JULIA FESTIVAL Band 78
und wusste, dass es aufrichtig gemeint war. Es tat unsagbar weh. Wo warst du, als ich dich brauchte?, dachte sie gequält. Jetzt war es zu spät. Sein Leben war weitergegangen und ihres auch.
Ein Klopfen an der Tür kündigte Adriana Leighs Ankunft an. Rowena stand hastig auf und entfernte sich vom Tisch. Ohne Absicht stand sie dadurch neben Simon, der sich zur Begrüßung seiner Angestellten lediglich umdrehte. Sie suchte weder Schutz noch Hilfe bei ihm, und sie war sich überhaupt nicht bewusst, wie Simon und sie zusammen aussahen, als Adriana Leigh das Büro betrat.
„Guten Morgen, Mr. Delahunty“, sagte sie mit einem strahlenden, gewinnenden Lächeln.
Ihre Eleganz, Weltgewandtheit und Selbstsicherheit waren schockierend offenkundig. Adriana Leigh war keine jüngere, sondern eine sehr erfahrene Frau.
Sie warf Rowena einen schnellen, neugierigen Blick zu, dann konzentrierte sich Adriana Leigh völlig auf Simon. „Was kann ich für Sie tun, Mr. Delahunty?“
Rowena erkannte sofort, dass Adriana Leigh eine Frau war, die sich Männern immer bewusst war und darauf achtete, welche Wirkung sie auf sie hatte. Instinktiv wusste Rowena auch, dass sie nicht darauf zu hoffen brauchte, Mitleid oder Schuldgefühle zu wecken. In einem Zimmer voller Frauen würde sich Adriana Leigh langweilen.
„Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie etwas Zeit für Mrs. Goodman erübrigen könnten“, erwiderte Simon so schneidend, dass es wie ein Befehl klang. „Rowena, das ist Adriana Leigh.“
Ihr Lächeln verschwand einen Moment lang. „Guten Tag, Mrs. Goodman.“ Eine honigsüße Stimme, triefend vor Selbstvertrauen. „Hat Phil Sie gebeten, hier herzukommen?“
Das war eine heimtückische Unverschämtheit.
„Nein. Es war allein meine Entscheidung“, antwortete Rowena und forderte die andere Frau stillschweigend heraus, eine herabsetzende Bemerkung darüber zu machen.
Adriana Leigh schaute wieder Simon an und zog die Augenbrauen hoch. „Dies fällt ziemlich aus dem Rahmen der üblichen Arbeitsanforderungen, Mr. Delahunty“, sagte sie höflich, stellte aber offen seine Autorität in Frage, weil es sich, wie sie alle wussten, um eine Privatangelegenheit handelte.
„Manchmal ergeben sich außergewöhnliche Situationen“, erwiderte Simon ruhig. „Ich setze voraus, dass Sie als Sekretärin eines meiner leitenden Angestellten fähig sind, taktvoll und geduldig mit heiklen Dingen fertig zu werden.“ Er zögerte kurz, und das verlieh seinen Worten etwas Drohendes. „Sollten Sie sich jedoch nicht imstande fühlen …“
„Das meinte ich nicht, Mr. Delahunty. Wie Sie sagten, bin ich es gewohnt, mit solchen Problemen fertig zu werden.“
„Ja, das dachte ich mir“, erwiderte Simon ironisch.
„Ich werde mein Möglichstes tun, um Mrs. Goodman zufriedenzustellen“, versicherte Adriana ebenso ironisch und kam ohne Zögern auf den Tisch zu. Nachdem Simon ihre Fähigkeiten angezweifelt hatte, würde eine elegante, intelligente Karrierefrau wie sie selbstverständlich mitspielen, wenn auch nur, um dem Boss einen Gefallen zu tun.
Rowena konzentrierte sich darauf, Adriana Leigh gründlich abzuschätzen, bevor Simon sie beide allein lassen würde. Sie hatte langes karamellfarbenes Haar mit hellblonden Strähnen, das sorgfältig frisiert war, damit es zerzaust aussah. Es suggerierte, dass Adriana gerade mit einem Mann im Bett gewesen war und nichts dagegen hatte, das Vergnügen jederzeit zu wiederholen.
Sie trug eine langärmelige, durchsichtige cremefarbene Bluse und darunter einen Seidenbody mit dekorativen Spitzenblenden am Dekolleté, der ihren vollen Brüsten nicht genug Halt gab. Ein hellbrauner hautenger Gabardinerock, der bis zum Oberschenkelansatz durchgeknöpft war und durch einen Seitenschlitz bei jedem Schritt auseinanderklaffte, betonte ihre schmale Taille und die üppigen Hüften. Dazu trug sie elegante cremefarbene Pumps mit sehr hohen Absätzen.
Diese Frau strahlte bewusst Sexualität aus, und Rowena bezweifelte, dass irgendein Mann hundertprozentig dagegen gefeit war. Es war leicht nachzuvollziehen, welche Anziehungskraft Adriana Leigh auf Phil ausübte. Die entscheidende Frage war, wie sehr er ihr verfallen war.
„Rowena …“ Simon nahm ihre Hand, um Rowenas Aufmerksamkeit zu erregen. „Ich bin im Büro meiner Sekretärin. Du brauchst mich nur zu rufen.“
Seine aufrichtige Anteilnahme und Fürsorge entging Rowena nicht, und sie verspürte den Wunsch, sich an seiner warmen, starken Hand festzuhalten. Aber
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