JULIA FESTIVAL Band 76
Alec und ich wollten eins kaufen, aber daraus wurde dann nichts.“
„Alec?“
Jenny drehte sich zum Tisch um. „Mein Exverlobter.“
„Was ist geschehen?“ Ruhig strich er Marmelade auf den Toast. Sein Gesicht war ausdruckslos, aber sie fand, dass er irgendwie erleichtert geklungen hatte. Unsinn, sagte sie sich streng. Er war hier, um seinen Vater zu besuchen. Nicht ihretwegen. Er hatte sich in all den Jahren nicht gemeldet. Sie bedeutete ihm nichts mehr. Ende der Geschichte.
„Das Übliche. Wir entwickelten uns auseinander und sahen ein, dass wir einander nicht liebten. Nichts Dramatisches.“
„Hat er hier bei dir gelebt?“
Zunächst wollte sie erwidern, dass ihn dass nichts anging. Aber vielleicht bot die Wahrheit ihrem Herzen Schutz. „Ja. Etwa zwei Jahre lang.“
„Ich verstehe.“
„Und du, Chase? Gibt es eine Mrs. Jackson, die in Phoenix auf dich wartet?“
Er warf die Serviette hin. „Nein. Du hast mir alles beigebracht, was ich über Frauen wissen muss. Mein Vertrauen in sie reicht nicht über das Bett hinaus.“
Der Waffenstillstand hielt offenbar nicht. Sie wollte sich nicht mit ihm streiten und verstand, warum er verbittert war. Es wäre leicht, sich mit ein paar Tatsachen gegen seinen Zorn zu wehren. Aber wozu? Er litt auch so schon genug. Früher war er ihr Held gewesen, und sie unschuldige Prinzessin, die auf Rettung wartete. Jetzt war sie es, die stark sein musste. Die Wahrheit würde ihm nur wehtun.
Sie stellte ihm den Becher hin und setzte sich. „Hast du dir das Werk angesehen?“
„Nein.“
„Mein Dad sagt, die Leute haben Angst um ihren Job. Sie befürchten, dass das Werk stillgelegt wird.“
„Warum erzählst du mir das?“
„Wenn deinem Vater etwas passiert, gehört das Werk dir.“
„Ich will es nicht.“ Er sprang auf und ging ins Wohnzimmer. „Warum zum Teufel bin ich bloß hergekommen?“
„Chase.“ Sie folgte ihm.
„Ich kann es fühlen, weißt du.“ Rastlos ging er auf und ab. „Die Wände, die Stadt, alles engt mich ein. Was wollen denn alle von mir?“ Er sah sie an, als wollte er eine Antwort von ihr, und ging kopfschüttelnd weiter. „Ich mag mein Leben in Phoenix. Kein Werk, kein Eisenerz. Vom Küchenfenster aus sieht man die Wüste. Die Luft ist sauber.“
„Was tust du dort?“
„Bauunternehmer. Mit zwei Partnern zusammen errichte ich Bürogebäude, Wohnhäuser, alles, was gebraucht wird.“ Er blieb vor ihr stehen und ergriff ihre Arme. „Ich rieche Sägespäne statt Eisen. Ich bin viele Stunden im Freien. Nichts könnte mich dazu bringen, ins Werk zurückzugehen.“
Jenny versuchte, die Panik zu ignorieren, die in ihr aufstieg. Wenn William Jackson starb, gehörte das Werk Chase. Jackson Steel beschäftigte tausend Menschen, zu denen ihr Vater, eine Schwester, zwei Schwager und sie selbst gehörten. Wer würde die Firma übernehmen? Würde er sie verkaufen? Oder stilllegen?
„Warum bist du noch hier, Jenny?“, fragte er aufgebracht. „Was ist aus deinen Träumen geworden?“
„Meine Familie lebt hier.“
„Na und? Das tat sie auch, als wir nächtelang unsere Flucht aus Harrisville planten. Was ist passiert? Hatte Alec damit zu tun?“
„Nein.“ Sie wollte sich abwenden, aber er ließ sie nicht los. „Ich vergaß die Träume, die wir hatten. Und als ich mich wieder an sie erinnerte, schienen sie mir nicht mehr wichtig.“
Erst jetzt ließ er sie los. „So wie ich, meinst du.“
„Ja“, flüsterte sie. Seine Nähe überwältigte sie. Dies war der Chase, den sie gekannt hatte. Der Mann, der eine Leidenschaft verströmte, die sie wie ein Feuer erwärmte.
Wie lange hatte sie auf seine Rückkehr gewartet und jede Nacht darum gebetet? Wie oft hatte sie aus dem Fenster gesehen und gehofft, das vertraute Motorgeräusch seines alten Camaro zu hören? Wann hatte sie endlich eingesehen, dass sie Chase Jackson verloren hatte? Dass er ihr die Lüge nicht verzeihen konnte?
Sie wollte ihn. Sie begehrte ihn mit jeder Faser ihres Körpers. Sie sehnte sich danach, ihn so spüren, wie es ihr damals versagt geblieben war. Das Bedürfnis hatte nichts mit Sex zu tun, sondern mit Trost, der Heilung der alten Wunden und dem Nachholen dessen, was unweigerlich geschehen wäre, wenn das Schicksal es nicht verhindert hätte.
Er strich ihr eine Träne von der Wange. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie weinte. „Was ist mit uns los, Jenny? Warum mussten wir Feinde werden?“
„Ich weiß es nicht. Es ist spät. Wir brauchen beide unseren
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