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JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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mehr? Neidete er ihr ihre Unschuld? Nicht einmal als Kind hatte er diese Naivität, diese Offenheit gegenüber der Welt gehabt. Er hatte viele sehr unterschiedliche Erfahrungen in seinem Leben gemacht und viel dabei gelernt. Und er hatte immer gewusst, dass er anders war, und hatte es akzeptiert. Sogar stolz war er darauf gewesen – bis ihm klar geworden war, dass er immer allein sein würde.
    „Sie möchten offenbar nicht darüber reden“, sagte Rebecca und wandte sich ab. Ihre Schultern senkten sich.
    Er stieß eine stumme Verwünschung aus. Warum musste sie immer so leicht zu durchschauen sein?
    „Ich war ziemlich schwierig.“
    Sie sah zu ihm zurück und lächelte. „Ich kann mir gut vorstellen, dass Sie als Kind nicht einfach waren.“
    „Ich war entschlossen, das Heim zu hassen. Und da lernte ich Travis kennen. Das hat alles verändert.“
    „Ich habe mich schon öfter gefragt, wie Sie Freunde geworden sind. Sie sind so ganz anders als er.“
    Er zog die Augenbrauen hoch. „Inwiefern?“
    Sie lehnte sich an die Wand und versteckte die Hände im Rücken. „Travis ist offen und freundlich und er lacht viel. Und Sie sind …“ Sie unterbrach sich und sah zu ihm auf. „Ich meine, ich wollte sagen, dass Sie …“
    „Ja?“
    Sie atmete etwas schneller, und durch das Heben und Senken ihrer Brust öffnete sich der Bademantel ein wenig und gab den Blick auf die Mulde an ihrem Hals frei. Nichts daran war provozierend, und doch hatte er den Wunsch, sie zu berühren.
    „Sie sind eben anders“, sagte sie endlich. „Wie sind Sie und Travis Freunde geworden?“
    „Wir haben uns geschlagen.“ Er lachte, als er wieder daran dachte. „Ich war gerade zwei Tage in der Schule und hatte schon die vierte Schlägerei hinter mir. Travis nannte mich einen Raufbold, und ich ging auf ihn los. Natürlich wusste ich damals noch nicht, dass man es mit allen Hayes-Brüdern zu tun hat, wenn man einen angreift. Jedenfalls kamen die anderen drei sofort angerannt, um sich auf mich zu stürzen.“ Er schüttelte den Kopf. „Und dann hat Travis meine Seite ergriffen. Als der Direktor kam, verteidigten sie mich alle vier!“
    „Und seit damals sind Sie Freunde“, meinte Rebecca, und ein verträumter Ausdruck trat in ihre Augen. „Was für eine schöne Geschichte. Travis muss gemerkt haben, dass Sie einfach nur ein unglücklicher, einsamer kleiner Junge waren.“
    Austin wollte ihr widersprechen, aber natürlich hatte sie recht. Wie merkwürdig, dass er noch nie jemandem etwas vom Beginn dieser Freundschaft erzählt hatte. Dabei war sie es gewesen, die ihn veranlasst hatte, hierher zurückzukehren. Glenwood war der einzige Ort, in dem er es länger als ein paar Monate aushielt.
    „Es ist lange her“, sagte er und ging zu einem Schreibtisch neben der Treppe. „Was wird jetzt aus dem Kinderheim?“ Er zog eine Schublade auf und nahm ein Scheckbuch heraus. „Brauchen Sie Geld? Sind Sie deshalb zu mir gekommen?“
    „Eigentlich nicht.“
    Rebecca folgte ihm, blieb hinter seinem Stuhl stehen und umfasste die Lehne. Unwillkürlich stellte er sich vor, dass sie den Bademantel fallen ließ und sich auf seinen Schoß setzte. Aber darüber musste er selbst lächeln. Nichts war unwahrscheinlicher. Sie mochte in ihn verknallt sein, aber sie würde sich ihm nie an den Hals werfen. Er wusste nicht, ob er ihr hätte widerstehen können.
    Er sah sie an und studierte ihr Gesicht. Was war es nur, das ihn so in Versuchung führte, seine eigenen Regeln zu brechen? Natürlich lag es zum Teil daran, dass sie ihn so unverhohlen anhimmelte. Welcher Mann wäre da nicht geschmeichelt gewesen? Meistens ergriff er in solchen Fällen allerdings die Flucht. Aber bei Rebecca war es anders. Sie war anders. Und er besaß noch genügend Anstand, um ihre Verliebtheit nicht auszunützen. Wenn Rebecca Chambers die Wahrheit über ihn wüsste, würde sie wahrscheinlich so schnell sie konnte vor ihm davonlaufen.
    Es war besser für sie, wenn sie die Wahrheit nicht erfuhr. Die kleine Stimme in seinem Inneren, die ihm zuflüsterte, dass er ihr diese Wahrheit vielleicht nicht nur verschwieg, weil er sie schonen wollte, sondern dass auch er selbst etwas zu gewinnen hatte, beachtete er nicht.
    Sie fuhr sich mit den Händen durch die Haare und atmete tief durch. „Ich brauche Ihr Haus. Ja, ich weiß, was Sie jetzt sagen wollen: Sie finden das unverschämt. Ich würde Sie ja auch nicht darum bitten, wenn mir eine andere Lösung einfiele. Zurzeit schlafen zwanzig

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