JULIA FESTIVAL Band 78
sich setzen.“ Simon legte ihr den Arm um die Taille und führte sie ins Wohnzimmer, wo er sie in den nächsten Sessel setzte. „Kopf nach unten, Rowena.“
„Was ist mit Mom?“, fragte Jamie erschrocken.
„Ein kleiner Schwächeanfall, denke ich. Nichts Ernstes“, erwiderte Simon. „Hat sie heute Morgen zum Frühstück etwas gegessen?“
„Ich hab’ sie nur Kaffee trinken sehen.“
„Mom macht einen Plumpudding“, sagte Sarah hilfsbereit.
„Kannst du deiner Mutter eine Tasse Kaffee kochen und Kekse oder ein Stück Kuchen für sie holen, Jamie?“
„Sicher. Du kümmerst dich um Mom, Simon?“
„Ja.“
„Ich will auch Kekse.“ Sarah folgte ihrem Bruder.
Rowena sah auf und bemerkte, dass sie mit Simon allein war.
„Atme einige Male tief ein und aus“, riet er sanft. „Ich gehe nur schnell und schließe die Haustür, damit nichts passiert.“
Damit nichts passiert? Rowena spürte, wie sie hysterisch wurde, und rang nach Fassung. Offensichtlich hatte Jamie alles gehört, worüber Phil und sie am Vorabend gesprochen hatten, und Simon in die Familie zu holen war Jamies Lösung für das Problem. Aber es war keine Lösung. Es machte die Situation nur noch viel komplizierter!
Simon kam zurück, ging vor Rowena in die Hocke und nahm ihre Hände in seine.
„Mir fehlt nichts“, flüsterte Rowena.
„Es tut mir leid, dir einen solchen Schock versetzt zu haben.“
Seine Stimme verriet Besorgnis und aufrichtiges Interesse. Natürlich war er interessiert! Schließlich hatte er gerade einen Sohn bekommen. Und jeder Mann wäre stolz gewesen, Vater eines Jungen wie Jamie zu sein. Jeder außer Phil! Und jetzt würde alles zehn Mal schlimmer werden.
„Das hätte Jamie nicht …“
„Er hat dabei deinen Vorteil im Sinn gehabt, Rowena“, sagte Simon.
Sie sah ihn gequält an. „Wenn Jamie das glaubt, irrt er sich gewaltig, stimmt’s?“
Simon erwiderte ruhig ihren Blick. „Lass mich dir beweisen, dass er es nicht tut.“
„Selbst wenn ich es wollte, ist für dich kein Platz in unserem Leben. Phil hat gedroht, dieses Haus zu verkaufen und uns hinauszuwerfen, wenn ich mich mit dir einlasse, Simon.“
„Du bekommst von mir ein Haus, das niemand außer dir verkaufen kann. Ich lasse es auf deinen Namen eintragen.“
Das Angebot war zu großzügig, um wahr zu sein. Und so lässig hingeworfen, als wäre es überhaupt kein Problem für ihn, ihr ein Haus zu schenken. Rowena schaute Simon starr an. Ihr Misstrauen nahm zu. War es eine weitere hochtrabende Lüge, um sie zu beeindrucken?
„Warum solltest du so etwas tun?“, fragte Rowena argwöhnisch.
Er sah sie unverwandt eindringlich an. „Wenn aus keinem anderen Grund, dann zumindest, weil ich es dir und Jamie schulde.“
Vielleicht fühlte er sich im Moment verpflichtet, für seinen Sohn und dessen Mutter zu sorgen. Das konnte Rowena verstehen. Aber wenn es zur Sache ging, änderte sich alles. Phil hatte ihr das klargemacht. „Du hast gerade erfahren, dass du einen Sohn hast. Aber was ist, wenn die erste Begeisterung nachlässt? Wie lange wird deine Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, anhalten?“
„Für den Rest meines Lebens“, antwortete Simon ruhig.
Rowena wollte es glauben, doch sie konnte nicht. Sie senkte den Blick, schaute auf ihre Hände und entzog sie seinem Griff. Aus Angst, Simon zu nah an sich herankommen zu lassen, wich sie zurück, bis sie mit dem Rücken an die Sessellehne stieß. Es war zu verlockend, sein traumhaftes Angebot als echt zu betrachten.
„Versprechen habe ich früher schon gehört“, sagte sie schließlich mehr zu sich selbst als zu Simon. „Jetzt muss ich mich damit auseinandersetzen, dass sie nicht gehalten wurden. Und ich will nicht noch einmal im Stich gelassen werden. Lieber werde ich selbst mit allem fertig.“
Simon richtete sich auf. So, wie er vor ihr stand, wirkte er sehr groß, eindrucksvoll und entschlossen. „Du musst an Jamie denken, Rowena.“
„Und an meine anderen Kinder! Ich will nicht, dass sie auseinandergerissen werden, weil die Väter sich nur für ihre leiblichen Kinder interessieren. Wenn du glaubst, du kannst deine und Jamies Zukunft planen, ohne seine Schwestern zu berücksichtigen …“
„Ich habe nicht die Absicht, irgendetwas unberücksichtigt zu lassen, Rowena. Diesmal nicht“, unterbrach Simon sie grimmig.
„Was soll das heißen?“
„Dass ich dich und Jamie in meinem Leben haben will. Ich will euch ganz, mit allem, was zu euch gehört, und damit meine ich
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