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JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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Gürtel aus der Hose zieht, renn so schnell du kannst, kleine Schwester“, erwiderte Anne lächelnd.
    Jenny drehte sich zum Computer und druckte den Monatsbericht aus. Die Einnahmen waren gering. Sie sanken seit Jahren. Die Konkurrenz produzierte billiger. Was würde aus der Firma werden, falls William Jackson starb?
    Nicht falls, dachte sie, sondern wenn. Es war nur eine Frage der Zeit. Der Eigentümer des Stahlwerks war alt. Und Anne hatte recht. Chase hasste die Stadt. Aus gutem Grund. Aber wenn er die Firma nicht übernahm …
    Sie ging ans Fenster. In den Hallen arbeiteten tausend Menschen. Freunde, Nachbarn, Angehörige.
    Sie selbst war jetzt schon zehn Jahre bei Jackson Steel. Dabei kam es ihr vor, als wären sie und Chase erst gestern am Fluss entlangspaziert, um über die Zukunft zu reden. Das Leben war so einfach gewesen. Jetzt war sie erwachsen. Die Träume waren nur noch Erinnerung.
    Jenny brachte den Bericht ins Büro des Controllers. Auf dem Rückweg plauderte sie mit den Sekretärinnen und erkundigte sich beim Boten nach seinen Enkelkindern. Erst als sie zum dritten Mal auf die Uhr sah, wurde ihr bewusst, warum sie so lange ihrem Büro fernblieb. Bestimmt wartete dort bereits ihr Vater auf sie.
    Der große Mann saß auf dem Stuhl, den Anne gerade geräumt hatte, und trommelte mit den Fingern auf dem Schreibtisch. Jenny schlich sich hinter ihn und schlang die Arme um seinen Hals.
    „Ich weiß, du bist hier, um mich anzuschreien. Aber ich werde nicht zuhören, also spar den Atem lieber.“
    Frank Davidson wich ihrem Wangenkuss aus und streifte ihre Arme ab. „Die ganze Stadt redet von nichts anderem“, begann er unvermittelt.
    „Ich weiß.“ Sie setzte sich auf die Ecke des Schreibtischs. „Ich bin erwachsen, Daddy. Du kannst mir nichts mehr verbieten oder vorschreiben.“
    Er seufzte. „Wie konntest du ihn nur bei dir übernachten lassen? Du solltest dich schämen.“
    „Vorsicht. Als du Chase das letzte Mal beschuldigt hast, hast du dich geirrt.“
    Frank sah zur Seite. „Vielleicht. Aber er hat andere Dinge getan, die …“
    „Nein, hat er nicht. Du hast Chase immer verurteilt, weil sein Vater dein Gegner war. Und Mr. Jackson konnte mich deinetwegen nicht ausstehen.“
    „Der Junge bringt dir nur Ärger. Er ist noch keine vierundzwanzig Stunden hier, und schon redet die ganze Stadt über dich.“
    „Das ist nicht seine Schuld“, nahm sie Chase in Schutz. „Ich hätte ihn wegschicken können.“
    „Warum hast du es nicht getan?“
    Eine einfache Frage. Aber die Antwort fiel ihr nicht leicht. Sie hatte ihn nicht fortgeschickt, weil sie ihn einmal geliebt hatte. Weil sie sich für seinen Schmerz verantwortlich fühlte. Weil … „Weil ich ihn vermisst habe“, sagte sie schließlich.
    „Er ist es gewöhnt, alles zu bekommen, was er will. Der Junge wurde mit einem Silberlöffel im Mund geboren. Er hat sich nicht verändert.“
    „Das ist nicht wahr. Er ist sehr erfolgreich in Phoenix. Ihm gehört ein Bauunternehmen. Du weißt, dass er mit leeren Händen von hier fortging.“
    „Eine Baufirma? Der Sohn des großen Jackson arbeitet also mit den Händen wie wir anderen auch.“ Ihr Vater stand auf. „Wer hätte das gedacht?“
    „Mach keinen Ärger, Daddy“, bat sie und ging zu ihm.
    Er umarmte sie kurz. „Dann wirf ihn aus deinem Haus.“
    „Nein.“
    „Du warst immer mein trotzigstes Mädchen. Ich war nicht streng genug zu dir.“
    Sie lächelte nur.
    „Ich werde heute Nachmittag den alten Jackson im Krankenhaus besuchen. Gibt es etwas Neues?“
    „Nein. Ich habe vorhin angerufen. Sein Zustand ist unverändert.“
    „Wenn er stirbt, ist es aus. Für uns alle.“
    „Das weißt du nicht.“
    Er streichelte ihre Wange. „Du hast immer an den Jungen geglaubt. Ich bewundere deine Loyalität, aber ich wünschte, du würdest endlich einsehen, was für ein Mensch Chase Jackson wirklich ist.“
    Chase fuhr auf den Werksparkplatz und fluchte leise, als er die Menschenmenge sah. Ein Imbisswagen stand vor dem Verwaltungsgebäude. Die Leute starrten den Bronco an, und als er ausstieg, verstummten sämtliche Gespräche. Einige der Männer stießen sich an. Mehrere hundert Augenpaare sahen ihn an, als könnten sie ihn allein durch feindselige Blicke aus der Stadt jagen.
    Er hatte fast vergessen, was es bedeutete, der Sohn des Werkbesitzers zu sein. In einer Stadt, die ihren größten Arbeitgeber hasste, weil sie von ihm abhängig war. Viele glaubten, dass sie im Werk ausgebeutet wurden und

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