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JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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mit ihrer harten Arbeit den Jacksons das luxuriöse Leben sicherten. Vor zwei Generationen war es tatsächlich so gewesen. Heute sorgten die Gesetze und die Gewerkschaften dafür, dass es den Arbeitern besser ging. Aber der alte Hass war geblieben.
    Der Kies knirschte laut, als Chase auf den Lastwagen zuging. Die Wartenden machten ihm Platz. Er wusste, dass sie es nicht aus Höflichkeit taten, sondern um ihn möglichst schnell wieder loszuwerden.
    Er bezahlte, nahm sein Sandwich und steuerte die Bänke an, die unter den hohen Eichen standen. Am letzten Tisch saßen drei Frauen. Zwei von ihnen standen auf, als er näherkam. Die dritte blieb sitzen und zeigte mit ihrem halb verspeisten Apfel auf die Bank gegenüber.
    „Endlich“, begrüßte Jenny ihn. „Ein freundliches Gesicht.“ Sie lächelte.
    „Genau das denke ich auch.“ Er spürte die Blicke der anderen.
    Um sie herum wurde geflüstert und getuschelt. Der Hass, der ihm entgegenschlug, war wie eine schwarze Wolke, die ihn zu ersticken drohte.
    „Ich wette, dein Tag war besser als meiner“, sagte er und biss in das Sandwich.
    „Da irrst du dich.“
    Er sah sie fragend an.
    „Meine Schwester hat herausbekommen, dass du bei mir übernachtet hast. Sie war schon hier, um mir klarzumachen, welchen Schaden mein Ruf genommen hat. Auch mein Vater kam vorbei, um mir zu sagen, was er davon hält.“
    „Wie hast du reagiert?“
    „Ich habe sie aufgefordert, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern.“
    Das Haar wehte ihr um die Schultern. Die Sonne schien, aber es war kühl. Sie trug einen weiten Pullover, aber auch ohne ihre perfekten Brüste erkennen zu können, konnte er sie noch an seinem Körper fühlen. Und ihre Lippen an seinen. Elf Jahre lang hatte er Jenny Davidson gehasst. Er hasste sie noch. Und für eine Stunde im Bett mit ihr hätte er dem Teufel seine Seele versprochen.
    Sie aß den Apfel auf und leckte sich den Saft von den Fingern. Der Anblick ihrer Zunge steigerte sein Verlangen nach ihr ins Unermessliche. Das Sandwich schmeckte plötzlich nach Sägespänen.
    „Nimm es ihnen nicht übel“, sagte sie.
    „Wem?“, brachte er nach einem Schluck aus der Dose heraus.
    „Meiner Familie. Es ist diese Stadt. Jeder kennt jeden und weiß alles über ihn.“
    „Ich hätte nicht bei dir übernachten sollen.“
    Sie erwiderte nichts.
    „Warum zum Teufel hast du mich nicht weggeschickt?“
    „O nein“, sagte sie und legte die Hand auf seinen Arm. „Gib nicht mir die Schuld. Du bist derjenige, der um Mitternacht vor meiner Tür stand. Ich wollte dir einen Gefallen tun. Du wusstest, wie die Leute darüber reden würden. Dies ist Harrisville, Chase.“
    „Warum gehst du nicht fort?“
    Sie lehnte sich zurück. „Weil ich hierher gehöre.“ Sie öffnete eine Packung Kekse und reichte ihm drei davon. „Wie geht es deinem Vater?“
    „Unverändert. Ich habe heute Morgen mit der Ärztin gesprochen. Sie meinte, es ist nur eine Frage der Zeit. Das Herz ist zu stark geschädigt, und eine Operation würde er nicht überleben.“
    „Sie sagte, dass er sterben wird.“
    „Nein. Wichtig ist, was sie nicht sagte. Ich habe die Botschaft verstanden.“
    „Es tut mir leid.“
    „Wirklich?“ Er sah hoch. Ihr Gesicht war voller Mitgefühl. „Mir nicht. Der alte Mann ist ein Bastard. Etwas anderes als das verdammte Werk hat ihn nie interessiert.“
    „Er hat dich geliebt.“
    „Erspar mir das.“ Er biss in einen Keks.
    „Ich weiß, du bist aufgebracht, aber …“
    „Allerdings bin ich das. Ich bin noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden hier, und wünsche mir nichts sehnlicher, als wieder zu verschwinden. Wie hältst du es hier bloß aus?“ Er stand auf. „Ich muss zurück ins Krankenhaus. Wir sehen uns.“
    Jenny stellte sich neben ihn. „Nicht alles hier ist schlecht. Eine Kleinstadt hat auch gute Seiten.“
    Er sah zu den Werksangehörigen hinüber. Jeder von ihnen wich seinem Blick aus. „Dass jeder einen kennt? Die Kameradschaft? Freunde fürs Leben?“
    „Ja, genau. Woher weißt du?“
    „Ich kenne dich. Aber du vergisst etwas. So kannst du Harrisville sehen, aber ich nicht. Ich bin William Jacksons Sohn und durfte nie dazugehören.“
    Er knüllte das Sandwichpapier zusammen und warf es in den Abfallkorb.
    „Chase …“ Sie hielt ihn am Arm fest.
    „Es war immer so. Du hast es nur nicht bemerkt.“
    „Es muss nicht so sein. Versuch doch …“
    Er riss sich los. „Ich habe es versucht. Mit dir. Ich habe dir alles gegeben, was ich

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