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JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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dass sie mehr als nur Freunde waren, hatte es Terry gegeben. Jenny war die erste Frau gewesen, die er geküsst hatte, Terry seine allererste richtige Freundin. Er wusste nicht, wie er sie begrüßen sollte.
    Sie umarmte ihn einfach. „Wie ist es dir ergangen? Du warst nicht auf dem Klassentreffen im letzten Jahr. Niemand wusste, wohin er die Einladung schicken sollte.“
    „Es ist sehr weit von hier nach Arizona“, erwiderte er leise. „Ich lebe am Rand von Phoenix.“
    „Ich wusste immer, dass du aus Harrisville weggehen würdest. Du und Jenny, ihr habt über nichts anderes geredet.“ Sie zögerte. „Es tut mir leid. Das hätte ich nicht sagen dürfen.“
    Er berührte ihr Kinn. „Schon gut. Ich habe im Stahlwerk mit ihr gesprochen. Sie hat mich benachrichtigt.“
    Terry zeigte auf eine Tür. „Dein Vater liegt dort. Wir haben ihm ein starkes Beruhigungsmittel gegeben. Er schläft meistens.“
    „Wie geht es ihm?“
    Sie sah ihn nicht an. „Schwer zu sagen. Der zweite Infarkt … Du weißt davon, nicht?“
    „Ja.“
    „Der zweite Infarkt war viel schlimmer als der erste. Aber dein Vater ist zäh. Vielleicht schafft er es.“ Sie klang nicht sehr überzeugend.
    „Kann ich hineingehen?“
    „Natürlich. Er ist von Schläuchen und Maschinen umgeben. Es sieht dramatischer aus, als es ist. Vermutlich wird er erst morgen früh aufwachen.“
    „Ich möchte ihn sehen.“
    Sie nickte.
    Chase ging an ihr vorbei und betrat das Zimmer. Obwohl er darauf vorbereitet, schockierte ihn der Anblick der vielen Apparate, die seinen Vater am Leben hielten. Auf einem Monitor flimmerte eine dünne rote Linie. Rechts vom Bett stand ein riesiges Gerät, aus dem Schläuche in den Mund des Patienten führten.
    „Was ist das?“, fragte Chase und zeigte darauf.
    „Das Beatmungsgerät. In ein paar Tagen wird er es nicht mehr brauchen.“
    „Es ist so still hier.“
    „Die Apparate sind sehr leise. Aber du kannst sehen, wie seine Brust sich bewegt.“ Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich muss zur Station zurück. Drück auf den Rufknopf, falls du mich brauchst.“
    „Danke.“
    Chase musste sich zwingen, an das Bett zu gehen. Das einst dichte Haar seines Vaters war schütter geworden. Das markante Gesicht wies dieselben Züge auf, die er an jedem Morgen im Spiegel sah, aber die Haut war aschgrau. Die Augen waren geschlossen, doch Chase wusste, dass ihre Farbe dem von Stahl ähnelte. Es war das einzige, was sie äußerlich unterschied. Er selbst besaß die braunen Augen seiner Mutter.
    Chase sah sich um und entdeckte einen Plastikstuhl in der Ecke. Er stellte ihn an das Bett und setzte sich.
    „Ich bin hier“, flüsterte er. „Chase. Dein Sohn.“
    Keine Antwort.
    „Dad?“
    Nur Schweigen.
    Er starrte auf die leblose Hand vor ihm. Er wusste, dass er sie nehmen sollte. Der Mann war sein Vater.
    Aber sein Vater hatte ihm in all den Jahren nie geantwortet, nie angerufen. Er war hier, weil er eine Verpflichtung zu erfüllen hatte, und danach würde er wieder abreisen.
    Chase dachte an die ersten Jahre, die er allein verlebt hatte. Mit achtzehn war er auf die Einsamkeit nicht vorbereitet gewesen. In seinen Briefen hatte er angedeutet, wie allein er sich fühlte, und gehofft, dass sein Vater ihn zurückholen würde. Irgendwann hatte er diese Hoffnung aufgegeben.
    Er beugte sich vor und nahm die Hand seines Vaters. Die Haut fühlte sich feucht und kalt an. „Ich bin hier“, wiederholte er. „Ich bin sofort gekommen, als ich es erfuhr.“
    Die Finger, die er hielt, bewegten sich. „Ja“, sagte Chase lauter. „Du wirst wieder gesund. Das Werk braucht dich. Du willst doch nicht, dass die Gewerkschaft bestimmt, oder?“ Die Hand seines Vaters erschlaffte und fiel auf die Decke zurück.
    „Dad?“
    Chase wusste nicht, wie er lange er dasaß und auf die Brust des Kranken starrte. Terry ließ ihn bleiben. Hin und wieder kam sie herein und sah nach den Apparaten und notierte etwas auf einem Blatt. Irgendwann brachte sie ihm einen Kaffee. Er lächelte.
    Er dachte daran, wie fremd er und sein Vater einander immer gewesen waren. Er hatte einen richtigen Dad gewollt. Einen, mit dem man Baseball spielen konnte. William Jackson hatte einen Jungmanager, einen perfekten Nachfolger gewollt.
    Nach einer Weile stand Chase auf, weil ihm der Nacken schmerzte. Als er hinausging, kam ihm eine attraktive Frau in einem weißen Kittel entgegen.
    „Sie müssen Chase Jackson sein“, begrüßte sie ihn. „Ich bin Barbara Martin, die

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