JULIA FESTIVAL Band 78
Aber ihre Kenntnisse waren hoffnungslos verkümmert. Wenn sie wieder als Sekretärin arbeiten müsste, würde sie erst einen Computerkurs machen müssen, bevor sie sich bewarb. Falls es notwendig werden würde. Sie wusste nicht, wie Unterhaltszahlungen gesetzlich geregelt waren. Phil suchte an diesem Tag einen Anwalt auf. Vielleicht sollte sie sich auch einen nehmen. Zumindest musste sie sich erkundigen, wie ihre Lage war.
„Diesmal brauchst du nicht damit fertig zu werden“, sagte Simon, der ihre Zweifel erriet. „Überlass das einfach mir.“
Wie konnte er nur so zuversichtlich glauben, bewältigen zu können, was Phil zu viel geworden war? „Versuch es, Simon. Wenn du wirklich vor den Problemen stehst, sieht die Sache anders aus, das wirst du schon noch feststellen. Mich beeindrucken Taten mehr als Versprechen“, erwiderte Rowena skeptisch.
„Ist dir damals jemals der Gedanke gekommen, selbst aktiv zu werden? Mir mitzuteilen, dass du schwanger bist?“
Die leise Frage wühlte Rowena auf und machte es ihr schwer, abweisend zu bleiben. Simons gequälter Blick ließ sich nicht einfach abtun.
„Wenn du es mir doch nur gesagt hättest“, fuhr Simon fort, und seine Stimme verriet das grenzenlose Bedauern über all die verlorenen Jahre. Er hatte so viel versäumt. Jamie als Baby und Kleinkind, seine Einschulung, die Sportfeste, bei denen er immer seine Rennen gewann.
Rowena hatte plötzlich ein schlechtes Gewissen und verspürte den Wunsch, sich zu rechtfertigen. Sie hatte Simon immer beschuldigt, nicht zu ihr zurückgekehrt zu sein, aber war es allein seine Schuld? Was wusste sie denn von seinem Leben nach dem Unfall?
„Ich war erst siebzehn, Simon, und meine Eltern … Es war so schlimm. Ich hatte Angst davor, auch nur deinen Namen zu erwähnen, geschweige denn …“ Rowena zuckte bei der Erinnerung an endlose qualvolle Tage, Wochen und Monate zusammen. „Und du hast mir nicht geschrieben. Ich habe nichts von dir gehört.“
„Ich habe geschrieben“, sagte Simon ruhig.
Das hatte er am Vortag auch schon behauptet. Und es war möglich, dass er es getan hatte. Rowena schüttelte verzweifelt den Kopf. „Du verstehst nicht … Alles, was mit dir zu tun hatte, wurde vernichtet. Das Leben war ein Albtraum. Und als Mom erkannte, dass ich schwanger bin, und ich ihr sagen musste, wer der Vater ist, war sie völlig außer sich …“
„Es tut mir leid“, flüsterte Simon. „Du hättest nicht so allein damit sein sollen.“ Er ging wieder in die Hocke und drückte sanft ihre Knie.
Sie bezweifelte, dass er eine Vorstellung davon hatte, wie es für sie gewesen war. „Meine Eltern wollten, dass ich abtreibe“, fuhr sie ausdruckslos fort. „Ich habe mich geweigert, und sie haben mich zu meiner Tante nach Queensland geschickt. Es schien das Beste zu sein. Ich wusste, dass du nicht in der Lage warst, mir zu helfen, und wollte dich, schwer verletzt, wie du warst, nicht damit belasten.“
„Meine Eltern hätten dir geholfen.“
„Wenn ich zu ihnen gegangen wäre, hätten mich meine verstoßen.“
„Ja, natürlich.“
„Ich hielt es für das Richtigste, es durchzustehen und zu warten, bis du nach Hause kommst. Ich dachte … glaubte …“
Simon blickte sie flehend an. „Es gab gute Gründe, warum ich nicht zu dir zurückgekehrt bin, Rowena. Aber ich schwöre dir, dass ich keinesfalls von dir ferngeblieben wäre, wenn ich gewusst hätte, dass du ein Kind von mir hast.“
Sagte er die Wahrheit? Er wirkte so aufrichtig. Rowena fragte sich, ob sie ihn vielleicht ungerecht beurteilt hatte. Was betrachtete er als gute Gründe?
„Ich hätte alles in meiner Macht Stehende für dich und Jamie getan“, fügte Simon heftig hinzu.
Das werde ich niemals wissen, dachte Rowena traurig. Sie würde niemals erfahren, was geschehen wäre, wenn sie damals Kontakt zu ihm aufgenommen hätte. Jetzt war es zu spät, und sie wollte nicht darüber nachdenken. „Es ist sinnlos, darüber zu reden, was hätte sein können.“
„Ja.“ Simon zog die Hände zurück und stand auf. „Und du willst Beweise.“ Plötzlich lächelte er vergnügt. „Du wirst Taten sehen, Rowena.“
Sie blickte ihn starr an, wurde sich bewusst, wie attraktiv er war und wie viel sie einmal für ihn empfunden hatte. Doch sie würde den Fehler, sich in ihn zu verlieben, nicht noch einmal machen. Das würde nur noch mehr Kummer heraufbeschwören. Diesmal würde sie ihrem Verstand und nicht ihrem Herzen folgen. Simon hatte ihr nicht gesagt,
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