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JULIA FESTIVAL Band 78

JULIA FESTIVAL Band 78

Titel: JULIA FESTIVAL Band 78 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy
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„Gehört das alles Ihnen?“
    „Ja. Ich habe es auch selbst entworfen. Möchtest du einen Rundgang machen?“
    Der Junge sah sehr interessiert aus. „Ja, bitte.“
    Eine Viertelstunde später fragte sich Simon, wie viele Prüfungen er bestehen musste, bevor Jamie Goodman verriet, warum er hier war.
    Simon erklärte den Zweck aller Geräte an seinem Arbeitsplatz, demonstrierte, wie man das Zeichenbrett verstellen konnte, führte vor, wie er seine Entwürfe am Computer grafisch gestaltete, und beantwortete eine große Anzahl gescheiter Fragen. Der Junge war äußerst intelligent.
    „Wie alt bist du?“, fragte Simon, als sie zur Modellausstellung gingen.
    Jamie warf ihm einen weiteren forschenden Blick zu. „Wie alt sind Sie?“
    Die schlagfertige Antwort ließ Simon lächeln. „Ich bin fünfunddreißig.“
    „Dann sind Sie älter als …“ Jamie verstummte stirnrunzelnd und drehte sich zu den Modellen um.
    Anscheinend wollte Jamie das Thema Alter nicht weiterverfolgen, und dabei war das doch gerade die Frage, die Simon am meisten beschäftigte. Rowena hatte behauptet, sie habe Jahre auf ihn gewartet. Wenn es stimmte, konnte dieser Junge höchstens acht sein, aber er wirkte älter.
    „Die hab’ ich schon gesehen. Sie sind in Manly gebaut worden“, sagte Jamie, erfreut, die Reihenhäuser wiedererkannt zu haben, über die Rowena am Vortag auch schon eine Bemerkung gemacht hatte.
    „Ja. Deine Mutter sagte, ihr gefalle der Entwurf.“
    Jamie ging zum nächsten Modell. „Mögen Sie meine Mutter?“
    Die Frage klang beiläufig, doch Simon wusste intuitiv, dass sie es nicht war. „Ja. Wir waren früher einmal eng befreundet. Dann hatten der Bruder deiner Mutter und ich einen Autounfall, bei dem er starb und ich verletzt wurde. Meine Eltern haben mich in die Vereinigten Staaten gebracht, damit ich dort von Spezialisten operiert werde, und ich habe deine Mutter lange nicht wiedergesehen.“
    Obwohl der Junge still war und ihn nicht anblickte, hatte Simon das Gefühl, dass Jamie jedes Wort sorgsam abwog.
    „Warum mussten Sie operiert werden?“, fragte er schließlich.
    „Mein Becken und beide Beine waren mehrfach gebrochen. Die Ärzte waren nicht sicher, ob ich jemals wieder würde laufen können.“
    Jamie wandte sich um und schaute auf Simons Beine. „Wie lange hat es gedauert, bis Sie gesund waren?“
    „Achtzehn Monate.“
    Jamie nickte, als stimmte die Antwort mit dem überein, was er zu hören gehofft hatte. „Sie müssen ja übel zugerichtet gewesen sein“, bemerkte er mitfühlend.
    Simon verzog das Gesicht. „Besonders lustig war es nicht.“
    „Nein, wohl nicht.“ Jamie ließ den Blick langsam nach oben gleiten, als wollte er sich ein Bild von seiner, Simons, körperlichen Verfassung machen. „Jetzt sind Sie völlig okay“, entschied er.
    „In Topform“, bestätigte Simon.
    Jamie zeigte auf die Glaswand auf der anderen Seite des Raums. „Die Aussicht interessiert mich. Darf ich?“
    „Bitte, geh nur.“ Simon beobachtete, wie Rowenas Sohn um den Tisch herumging und sich dorthin stellte, wo sie am Vortag gestanden und hinausgeschaut hatte. Es war unheimlich. Wie eng war die Bindung zwischen Mutter und Sohn?
    „Von hier oben können Sie wirklich viel sehen“, sagte Jamie bewundernd.
    „Und die Glaswand gibt viel natürliches Licht“, erwiderte Simon, der das Spiel mitspielte, anstatt den Jungen zu drängen, den Zweck seines Besuchs zu verraten.
    „Sind Sie und Mom jetzt wieder befreundet?“
    Auf die Frage war Simon nicht gefasst, und sie war voller Fallstricke. Was steckte dahinter? Hatten sich Phil und Rowena am Vorabend gestritten, hatte Jamie zugehört und irgendetwas missverstanden? Simon kam schnell zu dem Schluss, dass es am besten war, einfach ehrlich zu sein.
    „Ich möchte gern mit deiner Mutter befreundet sein“, sagte er, „aber ich glaube, sie will das nicht.“
    „Warum nicht?“
    Jamie Goodman ist wirklich gut darin, mich mit seinen Fragen in Verlegenheit zu bringen, dachte Simon. „Da ist dein Vater …“, begann er zögernd.
    „Er ist nicht mein Vater“, widersprach Jamie heftig.
    Nun war Simon sprachlos. Rowena hatte ein uneheliches Kind bekommen? Wann? Von wem? Dem Mann auf dem Foto? Er hockte mit dem Rücken zur Kamera und war nicht zu erkennen. Aber wenn er der Vater war, hatte Rowena nicht gewartet. Es sei denn, die Schwangerschaft war die Folge einer … einer Vergewaltigung gewesen. Simon schauderte. Nein, daran wollte er nicht denken.
    Jamie drehte sich

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