JULIA FESTIVAL Band 78
war ein echtes Vergnügen. Simon lachte und spielte mit den Mädchen und brachte ihnen bei, Arme und Beine so zu bewegen, dass sie von der Stelle kamen. Bald paddelten Emily und Sarah selbstbewusst allein durch das Becken, und Jamie spornte seine Schwestern an, noch mutiger zu werden.
„Es ist herrlich“, schwärmte Rowena glücklich, während sie beobachtete, wie ihre Töchter herumtollten und Jamie U-Boot spielte. „Wie bist du auf die Idee gekommen, dir ein Schwimmbad einzubauen?“ Simon und sie saßen auf den Stufen, die ins Wasser führten, bereit, den Kindern notfalls zu Hilfe zu eilen. Da er nicht antwortete, wandte sie sich zur Seite und blickte ihn an. „Soweit ich mich erinnere, warst du früher kein leidenschaftlicher Schwimmer.“
Simon lächelte ironisch. „Es ist zur Gewohnheit geworden. Nach den Operationen hat man mir Hydrotherapie verordnet, und später war Schwimmen der beste Sport für den Muskelaufbau in den Beinen.“
Die Narben an seinen Beinen waren verblasst, aber noch sichtbar, und Rowena fragte sich, wie viele Operationen nötig gewesen waren, bis Simon wieder hatte laufen können. Sie hatte schon lange nicht mehr darüber nachgedacht, welche körperlichen und seelischen Schmerzen er hatte ertragen müssen.
„Was stand in dem Brief, den du mir geschrieben hast?“ Rowena wollte es plötzlich wissen. Sie wollte verstehen, was in jenen traurigen Monaten nach Benedicts Tod in ihm vorgegangen war.
Simon verzog das Gesicht.
„Du brauchst es mir nicht zu erzählen, wenn du nicht möchtest“, fügte sie schnell hinzu. „Ein neuer Anfang“, hatte er gesagt, und sie selbst war dagegen gewesen, die Vergangenheit aufzurühren. Jetzt fing sie doch wieder damit an, und es war nach all der Zeit nicht fair. Menschen änderten sich. Sie hatte sich verändert. Wahrscheinlich zum Schlechteren, dachte Rowena wehmütig.
„Ich wollte erfahren, wie es dir geht“, erwiderte Simon langsam, als suchte er nach den richtigen Worten. Er schöpfte eine Hand voll Wasser und ließ es durch die Finger rinnen. „Ich wusste, dass Benedicts Tod dich hart getroffen haben musste. Der Schock, die Trauer, die plötzliche Leere in deinem Leben. Ich habe mir große Sorgen darüber gemacht … wie du damit fertig wirst. Mit allem.“
Auch damit, dass er fort gewesen war? Hatte Simon irgendeine Vorstellung davon, wie sehr sie ihn vermisst hatte? Er sah auf, und sein Blick verriet ein solch tiefes Bedauern, dass ihr der Atem stockte. Als Simon weitersprach, war sie überzeugt, dass er die Wahrheit sagte.
„Ich war beunruhigt, weil ich in der Silvesternacht ohne Schutz mit dir geschlafen hatte. Das war ja nicht geplant … Du warst einfach unwiderstehlich, Rowena, aber hinterher … Ich habe dich in dem Brief gefragt, ob du schwanger seist. Und dich gebeten, dich in dem Fall sofort mit mir in Verbindung zu setzen.“
„Was hättest du getan, wenn ich dir geschrieben hätte?“, fragte Rowena, froh, dass er an das Risiko und die möglichen Folgen ihrer gemeinsamen Nacht gedacht hatte.
„Ich hätte meine Eltern veranlasst, dich zu mir in die Staaten zu bringen, damit wir überlegen können, was am besten für dich ist.“
„Keine Heirat?“, spottete Rowena leichthin, war jedoch enttäuscht.
„Ich fand es nicht richtig, dich unter den Umständen an mich zu binden“, erwiderte Simon leise. „Meine Chancen, jemals wieder laufen zu können, standen nicht gut.“
„Oh!“ Rowena spürte, dass sie errötete, und wandte sich ab. Er hatte ans Heiraten gedacht, sich aber mehr um ihre Zukunft gesorgt.
„Ich habe auch geschrieben, du sollest nicht auf mich warten, wenn du nicht schwanger bist, sondern dein Leben weiterführen und Geisteswissenschaften studieren, wie du es vorgehabt hattest, da ich vielleicht sehr lange fortbleiben würde. Und du sollest dich frei fühlen, mit anderen jungen Männern ausgehen und deine Jugend genießen.“
„Du hast nicht geglaubt, dass ich dich wollte?“, flüsterte Rowena. Sie wünschte, sie hätte dieses Gespräch nie begonnen.
„Ich habe daran gedacht, dass es für dich vergeudete Jahre wären, wenn ich nie wieder gesund würde.“
„Und deshalb gab es nur einen Brief“, sagte sie traurig. „Du hast mich freigegeben.“
„Ja, ich meinte, das hätte ich getan.“
Jetzt musste sie alles wissen, die ganze Wahrheit. „Wie lange hat es gedauert, bis du völlig geheilt warst?“
„Achtzehn Monate. Ich habe sehr hart an mir gearbeitet, damit ich zu dir zurückkehren
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