JULIA FESTIVAL Band 78
an, und ihr Herz begann schneller zu schlagen. In seinen dunklen Augen spiegelten sich eine gewisse Amüsiertheit, Bewunderung, aber auch eine starke freudige Erwartung wider.
Zweifellos besaß Scott noch viele Wesenszüge, die sie, Antonia, nicht kannte. Auch wenn es gefährlich werden konnte, sie zögerte nicht mehr, sich ihren Gefühlen zu stellen. Die Herausforderung ihres Lebens stand am Swimmingpool und zog sie unwiderstehlich an.
Scott trat auf Antonia zu, hakte sie wie selbstverständlich unter und stellte ihr die am Swimmingpool sitzenden Gäste vor.
Die meisten der Anwesenden kamen aus dieser Gegend und gehörten der altansässigen, reichen Gesellschaftsschicht an, deren Erkennungszeichen unter anderem eine überaus große Selbstsicherheit ist.
In Gedanken notierte Antonia Namen von Personen, die als Kandidaten für die Auktion in Frage kamen. Lillian würde noch mehr Einladungen verschicken müssen.
Ab und zu bemerkte Antonia, dass Ray ihr unwillige Blicke zuwarf. Jocelyn und Robert hatten sich von den anderen Gästen zurückgezogen, saßen allein an einem kleinen Tisch am Pool und waren in ein Gespräch vertieft. Scott schien das überhaupt nicht zu stören. Und das war wohl der Grund, warum Ray immer ärgerlicher wurde.
Antonia fand es ein wenig unfair von ihm, ausschließlich sie für die Entwicklung der Dinge verantwortlich zu machen. Sollte Ray doch mit Jocelyn sprechen! Dieses Mal fühlte Antonia sich wirklich schuldlos. Als Ray sie schließlich um ein Gespräch unter vier Augen bat, war sie dennoch bereit, wieder einmal jegliche Verantwortung auf sich zu nehmen.
Ray führte seine Stieftochter ein Stückchen beiseite.
„Antonia …“, begann er dann und hörte sich ratlos an, „ich verstehe nicht … Es passt nicht zu dir, so freundlich zu …“
„Ray“, unterbrach sie ihn, „du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Jocelyn und Robert sind wahnsinnig ineinander verliebt und benötigten jemand, der das Scott beibrachte und ihn tröstete. Das war und ist heute meine Aufgabe. Und du musst zugeben, Scott sieht nicht gerade aus, als ob er leide, oder?“
Unterschiedliches schien sich in Ray abzuspielen. Er sah Antonia an. Dann sah er zu Scott und schließlich wieder zu ihr.
„Aber … aber du magst ihn doch gar nicht“, sagte er. „Antonia, du solltest niemals mit den Gefühlen eines Mannes spielen, schon gar nicht mit denen Scott Setons …“
„Ich versichere dir, Ray, ich habe alles unter Kontrolle.“
Nicht ganz, dachte sie, denn gerade warf Scott ihr einen Blick zu, und wieder fing ihr Herz an zu rasen.
Ray schaute skeptisch drein.
„Wie ich bereits zu Jocelyn gesagt habe, beginne ich Scott zu mögen“, fuhr Antonia rasch fort. „Also keine Angst, ich werde ihn nicht verletzen. Ich versuche nur, Ersatz zu sein für jemanden, den er niemals wirklich haben wollte. Und wer kann schon wissen, ob das nicht der beste Weg ist?“
„Antonia …“ Er seufzte.
„Ray, ich habe entdeckt, die einzige Gewissheit auf der Welt ist, dass es keine Gewissheit gibt“, erklärte sie überzeugt. „Es gibt Wahrscheinlichkeiten und Möglichkeiten, an denen man arbeiten muss. Soweit ich die Dinge beurteilen kann, läuft momentan alles bestens. Also hör auf, dir Sorgen zu machen.“ Sie küsste ihren Stiefvater auf die Wange, lächelte ihm zu und kehrte zu der Gruppe um Scott Seton zurück.
Sofort ergriff Scott ihre Hand und zog Antonia neben sich.
Später gab es für die Gäste ein Barbecue. Antonia und Scott saßen mit Jocelyn und Robert an einem Tisch. Alle schienen guter Laune zu sein.
Antonia kam zu dem Schluss, dass Robert Gilbert ein äußerst netter Schwager werden würde. Aber natürlich kann er Scott nicht das Wasser reichen, dachte sie.
Gleich nach dem Essen stand Scott auf, sah sie strahlend an und zog sie kurzerhand vom Stuhl hoch. „Sie waren so freundlich, mir den Rosengarten Ihrer Mutter zu zeigen, Toni. Ich meine, es wird Zeit, dass ich Sie in den so genannten Geheimgarten meiner Mutter führe. Es gibt dort einiges, was Ihnen sicherlich gefallen wird.“
Natürlich wandten weder Jocelyn noch Robert etwas dagegen ein, dass Scott Antonia entführen wollte. Und die hatte kein schlechtes Gewissen, die Stiefschwester und den zukünftigen Schwager allein zu lassen. Sie freute sich auf den Spaziergang und sprudelte beinah über vor Lebensfreude. Vielleicht trug der Landwein dazu bei, den Antonia während des Barbecue getrunken hatte. Vor allem aber fühlte sie sich in
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