JULIA FESTIVAL Band 78
in Anbetracht der Tatsache, warum sie hier hergekommen war, wäre es höchst unpassend gewesen. War ihm das nicht klar?
„Es geht schon, Simon. Danke“, sagte Rowena abwehrend.
Bevor er sie losließ, drückte er sanft ihre Hand.
Adriana bemerkte es, und ihre bernsteinfarbenen Augen funkelten höhnisch, als sie Simon nachblickte. Sobald er draußen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, eröffnete sie die Feindseligkeiten. „Wie sind Sie dazu gekommen, mit unserem Mr. Delahunty so vertraut zu sein?“
„Lieben Sie meinen Mann, oder ist er nur eine weitere Eroberung für Sie?“, fragte Rowena ruhig, anstatt auf die sarkastische Bemerkung der anderen Frau einzugehen.
Einen Moment lang war Adriana überrascht. „Sie sind aber direkt.“
„Ich möchte eine offene Antwort.“
Adriana steckte es ein. „Ich liebe Phil, und er liebt mich. Es gibt nichts, das Sie dagegen tun können.“
„Sie haben doch sicher gewusst, dass er verheiratet ist.“
„Na und? Er wusste das auch. Ich habe Ihnen nichts weggenommen, das Sie nicht schon verloren hatten. Phil ist zu mir gekommen.“ Adriana wirkte triumphierend und überlegen. Offenbar hatte sie überhaupt kein schlechtes Gewissen.
„Sind Sie verheiratet?“, fragte Rowena.
„Nein.“
„Geschieden?“ Mit zweifellos teurem Make-up perfekt geschminkt, hatte Adriana Leighs Gesicht ein frisches, jugendliches Aussehen. Dennoch war Rowena überzeugt, dass die Frau in den Dreißigern war, vielleicht sogar älter als Phil, der dreiunddreißig war.
„Nein.“ Adriana schien die Befragung zu amüsieren.
„Kinder?“
Adriana lachte spöttisch. „Zwei Abtreibungen.“ Ihre Miene verhärtete sich, als sie hinzufügte: „Und das mache ich nicht noch einmal mit.“
Rowena fragte sich, ob frühere Liebhaber Adriana im Stich gelassen hatten. Sie hatte Mitleid mit ihr, weil sie sich nur allzu gut daran erinnerte, wie sie gelitten hatte, als sie mit Jamie schwanger gewesen war und vergebens auf Simon gewartet hatte. Das Mitleid hielt nicht lange an. Adriana brachte ihr auch keins entgegen. „Hat Phil jemals unsere Kinder erwähnt?“
„Ja, schon.“ Adriana zuckte die Schultern. „Emily ist fünf und Sarah drei. In dem Alter kommen sie ohne bleibendes Trauma über die Trennung hinweg. Und der Junge ist alt genug, um auf sich selbst aufzupassen. Es ist ja nicht so, als hätte Phil eine große Rolle im Leben der Kinder gespielt.“
„Hat er Ihnen das erzählt, oder wollen Sie das gern glauben?“
„Ich weiß, wie viele Stunden Phil pro Woche arbeitet“, erwiderte Adriana überheblich.
„Seit Sie eine Affäre mit ihm haben.“ Das war inzwischen klar. Rowena tadelte sich im Stillen dafür, niemals den Verdacht gehegt zu haben, dass Phil nicht nur aus beruflichen Gründen so viele Überstunden und Geschäftsreisen machte. Wie naiv sie gewesen war, alles seinem Ehrgeiz zuzuschreiben!
„Sein Wunsch, bei mir zu bleiben, sagt Ihnen nichts?“, höhnte Adriana.
Rowena konnte ihre spöttische Belustigung kaum ertragen. Adriana mochte selbstgefällig sein, aber sie hatte nicht Jagd auf den Mann einer anderen gemacht, um die einsamen Stunden auszufüllen. Es kostete Rowena all ihre Willenskraft, ruhig und gelassen zu bleiben. Die Genugtuung, die Beherrschung zu verlieren, würde sie ihrer Gegnerin nicht geben. „Sie glauben, Sie haben Phils Prioritäten geändert. Für kurze Zeit vielleicht“, sagte sie, um Adriana Leighs Überheblichkeit zu erschüttern. „Leidenschaft neigt dazu, auszubrennen.“
„Sie wissen wohl nicht viel über Männer?“, konterte Adriana halb mitleidig, halb herablassend. „Männer haben zwei Gehirne. Wenn man das unter der Gürtellinie befriedigt, kann man das andere manipulieren, wie man will.“
Ihre berechnende Art widerte Rowena an. Phil zog diese Frau ihr vor? „Dann finde ich es seltsam, dass Sie keinen der vielen Liebhaber halten konnten, die Sie offenbar in der Vergangenheit schon hatten.“
„Bis jetzt habe ich das nicht gewollt.“
„Direkt erprobt haben Sie Ihre Theorie also noch nicht, stimmt’s?“, fragte Rowena, doch nichts, was sie sagte, hatte irgendeine Wirkung.
„Finden Sie sich damit ab, Schätzchen, Sie sind geschlagen. Sie haben Phil niemals so befriedigt, wie ich es tue. Das ist eine Tatsache.“ Adriana musterte Rowenas klassisches dunkelblaues Kostüm. „Ich darf wohl behaupten, dass Sie zu sehr Dame sind.“
„Zu einer Beziehung gehört mehr als Sex“, erklärte Rowena.
„Und
Weitere Kostenlose Bücher