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JULIA FESTIVAL Band 76

JULIA FESTIVAL Band 76

Titel: JULIA FESTIVAL Band 76 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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hatte. Die ganze Stadt wusste, dass er bei ihr übernachtet hatte. Er überlegte, ob er es ihrem Vater erklären sollte. Nein. Er war ihm nichts schuldig.
    Das Schweigen wurde immer bedrückender.
    Schließlich schob Davidson die Hände in die Taschen. „Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich Sie damals geschlagen habe.“
    Chase konnte es nicht glauben. Der Wunsch, dem Mann einen solchen Schlag zu verpassen, wie er ihn bekommen hatte, wurde fast überwältigend. „Sie glauben doch nicht etwa immer noch, dass ich Jenny geschwängert habe.“
    „Nein“, erwiderte Davidson mit finsterer Miene. „Ich weiß, dass Sie nicht mit ihr geschlafen haben. Aber sie war mit Ihnen aus. Ich hätte von Ihnen erwartet, dass Sie auf sie aufpassen, und mache Sie für das verantwortlich, was geschehen ist. Sie hätten Sie nach Hause bringen müssen.“
    „Wovon reden Sie?“
    „Von dem Abend, als der Jahrmarkt in der Stadt war. Als Sie sich betranken und am Steuer einschliefen.“
    „Und?“
    „Jenny ließ sich von einem Schaustellergehilfen mitnehmen.“
    „Das hat sie mir erzählt. Er hat sie verführt und geschwängert. Ich hatte nichts damit zu tun.“
    Frank schüttelte betrübt den Kopf. „Sie schützt Sie noch immer, Junge. Und ich werde nie begreifen, warum Sie das tut. Der Mann hat sie nicht verführt. Er hat sie vergewaltigt.“

5. KAPITEL
    Vergewaltigt?
    Das Wort dröhnte in Chases Ohren und wurde immer lauter, bis er nichts anderes mehr hören, sehen und fühlen konnte.
    Nein! Nicht Jenny! Es konnte nicht wahr ein. Nicht Jenny. Es musste ein Irrtum. Vielleicht hatte ihr Vater sie missverstanden oder …
    „Nein“, flüsterte er. „Nein. Das hätte sie mir erzählt. Das hätte ich gewusst.“
    Davidsons Blick war kalt. „Niemand wusste es. Dafür hat sie gesorgt. Aber Sie hätten die Vergewaltigung verhindern können. Wenn sie nur ein einziges Mal in Ihrem nutzlosen Leben nicht an sich, sondern an einen anderen gedacht hätten.“
    Chase versuchte zu atmen. Das Stahlband um seine Brust wurde immer enger, bis er glaubte, die Rippen würden ihm brechen. Vergewaltigt? Das war nicht möglich.
    Wortlos drehte er sich und ging den Korridor entlang.
    „Das ist richtig, Junge“, rief Davidson ihm nach. „Laufen Sie weg. Und kommen Sie nie wieder. Mein kleines Mädchen braucht keinen wie Sie.“
    Der Fahrstuhl kam nicht. Fluchend eilte Chase zur Treppe. Unten angekommen, rannte er durch die Halle und über den Parkplatz. Erst als den Bronco auf die Straße fuhr, wurde ihm bewusst, dass er nirgendwohin konnte.
    Im Umkreis von tausend Meilen gab es keinen Menschen, mit dem er reden konnte. Kein Zuhause, in dem er willkommen war. Kein Kind, das lächelte, wenn es seinen Namen hörte.
    Doch, es gab einen Menschen, dem er etwas bedeutete. Jenny. Nach allem, was geschehen war, hatte sie ihm die Tür geöffnet und ihn mit der alten Leidenschaft geküsst. Sie hatte gelächelt, als er in der Mittagspause an ihren Tisch getreten war. Was hatte er bloß getan?
    Er erinnerte sich an den Jahrmarkt. Daran, wie er sich betrank und einschlief. Wie er am nächsten Tag stöhnend im Bett lag. Wie er am Abend Jenny anrief und sie ihm etwas von einer Sommergrippe erzählte und eine Woche lang nicht das Haus verließ.
    Vergewaltigt. Kein Wunder, dass sie ihm aus dem Weg gegangen war. Nicht nur ihm, allen. Es war der Sommer vor dem Erwachsenwerden gewesen. Jenny hatte es nicht verdient, so aus der Jugend entlassen zu werden.
    Jetzt verstand er, warum sie nicht mit ihm hatte schlafen wollen. „Ich liebe dich, aber ich kann nicht“, hatte sie am Fluss geflüstert und ihn mit ängstlichen Augen angesehen. Ihr Schmerz hatte ihn erschreckt. Drei Wochen später war alles vorbei gewesen. An einem Nachmittag hatte er sein Zuhause, seine Zukunft und Jenny verloren.
    Elf Jahre, dachte er, als er an der Ampel nach links abbog. Elf Jahre hatte er sie für etwas gehasst, an dem sie keine Schuld trug. Gestern hatte er sie eine Lügnerin genannt. Die Scham trieb ihm einen üblen Geschmack auf die Zunge.
    Warum hatte sie es ihm nicht erzählt? Er dachte an ihre letzte Begegnung. Er hatte sie zur Hölle gewünscht. Würde sie ihn verstehen und seine Entschuldigung annehmen?
    Chase hielt am Straßenrand und legte den Kopf gegen die Seitenscheibe. Es gab nur eine Lösung. Er würde alles wiedergutmachen. Das war er ihr schuldig.
    Er fuhr weiter. Ihr Haus war nicht weit entfernt. Er sah auf die Uhr. In einer Stunde würde sie von der Arbeit

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