JULIA FESTIVAL Band 78
presste die Lippen zusammen.
Es machte ihr das Herz schwer, wie traurig er plötzlich aussah, und heftige Schuldgefühle quälten sie, weil sie ihm sein Kind – seinen Sohn – vorenthalten hatte. Doch Simon hatte jeden Anspruch auf Jamie verwirkt. Phil war der einzige Vater, den Jamie kannte, und er war immer gut zu ihm gewesen. Aber jetzt … Was sollte sie nur tun? Was, wenn Adriana ihren Willen durchsetzte und Phil sich nicht mehr mit Jamie abgeben wollte?
Sein Blick fiel auf den Tisch, und Simon kam und nahm das Milchkännchen. „Noch immer mit Milch und einem Stück Zucker?“, fragte er, ohne aufzusehen.
„Ich möchte keinen Kaffee“, erwiderte Rowena ausdruckslos. Sie wünschte, Simon würde sich nicht daran erinnern, wie sie ihren Kaffee trank. Die Vertraulichkeit tat weh. Alles tat weh. Ich sollte gehen, dachte Rowena. Warum verspürte sie solch einen Widerwillen, es zu tun? Was konnte es denn bringen, dieses beunruhigende Gespräch mit Simon fortzusetzen?
Er stellte das Milchkännchen langsam zurück auf den Tisch, dann schaute er sie durchdringend an. „Soll ich versuchen, deinem Mann Adriana auszuspannen?“
Rowena war verblüfft, dass Simon daran dachte, das für sie zu tun. „Du hast gesagt, du magst keine Menschen, die andere manipulieren.“
„Manchmal kann Feuer nur mit Feuer bekämpft werden.“ Er zuckte die Schultern. „Wenn es dir so viel bedeutet, Phil zurückzubekommen …“
„Nein. Nicht so.“ Rowena schauderte bei dem Gedanken an solch einen unehrlichen Schachzug.
„Wenn du wirklich glaubst, nur mit Phil glücklich sein zu können …“
„Es würde ohnehin nicht funktionieren. Adriana ist nicht dumm, Simon. Du hättest vorhin nicht meine Hand halten sollen.“ Und später hatte er nicht nur ihre Hand genommen, sondern sie in seine Arme geschlossen … Rowena errötete, als sie daran dachte, wie sie auf seine Umarmung reagiert hatte. Es war einfach nicht fair, dass Simon sie noch immer so tief berühren konnte.
„Tut mir leid. Es war nicht meine Absicht, dich zu verärgern“, sagte er leise. Dann fügte er ironisch hinzu: „Ich hätte meine menschlichen Regungen zügeln müssen.“
„Vielleicht hast du es nur gut gemeint, aber Menschen legen die Dinge aus, wie sie wollen, und ein Ruf ist schnell ruiniert. Ich möchte nicht noch mehr Probleme, als ich schon habe, Simon. Deine Sekretärin hätte hereinkommen können, während du mich im Arm gehalten hast. Wie hätte das ausgesehen?“
Sein Blick wurde kühl und abwägend. „Du willst Phil zurück“, sagte Simon, als würde er bereits planen, wie dieses Ziel am besten zu erreichen war.
„Ich habe keine Ahnung, was ich tun soll“, erwiderte Rowena unglücklich. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es für Phil und sie jemals wieder wie früher sein würde. Sein Ehebruch hatte alles kaputtgemacht und würde immer zwischen ihnen stehen, aber den Kindern zuliebe …
„Phil weiß gar nicht mehr, was er an dir hat. Vielleicht würde es helfen, ihn aufzurütteln, damit ihm bewusst wird, was er aufgibt.“
„Wie?“, fragte sie, ohne sich etwas davon zu versprechen. Adriana hatte ihr jede Hoffnung genommen.
„Ich bin sein Boss. Die meisten Menschen würden mich wohl einen sehr begehrenswerten Junggesellen nennen. Adriana hat mich zweifellos dafür gehalten“, sagte Simon sarkastisch.
„Was hat das mit mir zu tun?“ Rowena konnte seinem Gedankengang nicht folgen.
„Manchmal wissen Menschen das, was sie besitzen, erst zu schätzen, wenn jemand anders es haben will. Nimmt dieser Jemand einen höheren Rang ein als sie selbst, gilt das besonders. Legen wir es darauf an, zusammen gesehen zu werden. Benutz mich, um Phil eifersüchtig zu machen“, schlug Simon vor, ohne mit der Wimper zu zucken. „Vielleicht wirst du dann feststellen, dass Phil plötzlich wieder nur dich will.“
„Wenn du denkst, ich würde eine Affäre mit dir anfangen …“ Rowena war schockiert. Sie war einfach nicht dazu fähig, es Phil mit gleicher Münze heimzuzahlen. Und Simon glaubte, sie zu kennen?
„Ich erwarte nicht von dir, dass du mit mir ins Bett gehst. Wir treffen uns einige Male und sorgen dafür, dass es bemerkt wird.“ Simon lächelte beschwörend. „Wir sind früher befreundet gewesen.“
Rowena blickte ihn starr an. Sie konnten nicht mehr befreundet sein. Über Freundschaft waren sie hinausgegangen. Inzwischen war ihr klar, dass Simon sich daran erinnerte, mit ihr geschlafen zu haben. Und seine Anziehungskraft war
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