JULIA FESTIVAL Band 78
verschickt werden. Nun musste sie, Antonia, sich nur noch mit Diana Goldbach, der Reporterin und Klatschkolumnistin, verabreden, damit die noch rechtzeitig die Werbetrommel rühren konnte.
Bereitwillig nahm Diana Goldbach Antonias Einladung zum Mittagessen an. Das war kein Wunder, denn Antonia hatte oft interessante Storys für die Reporterin parat.
Diana war die geborene Klatschspaltenreporterin, und ihrer Meinung nach besaß Antonia die seltene und außerordentliche Fähigkeit, Ereignisse zu inszenieren. Wenn Antonia etwas veranstaltete, fiel für Diana meistens eine gute Story ab, und deshalb wusste die Reporterin die Freundschaft mit Antonia sehr zu schätzen.
Die beiden Frauen lächelten sich über den Tisch hinweg an. Sie saßen im Kable’s, dem Restaurant des Regent Hotels.
Dass sie fast doppelt so alt war wie Antonia, sah man Diana überhaupt nicht an. Sie wirkte wie eine Mittdreißigerin, hatte blonde Haare, eine gute Figur und kleidete sich stets wie ein Mannequin. Außerdem besaß sie einen äußerst scharfen Verstand.
Antonia sah in Diana die perfekte Verbündete. „Ich benötige deine Hilfe, Diana. Dafür wirst du, das verspreche ich dir, den größten Spaß deines Lebens haben.“
„Erzähl“, bat Diana und schaute ihre Freundin erwartungsvoll an.
Antonia berichtete genauestens und in den schillerndsten Farben, wie sie sich den Abend vorstellte.
Mehrmals musste Diana sich den Bauch halten vor Lachen.
„Das gefällt mir!“, rief sie schließlich aus. „Wenn ich dich richtig verstanden habe, willst du, dass ich …“
„Bloß nichts, was man als Beleidigung, Verleumdung oder noch Schlimmeres auffassen könnte“, warnte Antonia. „Wir brauchen Schärfe und vielleicht ein wenig Bosheit, mehr nicht.“
„Kein Problem!“, erklärte Diana schmunzelnd.
„Das wird die Industriehaie irritieren. Wir wollen ihnen die Masken von den Gesichtern reißen. Und zwar all denjenigen, die glauben, mit ihrem Reichtum herumprahlen zu müssen.“
„Klasse!“
„Wir brauchen zuvor bloß ihren Kampfgeist zu wecken, jeder will dann natürlich der Gewinner sein.“
„Überlass das nur mir, meine Liebe. Das ist schon so gut wie in der Presse. In einigen Jahren wird man das Motto dieser Auktion in die ‚Nacht der großen Wohltäter‘ umtaufen.“
„Wohl eher in ‚Blamage der Industriegiganten‘“, korrigierte Antonia sie.
Diana Goldbach musste sich höchst undamenhaft wieder den Bauch halten vor Lachen.
Während Antonia am Freitagnachmittag nach Hause fuhr, nahm sie sich vor, den Rest des Tages damit zu verbringen, den gesamten Ablauf der Wohltätigkeitsveranstaltung zu planen. Das würde sie, Antonia, von den Gedanken an Scott ablenken, dem sie morgen gegenübertreten musste. Noch immer wusste sie nicht, was er verkünden wollte. Es hatte sich bisher einfach nicht bewerkstelligen lassen, das herauszufinden.
Als ob die Dinge nicht schon kompliziert genug gewesen wären, rückte Jocelyn mit einer alles umwerfenden Neuigkeit heraus, gleich nachdem Antonia nach Hause gekommen war.
„Du hast was getan?“, schrie Antonia, und ihre Stimme überschlug sich fast.
„Ich konnte nicht anders!“ Jocelyn rang die Hände und ging nervös in Antonias Zimmer auf und ab. Sie sah zerknirscht aus und blickte ihre Stiefschwester immer wieder um Verständnis flehend an. „Bitte, Toni, ich liebe ihn. Dir kann das doch nichts ausmachen. Ich bitte dich ja nur darum, Robert einzuladen, dich am Wochenende zu begleiten. Scott habe ich schon gefragt. Er ist einverstanden. Tu mir bitte, bitte, den Gefallen, bis ich die richtige Gelegenheit finde, Scott zu sagen, dass ich mich in jemand anders verliebt habe. Danach können Robert und ich verschwinden.“
„Und Ray und ich sollen Scott dann wohl trösten, was?“ Antonia geriet in Panik bei dem Gedanken, welche Erniedrigung das alles für ihn sein musste.
„Oh Toni! Du bekommst doch immer alles in den Griff. Vater und Scott verstehen sich gut, haben viel Respekt voreinander. Wenn ihr bleibt, wird es schon nicht so schlimm werden. Außerdem weiß ich ganz genau, dass Scott mich nicht liebt.“
„Wieso bist du so sicher, dass Scott dich nicht liebt?“, fragte Antonia.
„Weil Robert mich liebt“, erklärte Jocelyn.
„Was für ein Unsinn! Das eine schließt doch das andere nicht aus.“
„Scott … bin ich nicht gewachsen, und er hält mich noch für ein unreifes Kind. Mit Robert ist das anders. Wir mögen uns einfach so, wie wir sind.“ Ein viel sagendes
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