Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
Vom Netzwerk:
und dem Stahlwerk, in denen er sich nie willkommen gefühlt hatte.
    Er hörte auf seinen Verstand und wollte sich von ihr abwenden. Doch dann legte sie eine Hand auf seine Brust, und er spürte die Wärme auf der Haut.
    „Chase“, hauchte sie, und es klang wie ein Flehen.
    Er senkte den Kopf und küsste sie.

4. KAPITEL
    Sie hätte den Kuss verhindern können.
    Chase war ein Gentleman und würde nichts tun, was sie nicht wollte, das wusste Jenny. Ein Zögern, ein Kopfschütteln hätte ausgereicht.
    Aber sie wollte den Kuss ebenso sehr wie er. Sie schmiegte sich an ihn und ließ die Hände über seine Schultern gleiten, bis ihre Finger das dichte Haar an seinem Nacken ertasteten. In dem Bruchteil einer Sekunde, bevor ihre Lippen sich berührten, flüsterte sie seinen Namen zum zweiten Mal.
    Dann schloss sie die Augen und gab sich dem hin, was er in ihr auslöste. Als sie seine Zunge spürte, entdeckte sie wieder, was sie für endgültig verloren gehalten hatte.
    Kräftige Arme hielten sie. Ihr Körper, der vor zehn Uhr vormittags nie richtig erwachte, fühlte sich an, als durchströmte ihn neues Leben. Es war alles wie früher. Die Empfindung war ihr vertraut, die Leidenschaft so gewaltig wie vor elf Jahren.
    Die Hitze seines Körpers entflammte sie, während seine Arme ihr die Geborgenheit boten, nach der sie sich so sehr sehnte. Seine Hände strichen über ihren Rücken, wanderten abwärts und umfassten ihren Po, um sie noch fester an sich zu drücken.
    Vergangenheit und Gegenwart verschmolzen wie der Mann, der sie küsste, und der Junge, der sich für immer in ihr Gedächtnis eingegraben hatte. Wie hatte sie nur so dumm sein können, zu glauben, dass sie irgendetwas vergessen konnte? Die Erkenntnis war schmerzhaft. Sie schnürte ihr den Hals zu, und Jenny musste schlucken. Sofort ließ Chase sie los.
    Sie starrten einander an. Der Schock und das Verlangen in seinen dunklen Augen war nicht zu übersehen.
    „Ich hatte es mir anders vorgestellt“, sagte er schließlich und ging ans Fenster.
    „Ich auch.“
    „Ich werde mich nicht entschuldigen.“
    „Danke.“ Sie bemerkte erst jetzt, dass sie die Hände zu Fäusten geballt hatte. Sie öffnete sie und bewegte die Finger. „Vielleicht mussten wir etwas nachholen. Wir haben uns damals gar nicht Lebewohl gesagt, nicht wahr?“
    Sie starrte auf seinen bloßen Rücken über der abgetragenen Jeans. Sein Duft haftete an ihrer Bluse und würde sie den ganzen Tag verfolgen.
    „Jenny, ich …“
    „Nicht“, unterbrach sie ihn. „Du wolltest dich nicht entschuldigen. Es ist einfach passiert.“
    Er drehte sich nicht zu ihr um. „Ich habe dir nie verziehen.“
    „Ich weiß.“ Es schmerzte. Warum sagte sie ihm nicht die Wahrheit? Dann würde er sie nicht mehr hassen. Aber der Preis dafür war zu hoch. Sie hatte sich vor elf Jahren entschieden. Und gestern noch einmal. Er brauchte nicht zu wissen, was in jenem Sommer wirklich geschehen war. Der Zustand seines Vaters machte ihm genug Sorgen.
    „Du bist mir noch böse“, sagte sie leise.
    „Ich bin nicht sicher, ob ich das bin. Ich habe dich elf Jahre lang gehasst. Und jetzt bin ich hier, in deinem Haus.“
    „Akzeptiere es einfach, Chase. Nichts ist so, wie wir es uns vorgestellt haben. Irgendwann …“
    „Irgendwann bin ich wieder weg.“
    „Ich muss ins Werk. Falls du dazu kommst, lass mich wissen, wie es deinem Vater geht.“
    Sie wartete und hoffte, er würde sich umdrehen und sie ansehen, aber er tat es nicht.
    Jenny nahm Mantel und Tasche und eilte zum Wagen. Sie war nicht verspätet, aber sie fuhr trotzdem schneller als sonst. Sie wollte möglichst viel Distanz zwischen sich und Chase legen. Vielleicht hatten sie beide sich in den elf Jahren verändert, aber manches war gleich geblieben.
    „Du glaubst nicht, was für Gerüchte umgehen …“
    Jenny hob die Hand, und ihre Besucherin verstummte. Jenny schrieb noch einen Satz in den Computer, speicherte den Bericht ab und drehte sich zu ihrer Schwester um.
    „Guten Morgen, Anne. Was führt dich ins Werk?“
    „Tu doch nicht so, als wüsstest du es nicht. Die gesamte Stadt redet über dich, Jennifer Davidson.“
    Anne und Jenny waren sich unter den vier Schwestern am ähnlichsten, wenn auch nur äußerlich. Als älteste nahm Anne sich das Recht heraus, die anderen zu kritisieren. Nicht einmal ein Ehemann und drei kleine Kinder hielten sie davon ab, für ihre Schwestern die Zweitmutter zu spielen.
    „Und?“, sagte sie, als Jenny schwieg.
    „Möchtest du

Weitere Kostenlose Bücher