatte seine Mutter ihn nie so im Arm gehalten. Sie schöpfte Hoffnung. Hatte sie vielleicht gerade einen Weg gefunden, ihrem Mann näherzukommen?
„Rebecca!“
Travis kam aufgeregt auf sie zugelaufen, Elizabeth folgte ihm mit einigem Abstand. Rebecca hob David von ihrem Schoß und stand auf.
„Was ist passiert?“
Elizabeth lächelte. „Mein tapferer Ritter ist kurz vor dem Zusammenbruch.“ Sie stieß einen kleinen Schmerzenslaut aus und holte dann tief Luft. „Es ist so weit.“
Sie nahm den Arm ihres Mannes. „Würdet ihr wohl mit ins Krankenhaus kommen? Ich glaube, Travis braucht jemanden zum Händchenhalten.“
11. KAPITEL
Es wurde ein Mädchen.
„Sie ist genauso schön wie ihre Mutter“, berichtete Travis stolz, als alles überstanden war.
Rebecca sah zu Austin auf. „Komm, statten wir der Kleinen unseren Antrittsbesuch ab.“
Sie machten sich auf den Weg. Vor einer Glaswand, hinter der die Körbchen mit den Neugeborenen aufgereiht waren, blieben sie stehen.
„Sie sind so unglaublich winzig“, sagte Rebecca und ahnte auf einmal etwas von der Verantwortung, die auf sie zukam.
Eine Schwester kam zu ihnen. „Welches Baby möchten Sie sehen?“, fragte sie.
„Haynes“, erwiderte Rebecca. „Ein kleines Mädchen, das gerade geboren wurde.“
Die Schwester brachte ein kleines rotgesichtiges Bündel mit einem hellen Haarflaum, das ein wenig unwillig das Gesicht verzog.
„Ist sie nicht wunderschön?“, fragte Rebecca hingerissen.
Austin nahm ihre Hand und drückte sie. Er betrachtete den Säugling, als hätte er noch nie in seinem Leben etwas Schöneres gesehen.
Zusammen sahen sie zu, wie das kleine Mädchen einschlief. Rebecca machte sich gar nicht die Mühe, die Tränen zu unterdrücken, auch nicht, als Austin den Arm um sie legte und sie an sich zog. Als er die freie Hand auf ihren Bauch legte, lächelte sie.
Austin nahm die Fernbedienung und schaltete sich durch die Nachrichtenkanäle, aber die Meldungen interessierten ihn alle nicht. Von seinem Platz auf dem Sofa konnte er Rebecca beim Kochen zuschauen. Seiner Frau. Nie hatte er damit gerechnet, dass er einmal heiraten und Vater werden würde. Es war alles so schnell gegangen, dass er kaum zum Nachdenken gekommen war.
Sie wurden Eltern. Er lehnte sich zurück und versuchte, das Wort auf sich wirken zu lassen. Eltern. Bevor er Travis’ Tochter gesehen hatte, war alles noch so unwirklich und fern gewesen. Sie war so winzig. Wie ging man mit so einem zerbrechlichen kleinen Menschen um? Woher sollte er wissen, was ein Baby brauchte oder wollte?
„In zehn Minuten ist das Essen fertig“, rief Rebecca.
„Fein. Soll ich den Tisch decken?“
Sie lächelte zu ihm herüber. „Schon passiert.“
Sie war barfuß und hatte das Haar im Nacken zu einem lockeren Zopf geflochten. Ein paar lose Strähnen rahmten ihr Gesicht ein. Sie wirkte lebendig und zufrieden. Rebecca gehörte zu der seltenen Spezies von Menschen, die an das Gute in der Welt glaubten. Sie nahm von jedem nur das Beste an, bis das Gegenteil bewiesen war. Und selbst dann fand sie oft noch eine Entschuldigung.
Er wusste zwar nicht warum, aber sie war offenbar entschlossen, ihn zu „retten“. Was er ihr auch von seiner Vergangenheit erzählte, sie beharrte unbeirrt auf seinem angeblich goldenen Herzen. Das hatte er ihr angesehen, als er heute Nachmittag mit David losgezogen war. Warum musste sie nur so ein Aufheben davon machen? Jeder andere Mensch hätte dasselbe getan. Außerdem hatte er ohnehin warten müssen, bis Rebecca mit ihrer Arbeit am Kinderheimstand fertig war.
Sie hielt ihn für einen strahlenden Ritter, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis der große Bruch kam. In dem Augenblick, in dem er anfing, sie zu brauchen und sich auf sie zu verlassen, würde er sie verlieren.
Das Problem war, dass es schon zu spät war. Obwohl sie getrennt schliefen, konnte er
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