JULIA FESTIVAL Band 78
Vergangenheit war abgeschlossen.
„Guten Morgen“, sagte Simon herzlich. Er ließ den Blick von Rowena zu dem kleinen Mädchen gleiten, das sich eng an seine Mutter schmiegte.
„Hallo, Simon“, erwiderte Rowena. „Das ist Emily.“
„Ich freue mich, dich kennenzulernen, Emily.“ Er ging in die Hocke, damit er sie nicht durch seine Größe einschüchterte. „Was für wunderschöne blaue Augen du hast!“
„Sie sind wie die von meinem Vater.“
„Ja, das stimmt.“
„Kennst du meinen Daddy?“
Rowena wurde starr vor Nervosität. Ihre ältere Tochter war auf Phil fixiert und blieb Simon gegenüber reserviert.
Er lächelte beruhigend. „Ja, er arbeitet mit mir zusammen.“
„Ich hab’ grüne Augen. Wie Mom“, warf Sarah ein.
„Das habe ich bemerkt, Sarah. Sie sind auch wunderschön“, versicherte ihr Simon.
„Dein Haar ist wie das von Jamie.“ Emily machte einen Schritt vorwärts und berührte den Wirbel an seiner linken Schläfe.
Er lachte. „Wir haben wohl alle ein bisschen von jedem. So ist das in Familien.“
Emily nickte. Sie war offensichtlich zufrieden, weil sie etwas Vertrautes gefunden hatte. Jetzt war Simon kein Fremder mehr, und sie konnte ihn akzeptieren.
Ihm war es gelungen, Emilys anfängliches Misstrauen zu zerstreuen und kein Unbehagen aufkommen zu lassen. Rowenas Anspannung ließ nach.
Simon richtete sich auf und bezog Jamie in das Gespräch ein. „Könnt ihr alle schwimmen?“, fragte er seinen Sohn.
„Mom und ich ja, die Mädchen nicht.“
„Fahren wir nicht zum Schloss?“, rief Sarah.
„Doch, natürlich. Aber es hat einen Schlossgraben.“
„Simon!“, schalt Rowena.
„Ich meine, das Haus hat einen Swimmingpool“, verbesserte er schnell, fügte dann jedoch hinzu: „Wenn ihr nicht schwimmen könnt, ist das nicht schlimm. Dann setzen wir eben in einem Kahn über, aber ihr braucht Badeanzüge. Habt ihr welche?“
„Ja!“, schrien alle drei und rannten ins Haus.
„Du siehst in Grün atemberaubend schön aus“, sagte Simon leise.
Darauf war Rowena nicht vorbereitet gewesen. Sie wurde rot. Den smaragdgrünen Leinenrock, das weiße T-Shirt und die grüne dreiviertellange Bluse hatte sie angezogen, weil sie sportlich-elegante Kleidung für den Ausflug an diesem Tag am passendsten hielt. Ein Kompliment hatte sie nicht erwartet, und sein bewundernder Blick machte sie nervös.
„Ich dachte, wir würden uns ein Haus ansehen“, sagte sie.
„Es gehört mir, deshalb können wir tun, was wir wollen. Wenn es dir und den Kindern gefällt, ist es deins.“
Einfach so! Rowena war sprachlos. Sie schaute Simon forschend an und stellte schockiert fest, dass es ihm völlig ernst damit war. „Ich habe das nicht so gemeint“, sagte sie hilflos. „Nicht wirklich.“
„Ich schon.“
Rowena versuchte verzweifelt, ihm zu erklären, warum sie sich so benommen und diese abenteuerlichen Forderungen gestellt hatte. „Ich hatte das Gefühl, dass alles auf mich einstürzt, Simon. Und Phil …“
„Ich habe mit Phil gesprochen. Du brauchst dir überhaupt keine Sorgen zu machen. Er akzeptiert, dass ich dich und die Kinder sehe. Tatsächlich glaubt er, dass es ziemlich viele Vorteile für ihn hat, wenn du mich heiratest.“
„Du hast zu Phil gesagt, du würdest mich heiraten?“, flüsterte Rowena. Simon ging zu weit. Er handelte übereilt.
„Ich habe ihm mitgeteilt, es sei das, was ich will.“
„Und was ich will, zählt wohl nicht?“ Sie konnte in diesem Moment nur daran denken, dass Phil alle seine Verpflichtungen einfach auf Simon abwälzte. Nicht nur Jamie, sondern auch … „Unser Haus. Phil wird es verkaufen.“
„Du bekommst von mir ein anderes.“
Rowena geriet in Panik, als Simon noch einmal bestätigte, wie ernst er es meinte. „Aber das würde mich an dich binden, und eine so weit reichende Entscheidung will ich nicht treffen. Das kannst du nicht von mir erwarten. Wir … Es ist so lange her, und … und da sind die Kinder …“
„Du bist sowieso an mich gebunden, Rowena. Durch Jamie“, sagte Simon leise.
Damit hatte er Recht. Rowena beruhigte sich einen Moment lang und berücksichtigte auch, dass sie auf Phil nicht mehr zählen konnte. Überhaupt nicht mehr. Er hatte Simon zweifellos den Schwarzen Peter zugeschoben. Aber Simon sollte besser nicht glauben, dass sie sich ihm zuschieben ließ.
Rowena blickte ihn herausfordernd an. „Betrachte mich nicht als selbstverständlich.“
„Das tue ich auch nicht. Das werde ich niemals“,
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