JULIA FESTIVAL Band 78
viel zu stark. Rowena wusste, dass sie ständig an ihn denken würde, wenn sie ihn öfter sähe. Es würde sie hoffnungslos verwirren. Und was würde das bringen?
„Ich will Phil nicht eifersüchtig machen. Wenn er erst einmal glaubt, ich sei ihm untreu, und mir nicht mehr vertraut … Verstehst du denn nicht? Das würde endgültig alles zerstören. Dann bliebe uns nichts mehr.“
Sein Lächeln verschwand. „Er verdient dich nicht!“, sagte Simon wütend.
„Und du tust es?“, fragte Rowena scharf, unfähig, ihre Gefühle noch länger zu unterdrücken. „Was ist mit den Frauen in deinem Leben, Simon? Mit den intimen Beziehungen, von denen keine gehalten hat? Haben dir deine Partnerinnen wirklich etwas bedeutet? Oder waren sie dir im Grunde ebenso gleichgültig, wie es Adriana wäre, wenn du sie Phil ausspannen würdest?“
„Nein.“ Simon wurde rot vor Zorn. „Ich hätte Adriana nicht angerührt. Ich habe das nur vorgeschlagen, um zu sehen, was du willst.“
„Was ist mit den anderen?“ Sie musste einfach wissen, wie er die Frauen behandelte, mit denen er geschlafen hatte. „Du hast doch nicht all die Jahre immer nur allein gelebt.“
„Natürlich nicht. Niemand ist gern allein“, rechtfertigte sich Simon heftig. „Ich habe es versucht.“ Er schüttelte niedergeschlagen den Kopf. „Immer hat irgendetwas gefehlt.“
„Also hast du sie alle verlassen und aus deinem Leben verbannt.“
„Nein. Sie sind noch gute Freundinnen von mir.“
Mich hast du aus deinem Leben verbannt …
„Ich werde nicht deine Freundin sein, Simon. Niemals.“ Bei dem Gedanken, dass sie diejenige seiner Geliebten war, die ihm am wenigsten bedeutet hatte, wurde Rowena noch verzweifelter. Sie war es ihm nicht einmal wert gewesen, sich mit ihr in Verbindung zu setzen, nachdem sie durch den furchtbaren Unfall getrennt worden waren.
„Rowena, bitte.“ Simon machte einen Schritt auf Rowena zu und streckte die Hände aus.
„Komm nicht näher“, warnte sie ihn. „Fass mich nicht an. Nie wieder.“
„Ich möchte dir helfen. Ich will …“
„Nein! Dass du mich immer noch begehrenswert findest, soll wohl ein Kompliment sein, aber genau das ist eben alles, was zwischen uns gewesen ist. Nur Sex. Du weißt nicht, was Liebe ist. Oder gefühlsmäßige Bindung.“
„Das stimmt nicht.“ Er blickte sie durchdringend an. „Ist es meine Schuld, dass die Frau, die ich liebte, einen anderen geheiratet hat, und die Kinder, die ich mit ihr wollte, Phil Goodmans sind?“
Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und ihr wurde schwindlig. Einen Moment lang schien sich alles um sie zu drehen, doch dann sah sie den Weg, den sie einschlagen musste, klar vor sich. Sie kannte die unwiderlegbare Wahrheit und erinnerte sich nur allzu gut daran, wie sehr sie Simons wegen gelitten hatte. Ihre grünen Augen funkelten vor Wut, als Rowena ihr vernichtendes Urteil über ihn fällte.
„Ich habe Jahre auf dich gewartet. Jahrelang habe ich dir vertraut und gehofft, bis ich mich allmählich damit abzufinden begann, dass dir nichts bedeutet hat, was zwischen uns gewesen war. Jahre, Simon. Und erst dann habe ich Phil Goodman geheiratet. Er hat mir gegeben, was ich von dir nicht bekommen habe.“
Simon war besiegt. Auf diese schonungslosen Tatsachen konnte er nicht antworten. Rowena hatte das befriedigende Gefühl, alles klargestellt zu haben. Noch bevor Adriana erschienen war, hatte sie ihre Handtasche auf einen der Stühle gelegt. Jetzt nahm sie die Tasche und ging an Simon, ihrer ersten Liebe, vorbei zu der Tür, die nicht ins Büro seiner Sekretärin, sondern direkt auf den Flur hinaus führte.
„Rowena, warte! Um Himmels willen! Das ergibt doch überhaupt keinen Sinn.“
Rowena drehte sich zu Simon um. „Lügner! Lügner!“, schrie sie ihn an.
Das brachte ihn zum Schweigen.
Sie öffnete die Tür und ließ ihn zurück.
Wenn sie Phil zurücklassen musste, würde sie auch das tun. Sie brauchte keinen Mann in ihrem Leben, dem sie nicht vertrauen konnte.
Und die Kinder?
4. KAPITEL
„Wann kommt Daddy nach Hause, Mom?“
Die Frage, auf die sie keine Antwort hatte. „Ich weiß nicht, Emily“, sagte Rowena und beugte sich vor, um ihrer fünfjährigen Tochter einen Gutenachtkuss zu geben. Phil hatte nicht angerufen, seit er am Vorabend eindrucksvoll unterstrichen hatte, dass ihre Ehe zu Ende war, indem er das Haus verlassen hatte und zu Adriana Leigh gefahren war.
„Darf ich wieder aufstehen, wenn er bald kommt? Ich will ihm das Bild
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