JULIA FESTIVAL Band 76
schüttelte den Kopf. „Ich weiß nur noch, dass ich mitten auf dem Parkplatz aufgewacht bin und einen dicken Kopf hatte.“
„Ich habe kaum etwas getrunken.“
„Weil dir von dem Zeug schlecht wurde.“
„Ich musste nach Hause. Du warst zu betrunken, um den Camaro zu fahren, und ich musste laufen. Nach etwa einer Meile hat ein Arbeiter vom Jahrmarkt mich mitgenommen.“
„Der Blonde mit dem Schnurrbart?“
„Woher weißt du das?“
„Du hattest den ganzen Abend mit ihm geflirtet. Ich war wahnsinnig eifersüchtig.“ Er klang, als fiele es ihm schwer, die Schwäche einzugestehen.
„Ich glaube, ich wollte dich eifersüchtig machen. Es war dumm von mir. Er fuhr mich nach Hause, aber ich bin nicht sofort ausgestiegen …“ Sie schluckte. Sei stark, befahl sie sich. Es ist vorbei. „Es geschah einfach. Eins führte zum nächsten. Ich wollte nicht … na ja, du weißt schon.“
Würde er begreifen, dass das nur die halbe Wahrheit war? War es ihm überhaupt noch wichtig?
„Das war es?“, fragte er. „Irgendein Typ auf dem Rücksitz? Ich hätte mehr von dir erwartet.“
Er hatte ihr nicht verziehen. Es war alles so wie damals. Vielleicht würde sie ihm alles erzählen, wenn es seinem Vater besser ging. Jetzt konnte sie es nicht.
„Warum hast du mir nichts davon gesagt?“, fragte er.
„Ich schämte mich.“
„Du hast mich einfach davongehen lassen.“
„Ich erfuhr erst viel später, dass du fort warst. Ich versuchte, dich zu finden.“ Sie dachte daran, wie sie mit niemandem hatte reden können. Wie sie nicht in der Lage gewesen war, in den Spiegel zu schauen.
„Und das Baby?“
Selbst nach elf Jahren schmerzte es, über ihr Kind zu sprechen. „Ironie des Schicksals. Ich hatte mich gerade damit abgefunden, Mutter zu werden, da verlor ich es.“
Sie sah auf die Uhr. „Du solltest jetzt fahren. Die Nachtschwestern haben gerade ihren Dienst begonnen.“
Er ging zu seinem Wagen. Nach sechs Schritten drehte er sich zu ihr um. „Warum hast du das Telegramm nicht mit deinem Namen unterzeichnet?“
„Weil du mir noch immer nicht verziehen hast. Du hast dich kein einziges Mal bei mir gemeldet.“
„Jenny, ich …“
„Ist schon gut, Chase. Wir sind erwachsen. Fahr zu deinem Vater.“
Chase stieg ein, wartete aber, bis sie losfuhr, bevor er den Motor anließ. Langsam folgte er ihren Rücklichtern bis Hamilton Crossing. An der Stadtgrenze von Harrisville bog sie nach rechts ab.
Er hielt. Sollte er ihr nachfahren und sie zwingen, ihm zu sagen, wovon er wusste, dass sie es ihm verschwiegen hatte? Nein, erst musste er sich um seinen Vater kümmern.
Er parkte den Geländewagen und ging durch die breite Eingangstür des Krankenhauses.
„Kann ich Ihnen helfen?“ Die junge Frau an der Information lächelte ihn an.
„Mein Vater liegt hier. Er hatte einen Herzinfarkt.“
„Wie heißt er?“
Es war so lange her, dass er den Namen ausgesprochen hatte. „Jackson. William Jackson.“
Der Blick der hochgewachsenen Brünetten wanderte über sein zerknittertes Hemd. „Oh. Mr. Jackson. Ihr Vater liegt im ersten Stock. Er ist schon eine ganze Weile hier.“ Der tadelnde Ton war nicht zu überhören. „Nehmen Sie den Fahrstuhl. Ich glaube, der Doktor ist noch im Haus. Ich werde nachfragen.“
„Danke.“
Er ging zum Fahrstuhl und drückte auf den Knopf. Was sollte er zu seinem Vater sagen? Er hatte nie eine Antwort auf seine kurzen Nachrichten bekommen. Hatte sein Vater sich verändert? Saßen eine Frau und Stiefkinder an seinem Bett?
Chase stieg aus und ging zur Herzstation. Neben der Schwingtür befand sich eine Sprechanlage. Ein Schild forderte ihn auf, sich anzumelden, bevor er eintrat. Er starrte auf die Wand und dachte daran, in den Wagen zu steigen und einfach davonzufahren.
Nein, das wäre feige. Was hatte sein Vater ihm immer gesagt? Ein Mann steht zu seinen Taten. Er drückte auf den roten Knopf.
„Ja?“
„Ich möchte meinen Vater besuchen. William Jackson.“
„Treten Sie ein“, kam es nach kurzem Zögern aus dem Lautsprecher.
Ein halbes Dutzend Zimmer lagen im Halbkreis um die Schwesternstation. Eine kleine Krankenschwester kam ihm entgegen. Trotz der hellblauen Tracht erkannte er die junge Frau. „Terry?“
„Ja. Es ist lange her, Chase. Ich habe mich gefragt, ob du jemals zurückkommen würdest.“
Wahrscheinlich gab es in ganz Harrisville nur drei Menschen, die sich freuten, ihn zu sehen. Jenny und Terry waren zwei davon. Bevor ihm und Jenny aufgegangen war,
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