JULIA FESTIVAL Band 84
schmiegte sich an ihn und hoffte inbrünstig, dass er in vielen Jahren noch genauso empfinden würde.
10. KAPITEL
Die neuen Kollektionen, die Sarah in London gezeigt hatte, waren ein überwältigender Erfolg gewesen. Aber langsam schwand die Freude über dieses tolle Ergebnis dahin. Sarah war furchtbar müde und erschöpft. Sie fieberte dem Moment entgegen, in dem das Flugzeug auf dem australischen Flughafen aufsetzte, wo sie von Ben und den Kindern erwartet wurde.
Wie sehr hatten sie ihr gefehlt! Sarah gelangte allmählich zu der Einsicht, dass Ben mit seiner Bemerkung, wie unwesentlich und unwichtig der Erfolg sei, im Recht war. Man gewöhnte sich irgendwie daran, vor allem, wenn er sich zu leicht einstellte.
Sarah grübelte nach und dachte: Womöglich ist es an der Zeit, jetzt aufzuhören … Doch da war immer noch Paris.
„Wie glücklich müssen Sie sein, dass Sie einen Mann wie Ben haben, zu dem Sie heimkommen können“, unterbrach die junge Frau, die neben Sarah im Flugzeug saß, deren Gedanken mit einem tiefen Seufzer.
Überrascht blickte Sarah sie an. Sie hatte geglaubt, dass Penny Walker noch auf Wolken schwebte und ihren Triumph auskostete. Ihre Modelle waren selbst von den gefürchtetsten Kritikern der Modewelt himmelhoch gelobt worden. Warum hatte Penny diese Worte derart niedergeschlagen und seufzend ausgesprochen?
„Ja, Penny, ich bin glücklich“, bestätigte Sarah weich. Sie war schöpferisch nicht so begabt wie Penny Walker, aber selbst das größte Talent vermochte das nicht zu ersetzen, was Ben ihr gab. Ein Glücksgefühl ergriff sie, als sie daran dachte, dass sie bald wieder mit ihrem Mann und ihren Kindern zusammensein würde.
Noch einmal seufzte Penny schwer auf. „Das Gefühl, eine der wichtigsten Modehochburgen erobert zu haben, ist unbeschreiblich, Sarah. Aber hinterher …“ Penny verstummte. Dann wandte sie Sarah das Gesicht zu und lächelte in wehmütigem Spott. „Ich muss mich wohl oder übel wieder ganz in meine Arbeit hineinknien und noch mehr Kleider, noch aufregendere Kollektionen entwerfen. Das ist ja alles, was ich in meinem Leben habe. Doch zu einem Ben Haviland heimkehren zu können … Sarah, Sie besitzen wirklich alles, was eine Frau sich erträumt und sich wünscht.“
Sarah spürte, wie sehr Penny unter der Einsamkeit litt, wusste jedoch beim besten Willen nicht, wie man ihr helfen sollte. „Eines Tages werden auch Sie jemanden finden, der Sie aufrichtig liebt, Penny“, sagte Sarah und drückte Penny tröstend die Hand. „Vielleicht schon sehr bald einen aufregenden, charmanten Franzosen, der Sie maßlos verehrt. Urplötzlich wird jemand in Ihrem Leben auftauchen, und Sie werden glauben, gar nicht wirklich gelebt zu haben, bevor Sie ihn kennenlernten.“
Mit einem versonnenen Lächeln hielt Sarah einen Augenblick inne, als sie sich an ihre erste Begegnung mit Ben erinnerte. „Ich bin achtundzwanzig Jahre alt gewesen, als ich Ben kennenlernte und er mich im wahrsten Sinne des Wortes von den Füßen und mit sich riss. Sie sind erst siebenundzwanzig, Penny. Verlassen Sie sich darauf, einmal treffen auch Sie bestimmt den richtigen Mann.“
Pennys trauriges Lächeln wich einem hoffnungsvollen, sehnsüchtigen. „Meinen Sie, Sarah? Nun gut, dann freue ich mich jetzt schon auf ihn.“
Sarah befasste sich danach wieder mit ihren eigenen Gedanken. Sie konnte sich ein Leben ohne Ben überhaupt nicht mehr vorstellen. Bald würden sie ihren fünften Hochzeitstag feiern, und sicherlich auch dieses Mal auf die ungewöhnlichste Art, denn Ben kam immer mit den tollsten Ideen.
Ich werde mich nur noch um die Organisation von Pennys Modenschau in Paris kümmern, aber die ist dann endgültig die letzte, dachte Sarah. Ihr Schwanengesang … Irgendwie fühlte sie sich Penny gegenüber verpflichtet, das zu tun.
Sie schloss die Augen und überließ sich den Erinnerungen an das, was sich damals und später ereignet hatte: Die Konferenz im Warenhaus, mit der alles begann; Julians überflüssiger Anruf, der Sarah daran hinderte, den Vertrag mit Penny Walker durchzupauken …
Ja, der Vertrag! Wenn ich nicht so wild darauf versessen gewesen wäre, Pennys aufregende Modelle in unserem Geschäft zu verkaufen, hätte ich Ben nie kennengelernt, schoss es Sarah durch den Kopf. Halt, das stimmte nicht. Sie und Ben wären trotzdem zusammengekommen. Denn das Schicksal hatte sie füreinander bestimmt.
Auf einmal lachte Sarah leise in sich hinein. Sie dachte gerade an Julian, der jetzt
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